Auswirkungen von CBD auf Schmerzen
Ob CBD tatsächlich Schmerzen reduziert, war bisher selbst unter Fachleuten umstritten. Jetzt wurde die Wirksamkeit von CBD zur Behandlung von Schmerzen untersucht. Die Ergebnisse zeigen die Auswirkungen von CBD selber sowie einen auftretenden Placebo-Effekt auf vorliegende Schmerzen.
CBD bewirkt keine signifikanten Effekte für die Schmerzschwelle, die Toleranz oder die Intensität, kann aber einzelne Schmerzergebnisse unterschiedlich stark beeinflussen, so das Ergebnis einer Untersuchung unter Beteiligung von Forschenden der Syracuse University. Die Studie wurde in dem englischsprachigen Fachblatt „Experimental and Clinical Psychopharmacology“ publiziert.
CBD wird als schmerzlindernd beworben
CBD wird häufig als eine Art Wundermittel angepriesen und ist mit riesigen Umsätzen weltweit verbunden. Anbieter von CBD preisen besonders dessen Wirksamkeit bei der Linderung von Schmerzen an. Trotzdem gab es bisher nur wenige experimentelle Untersuchungen am Menschen über die tatsächliche Wirksamkeit von CBD, berichten die Fachleute.
Rolle des Placebo-Effekts bei CBD?
Bei ihrer aktuellen Studie untersuchten die Forschenden, ob CBD tatsächlich Schmerzen lindert, und welche Rolle ein möglicher Placebo-Effekt dabei spielt. „Für die Wissenschaft und die breite Öffentlichkeit blieb die Frage, ob die Schmerzlinderung, die CBD-Anwender zu erleben behaupten, aufgrund von pharmakologischen Effekten oder Placebo-Effekten auftritt”, erläutert Martin De Vita von der Syracuse University.
Dies sei eine durchaus berechtigte Frage, denn es ist bekannt, dass allein die Aussage, dass eine Substanz die Fähigkeit hat, Schmerzen zu lindern, tatsächlich robuste Veränderungen in der Schmerzempfindlichkeit verursachen kann. Dies werde auch als Erwartungseffekt bezeichnet.
Die Forschungsgruppe führte die erste systematische Überprüfung und Meta-Analyse der experimentellen Forschung durch, welche die Auswirkungen von Cannabinoid-Medikamenten auf Schmerzen untersucht. Diese erste experimentelle Schmerzstudie zu CBD liefert nach Ansicht des Teams konsistente und gleichzeitig bemerkenswerte Ergebnisse.
Weniger unangenehmer Schmerz dank CBD?
Neben anderen Erkenntnissen zeigen die Daten, dass CBD und die Erwartung, CBD zu erhalten, die experimentelle Schmerzintensität nicht zu reduzieren scheinen, aber den Schmerz weniger unangenehm erscheinen lassen, erklären die Fachleute.
Für die Untersuchung wurden hochentwickelte Geräte genutzt, die experimentellen Hitzeschmerz sicher induzieren. So konnte vom Team untersucht werden, wie das Nervensystem der Teilnehmenden auf den Schmerz reagiert.
Schmerzreaktion nach Placebo oder CBD
Dann wurde reines CBD oder ein Placebo verabreicht, um danach erneut die Schmerzreaktionen und mögliche Veränderungen festzustellen, erläutern die Forschenden. In einigen Fällen wurde den Teilnehmenden gesagt, dass sie CBD erhielten, während sie in Wirklichkeit ein Placebo bekamen, oder es wurde ihnen gesagt, dass sie ein Placebo erhielten, während sie tatsächlich CBD bekamen, erklärt das Team.
„Auf diese Weise konnten wir herausfinden, ob es das Medikament war, das die Schmerzen linderte, oder ob es die Erwartung war, nachdem sie das Medikament erhalten hatten”, erläutert Studienautor De Vita in einer Pressemitteilung der Syracuse University. „Wir stellten die Hypothese auf, dass wir in erster Linie erwartungsinduzierte Placebo-Analgesie (Schmerzlinderung) feststellen würden. Was wir jedoch nach der Messung mehrerer verschiedener Schmerzergebnisse gefunden haben, ist, dass eigentlich ein bisschen von beidem vorliegt“, fügt der Experte hinzu.
