Forscher prüfen Verfahren zur sicheren Kariesdetektion
Zahnkaries entsteht oft an schwer zugänglichen Stellen und bereitet Zahnärzten dementsprechend häufig Probleme bei der Diagnosestellung. Karies in den Fissuren (spaltartige Vertiefungen in den Kauflächen der Backenzähne) ist häufig versteckt und daher schwer zu diagnostizieren, berichtet die Berliner Charité. Mit der herkömmlichen sogenannten visuell-taktilen Inspektion (Spiegel und Sonde) lasse sich der Karies nicht immer eindeutig feststellen. Weitere sensitive Detektions- und Behandlungsmethoden sollen hier bei der frühzeitigigen Erkennung und dem Erhalt der natürlichen Zahnsubstanz helfen. Doch häufig stellt sich dabei die Frage, wie hoch das Risiko ist, dass gesunde Zähne fälschlicherweise als kariös eingestuft werden.
Grundsätzlich gilt, dass der Nutzen der gewählten Diagnosemethode für die Gesundheit nicht allein von der Genauigkeit abhängig ist, “sondern auch von der anschließend gewählten Behandlungsform und der Kariesanfälligkeit eines Menschen”, erläutert Privatdozent Dr. Falk Schwendicke von der Abteilung für Zahnerhaltung und Präventivzahnmedizin der Charité. Die Wissenschaftler der Berliner Charité haben daher nun verschiedene Erkennungsverfahren mit einer anschließenden Therapieform kombiniert und die Langzeitfolgen analysiert. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Experten in dem Fachmagazin „Journal of Dental Research“.
Eine der am weitesten verbreiteten Zivilisationskrankheiten
Die Karies ist nach wie vor der größte Feind der Zähne. Fast jeder Mensch ist im Laufe seines Lebens einmal von der so genannten „Zahnfäule“ betroffen, die hauptsächlich von Bakterien im Mundraum verursacht wird und zu einer Zerstörung der Zahnhartsubstanz führt. Besonders schnell werden Stellen befallen, die beim herkömmlichen Putzen nicht erreicht werden können, wie z.B. die Zahnvertiefungen (Fissuren) in den Kauflächen, die Zahnzwischenräume und der Zahnhals.
Dementsprechend bleibt eine Karies oft zunächst versteckt, was für den Zahnmediziner eine große Herausforderung bedeuten kann. Vor allem Fissurenkaries ist sehr schwierig zu diagnostizieren, da sie häufig von außen nicht erkennbar ist und sich stattdessen eine völlig intakte Schmelzoberfläche zeigt. Hinzu kommt die Enge und Tiefe der Fissuren, wodurch die Diagnosestellung weiterhin erschwert wird.
Laserfluoreszenz bringt Aufschluss über optische Reaktion
Aus diesem Grund reicht auch das klassische Verfahren der sogenannten „visuell taktilen Inspektion“ meist nicht aus, bei welcher die Mundhöhle mithilfe von Spiegel und Sonde untersucht wird. Bei Verdacht kann daher eine Röntgenaufnahme präzisere Informationen liefern, zudem werden in der Karies-Diagnostik moderne Verfahren wie z.B. die Laserfluoreszenz eingesetzt. Dabei handelt es sich um ein optisches Phänomen, bei welchem die kariös veränderte Zahnhartsubstanz durch die Bestrahlung mit Licht einer bestimmten Wellenlänge aufleuchtet.
Wissenschaftler der Charité untersuchen Langzeitfolgen
Welches Verfahren im Einzelfall gewählt wird, hänge jedoch von mehreren Faktoren ab. Denn „der Nutzen der gewählten Diagnosemethode für die Gesundheit ist nicht allein abhängig von der Genauigkeit, sondern auch von der anschließend gewählten Behandlungsform und der Kariesanfälligkeit eines Menschen“, so Privatdozent Dr. Falk Schwendicke.
Zu diesem Ergebnis war der Experte nach einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit anderen Wissenschaftlern der Charité-Universitätsmedizin Berlin gekommen. Wie die Charité berichtet, hatten die Forscher anhand eines Computermodells bei Personen mit geringem und hohem Kariesvorkommen eine Kombination aus drei verschiedenen Detektions- und Therapieverfahren angewandt und die Langzeitfolgen analysiert.
Röntgen-Untersuchung erhöht das Risiko für eine Fehldiagnose
Es zeigte sich, dass vor allem bei Personen mit wenig Karies Röntgen-Untersuchungen sowie der Einsatz des Laserfluoreszenz-Systems ein erhöhtes Risiko für eine Fehldiagnose mit sich brachten, so die Mitteilung weiter. Unabhängig von der Detektionsmethode habe jedoch die anschließend gewählte Therapie den größeren Einfluss auf die Gesundheit des Patienten. Denn werde beispielsweise durchweg invasiv behandelt, könnten weniger Zähne erhalten werden.
Zudem würde dieses Verfahren mehr Kosten verursachen als eine Behandlung mit Fluoridlack oder eine Karies-Versiegelung. „Die Kombination von visuell-taktiler Inspektion oder Röntgen-Untersuchung mit einer Kariesversiegelung hat die höchste Wahrscheinlichkeit, effektiv zu sein“, resümiert Dr. Falk Schwendicke.
Langzeitnutzen der Methoden zur Kariesdiagnose stärker berücksichtigen
Den Forschern zufolge, würden die Studienergebnisse demnach darauf hindeuten, dass bei der Bewertung von Methoden zur Kariesdiagnose nicht nur die Genauigkeit berücksichtigt werden sollte. „Klinische Behandlungsentscheidungen sollten die Langzeitfolgen und Kosten von verschiedenen Therapien sowie deren subjektive Auswirkungen auf die Patienten beinhalten“, so die Wissenschaftler im „Journal of Dental Research“. (nr)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.