Chirurgen warnen vor zunehmender Gefahr durch Krankenhauskeime
23.02.2014
Deutsche Chirurgen warnen vor den zunehmenden Gefahren durch Krankenhauskeime. Beim Bundeskongress Chirurgie in Nürnberg forderten die Ärzte nun schärfere Gesetze im Kampf gegen multiresistente Keime.
Patientensicherheit als Kernbotschaft
Der Berufsverband der Deutschen Chirurgen (BDC) hat vor den zunehmenden Gefahren durch gefährliche Krankenhauskeime gewarnt. Beim 16. Bundeskongress Chirurgie in Nürnberg forderten die Ärzte nun schärfere Gesetze im Kampf gegen multiresistente Keime. Rund eintausend Chirurgen tagen in der fränkischen Metropole noch bis zum heutigen Sonntag zu neuesten Erkenntnissen und bewährten Methoden aus verschiedenen chirurgischen Bereichen. Die Patientensicherheit sei dieses Jahr die Kernbotschaft.
Neues Gesetz reicht nicht aus
Der Verband teilte mit: „Das neue Infektionsschutzgesetz reicht nicht aus, Herr des Problems zu werden.“ Es sei wichtig, nicht erst im Krankenhaus zu handeln, sondern bereits bei der Entstehung der Keime anzusetzen. In Deutschland infizieren sich den Angaben zufolge pro Jahr rund 600.000 Menschen mit diesen Erregern und etwa 22.000 sterben daran. Weil Kinder ein noch nicht voll ausgebildetes Immunsystem haben, haben sie das größte Risiko. Und auch Menschen mit einem geschwächten Abwehrsystem, wie etwa Alte oder Kranke. „Infektionen, die durch sogenannte multiresistente Bakterien verursacht sind, sind nur noch durch wenige, im ungünstigen Fall gar keine Antibiotika mehr behandelbar“, so Verbandsvizepräsidentin Julia Seifert. Die meist als Krankenhauskeime bezeichneten Erreger stammten jedoch selten aus den Kliniken selbst, sondern würden dort hineingeschleppt.
Verschiedene Gründe für die Zunahme der Keime
Es gebe mehrere Gründe für die Zunahme multiresistenter Keime. So liege eine Ursache im vermehrten Einsatz von Antibiotika in der Tiermast und die Verunreinigung von importiertem Fleisch und Fisch. Selbst Bauern und Tierärzte trügen die Erreger weiter und auch Touristen verbreiteten die Bakterien von Land zu Land. Außerdem gelten in vielen Ländern nicht so strenge Hygienevorschriften. Erschwerend komme zudem der laxe Umgang mit Antibiotika hinzu. So gäben etwa Apotheken in Italien und Griechenland Antibiotika ohne Rezepte heraus. Auch Tobias Welte von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hatte vor wenigen Tagen laut Presseberichten die Situation in Griechenland seit der Wirtschaftskrise als besonders schlimm eingestuft. So würden dort mehrtägige Therapien mit Antibiotika häufig begonnen, aber dann nicht zu Ende geführt. Außerdem würden Antibiotika viel zu häufig unbegründet verschrieben. Beides kann Bakterien gegen diese Mittel resistent machen.
Gemeinsame Aufgabe für Staat und Industrie
Der BDC forderte nun, dass die Zulassung von neuen Antibiotika vereinfacht wird. Wenn sich die Entwicklung neuer Medikamente aus betriebswirtschaftlichen Gründen für die Pharmaindustrie nicht mehr lohne, müssten Staat und Industrie diese Aufgabe gemeinsam übernehmen. Auch der Lungenfacharzt Welte sieht neue Antibiotika als zentral an, um „den Kampf gegen schnell wandelnde Erreger nicht zu verlieren.“ (ad)
Bild: Sebastian Karkus / pixelio.de
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