Krankheitserreger: Eiswürfel mit Fäkalbakterien verseucht
Reist man in ferne Länder, wird einem oft der Rat mitgegeben, auf bestimmte Lebensmittel oder Getränke mit Eiswürfeln zu verzichten. Aufgrund mangelnder hygienischer Umstände drohten sonst gesundheitliche Risiken. Offenbar muss man gar nicht so weit verreisen: Chemiker in der Schweiz haben in jedem vierten Eiswürfel erhöhte Mengen an Krankheitserregern gefunden.
Ein Viertel der Schweizer Eiswürfel mit Keimen belastet
Bevor man sich in exotische Länder begibt, erhält man meist den Rat, bei bestimmten Lebensmitteln und Getränken vorsichtig zu sein. So weisen Reiseführer oder erfahrene Traveller gerne darauf hin, frische Salate oder geschältes Obst zu meiden, da sonst gesundheitliche Gefahren wie Bauchschmerzen oder Durchfall drohen würden. Auch vor Getränken mit Eiswürfeln wird oft gewarnt, weil diese möglicherweise nicht unter hygienischen Umständen hergestellt wurden. Offenbar muss man aber gar keine Fernreise machen, um sich solchen Risiken auszusetzen: Einer neuen Studie zufolge ist rund jeder vierte Eiswürfel in der Schweiz mit Krankheitserregern belastet.
„Unhygienische Herstellung der Eiswürfel“
Wie der Schweizer „SonntagsBlick“ berichtet, sammelten Kantonschemiker in einer landesweiten Kampagne Eiswürfel-Proben in Restaurants, Bars und Kantinen. Im nächsten Quartal sollen die Ergebnisse präsentiert werden, der Zeitung liegen aber offenbar bereits Resultate vor. Laut dem Blatt fielen 26 Prozent aller Eiswürfel durch. Wie es heißt, entsprach ihre „mikrobiologische Qualität“ nicht den gesetzlichen Vorgaben. Den Angaben zufolge fanden die Mikrobiologen überhöhte Mengen von Pseudomonas-Bakterien, die Infektionen auslösen können, und Fäkalkeime wie Enterokokken oder E.-coli-Bakterien, ebenfalls potente Krankheitserreger: „Ein deutliches Zeichen für eine unhygienische Herstellung der Eiswürfel“, so Otmar Deflorin, Präsident des Verbands der Kantonschemiker.
Unternehmen für erhöhte Bakterienmengen verantwortlich
Wenn erhöhte Bakterienmengen entdeckt werden, ist das Unternehmen verantwortlich dafür, der Ursache für die Kontamination auf den Grund zu gehen und diese zu beseitigen. Der Produzent trägt demnach auch die Kosten für weitere Analysen. „In gravierenden Fällen erstatten wir Strafanzeige“, sagte Deflorin. Allerdings sei dies bisher noch nie wegen verunreinigter Eiswürfel vorgekommen, denn „die gefundenen Werte gefährden die Gesundheit nicht“, so der Experte. Deflorin ist auch Vorsteher des Kantonalen Laboratoriums Bern. Dort lag die Beanstandungsquote mit 29 Prozent „etwa gleich hoch aus wie bei der gesamtschweizerischen Kampagne“.
Maschinen müssten richtig gereinigt werden
Laut dem Bericht des „SonntagsBlick“ wandern die Keime in manchen Fällen über verschmutzte Schöpfgeräte in die Eiswürfel. Oder auch durch verschmutztes Wasser, aus dem sie hergestellt wurden. Zum Hauptgrund für die Verunreinigung sagte Deflorin, „dass die Eismaschine an sich nicht richtig gereinigt und gewartet wird“. Offenbar fühle sich in vielen Betrieben niemand dafür zuständig. „Vor allem, wenn die Eismaschinen – wie häufig angetroffen – im Keller stehen.“ Auch Wissenschaftler aus Spanien haben vor kurzem auf die Wichtigkeit der Reinigung von Maschinen in der Produktion beziehungsweise Zubereitung von Nahrungsmitteln hingewiesen. So sind viele Nespresso-Kaffeemaschinen laut einer Untersuchung bakteriell kontaminiert, weil sie nicht oft genug gesäubert werden.
Für geschwächte Menschen könnte es gefährlich werden
Sarah Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz, sieht in den aktuellen Schweizer Ergebnissen sehr wohl einen Grund zur Sorge: „Gerade bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem können diese Bakterien beispielsweise zu schweren Magen-Darm-Erkrankungen führen.“Sie meinte: „Im Ausland ist man immer vorsichtig mit Eis. Aber in der Schweiz würde man nie erwarten, dass jeder vierte Eiswürfel über dem Grenzwert liegt.“ Die Verbraucherschützerin forderte einen Praxiswechsel in der Gastronomie. „Der Normalfall muss sein, dass man explizit Eiswürfel für sein Getränk verlangt. Und nicht, dass diese automatisch im Glas landen.“
Krankheitserreger an ungewöhnlichen Orten
Laut dem Präsidenten des Branchenverbands GastroSuisse, Casimir Platzer, sind die Ergebnisse der Untersuchung „unerfreulich“. Er hob aber hervor, dass die gemessenen Werte nicht gesundheitsgefährdend seien und sagte: „Mir jedenfalls sind keine Erkrankungen bekannt, die auf den Genuss von einem Getränk mit Eiswürfeln zurückzuführen sind.“ Auch wenn es sich zunächst sehr schockierend anhört, zeigen auch andere wissenschaftliche Studien, dass potentiell krankmachende Keime fast überall anzutreffen sind. So hat etwa ein US-amerikanisches Forscherteam Fäkal-Bakterien in Bärten gefunden. Wie die Wissenschaftler schrieben, wiesen sie Mikroorganismen nach, die „normalerweise nur in Toiletten zu finden sind.“ (ad)
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