Welche Auswirkungen wurden festgestellt?
Mit anderen Worten ausgedrückt: Das Team stellte Verbesserungen bei den Schmerzmessungen fest, welche durch die pharmakologischen Effekte von CBD und die psychologischen Effekte der bloßen Erwartung verursacht wurden. Dies ist nach Aussage der Forschenden sowohl bemerkenswert als auch überraschend.
Die Daten seien ziemlich komplex, da verschiedene Schmerzmaße unterschiedlich auf die Medikamentenwirkung, auf die Erwartung oder sowohl auf das Medikament als auch auf die Erwartung in Kombination reagierten, fügt die Forschungsgruppe hinzu.
Die Fachleute versuchen jetzt herauszufinden, was hinter den unterschiedlichen Daten mit verschiedenen Arten von Schmerzmaßen steckt. Der nächste Schritt sei die Untersuchung der Mechanismen, welche diesen Befunden zugrunde liegen, und herauszufinden, warum die Annahme, dass CBD eingenommen wurde oder die Einnahme von CBD selber, bestimmte Reaktionen auf einen Schmerzreiz auslösen.
Schmerz hat viele Dimensionen
Die meisten Menschen denken bei Schmerzen an eine Art An- und Ausschalter, entweder man hat Schmerzen oder man hat sie nicht. Schmerz sei aber vielmehr eine komplexes Phänomen mit mehreren Dimensionen, welche von psychologischen und biologischen Faktoren beeinflusst werden, so De Vita. Während beispielsweise die Schmerzintensität eine sensorische Dimension des Schmerzes widerspiegele, stellte die Unangenehmheit einen affektiven oder emotionalen Aspekt des Schmerzes dar, berichtet der Experte.
„Wenn man sich den Schmerz als ein schädliches Geräusch vorstellt, welches aus einem Radio kommt, kann die Lautstärke die Intensität des Schmerzes darstellen, während der Sender die Qualität repräsentiert”, erläutert De Vita. Cannabinoid-Medikamente reduzieren zwar nicht die Lautstärke des Schmerzes, aber sie wechseln quasi den Sender, wodurch der Schmerz etwas weniger unangenehm wurde, erklärt der Mediziner.
CBD mach Schmerz weniger unangenehm
Die Forschenden haben also herausgefunden, dass CBD und damit verbundene Erwartungshaltungen das Ausmaß des Schmerzes zwar nicht signifikant reduzierten, aber sie machten den Schmerz weniger unangenehm, erklärt De Vita.
Das Team stellte fest, dass die pharmakologischen Effekte von CBD manchmal einige Dimensionen des Schmerzes reduzierten, aber die Erwartungshaltung nicht. Manchmal führten pharmakologische Effekte und die Erwartungshaltung jeweils zur Schmerzreduzierung und bei manchen Dimensionen des Schmerzes half dagegen nur die Erwartungshaltung, berichtet das Team.
Quelle von CBD spielt wichtige Rolle
Eigentlich wollten die Forschenden in erster Linie eine erwartungsbedingte Schmerzlinderung nachweisen, die Ergebnisse der Studie seien jedoch wesentlich komplexer. Ein wichtiger Hinweis, den es zu beachten gilt, ist nach Aussage der Forschenden die Quelle des CBD. Die Fachleute verwendeten bei ihrer Studie reines CBD-Isolatöl. „Kommerziell erhältliche CBD-Produkte unterscheiden sich in ihrem Gehalt und ihrer Reinheit, so dass die Ergebnisse für verschiedene CBD-Produkte unterschiedlich ausfallen können, je nachdem, welche anderen Verbindungen sie enthalten oder nicht“, fügt De Vita hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Martin J. De Vita, Stephen A. Maisto, Christina E. Gilmour, Lauren McGuire, Tarvin Elizabeth et al.: The effects of cannabidiol and analgesic expectancies on experimental pain reactivity in healthy adults: A balanced placebo design trial., in Experimental and Clinical Psychopharmacology (veröffentlicht 22.04.2021), Experimental and Clinical Psychopharmacology
- Syracuse University: New Research Shows Pain Relieving Effects of CBD (veröffentlicht 25.04.2021), Syracuse University
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.