Vielblütiger Knöterich: Durch Wurzelextrakt aus chinesischer Heilpflanze länger leben
Die Wurzel des vielblütigen Knöterichs wird in der traditionellen chinesischen Medizin schon seit Jahrhunderten als Heilpflanze genutzt. Auch hierzulande werden Extrakte und Pulver dieser Pflanze als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Die Mittel sollen unter anderem verjüngend wirken. In einer Studie hat sich nun gezeigt, dass das Extrakt aus der Pflanze tatsächlich zu einem längeren Leben führen kann – zumindest bei Würmern.
Lebenserwartung durch gesunden Lebensstil erhöhen
Gesundheitsexperten weisen immer wieder darauf hin, dass sich die Lebenserwartung durch einen gesunden Lebensstil deutlich verlängern lässt. Helfen kann es, einige simple Regeln zu beherzigen: Nicht rauchen, Übergewicht vermeiden, regelmäßige Bewegung, ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten sowie wenig rotem Fleisch und übermäßigen Alkoholkonsum vermeiden. Möglicherweise könnten auch exotische Heilpflanzen dazu beitragen, das Leben zu verlängern. Zumindest bei Würmern funktioniert das, wie sich nun in einer Studie zeigte.
Verjüngend und besonders gesundheitsförderlich
Der Vielblütige Knöterich erfreut sich schon seit langem großer Beliebtheit.
Zahlreiche Anbieter vertreiben Extrakte und Pulver dieser Pflanze als Nahrungsergänzungsmittel und werben damit, dass die Mittel unter anderem verjüngend und besonders gesundheitsförderlich wirken sollen.
Wissenschaftlich fundierte Studien über die Wirkung gab es bisher allerdings nur wenige.
„Die meisten Studien konzentrierten sich nur auf den Hauptwirkstoff des Pflanzenextraktes“, erklärte der Ernährungswissenschaftler Prof. Dr. Wim Wätjen von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) in einer Mitteilung.
„Tatsächlich besteht er aber aus vielen verschiedenen Stoffen, deren kombinierte Wirksamkeit dagegen noch nicht stark erforscht ist“, so der Experte, dessen Arbeitsgruppe seit einigen Jahren an der Pflanze, ihren Inhaltsstoffen und deren möglichen Wirkungen forscht.
Längeres Leben durch Wurzelextrakt des Vielblütigen Knöterichs
Wie die Wissenschaftler aus Halle nun in einer neuen Studie zeigen konnten, lässt ein Wurzelextrakt des Vielblütigen Knöterichs den Fadenwurm C. elegans länger leben und schützt ihn vor oxidativem Stress.
Das Forscherteam liefert damit wissenschaftlich fundierte Belege für die Wirksamkeit dieses Extraktes, der vor allem in der traditionellen chinesischen Medizin und als Nahrungsergänzungsmittel verwendet wird.
Gleichzeitig beschreiben die Experten erstmals molekulare Signalwege, die der Wirkung des Extraktes zu Grunde liegen könnten.
Die Studie erschien kürzlich in der internationalen Fachzeitschrift „Plants“.
Anti-Aging-Effekte überprüft
Die Forscher hatten in der Studie überprüft, ob sich die vielfach angepriesenen Anti-Aging-Effekte tatsächlich nachweisen lassen.
Dafür verabreichten sie eine hohe Menge des Extraktes an den Fadenwurm C. elegans, einem häufig verwendeten Modellorganismus in den Bio- und Lebenswissenschaften.
„Die meisten bisherigen Studien haben die Wirkungen der Pflanze mit isolierten Zellen oder im Reagenzglas untersucht, wir wollten sie im lebenden Organismus untersuchen“, erklärte Wätjen.
Für die höchste Konzentration, 1.000 Mikrogramm pro Milliliter, konnten die Wissenschaftler verschiedene Effekte beobachten: Die Lebenszeit der Würmer verlängerte sich um knapp 19 Prozent. Für C. Elegans entspricht das einem Plus von etwa drei Tagen.
In zwei weiteren Kurztests untersuchten die Forscher, inwieweit das Mittel die Würmer auch vor oxidativem Stress oder Hitzestress schützt.
Dabei zeigte sich, dass der Extrakt zwar die Überlebensrate der Würmer bei Hitze nicht verbessert, jedoch die Bildung schädlicher Sauerstoffradikale vermindert und die Tiere deutlich besser vor erhöhtem oxidativem Stress schützt.
Im nächsten Schritt wurden die Tests mit Würmern wiederholt, deren Erbgut an bestimmten Stellen gezielt verändert worden war. Dadurch wurde die Funktion von speziellen Proteinen ausgeschaltet, die für das Altern von zentraler Bedeutung sind.
„Waren die Gene für die Bildung der Proteine DAF-16 oder Sir-2.1 defekt, waren auch die positiven Effekte des Wurzelextraktes deutlich geringer“, fasste Wätjen zusammen. Eine längere Lebensdauer ließ sich übrigens nur beobachten, wenn alle Proteine ordnungsgemäß funktionierten.
„Das bestätigt, dass es sich beim Altern um einen komplexen Prozess handelt, der von vielen Faktoren abhängig ist“, so Wätjen.
Neue Erkenntnisse lassen sich nicht direkt auf den Menschen übertragen
Wie es in der Mitteilung heißt, fügen sich die Ergebnisse der neuen Arbeit gut in die bisherige Studienlage ein: Ein Hauptbestandteil des Wurzelextraktes ist eine Substanz, die eine ähnliche Struktur wie Resveratrol hat.
„Diesen Stoff findet man zum Beispiel in Weintrauben und von ihm weiß man, dass er eine spezielle Enzymklasse, die Sirtuine, aktiviert. Diese zählen seit Langem zu den maßgeblichen Stoffen, die Alterungsprozesse im Körper steuern“, erklärt Wätjen.
Die neue Studie gibt Hinweise über Eingriffe von pflanzlichen Inhaltsstoffen in grundlegende Mechanismen und Signalwege des Alterns, die als Grundlage für weiterführende Forschungsarbeiten dienen können.
Auf den Menschen übertragen lassen sich die Erkenntnisse allerdings nicht direkt.
Laut Wätjen seien zwar die Grundprinzipien und Signalwege in anderen Organismen womöglich ähnlich, aber ob sich die in C. Elegans beobachteten Effekte auch in anderen Lebewesen nachweisen lassen, müsse noch in Folgestudien geklärt werden.
In Halle soll zudem künftig die schützende Wirkung des Extraktes in Bezug auf die Entstehung von Plaques im Rahmen von Morbus Alzheimer untersucht werden. (ad)
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