Mehr als 300.000 Cholera-Infektionen im Jemen – über 1.7000 Todesfälle
Das Bürgerkriegsland Jemen wird derzeit von der schlimmsten Cholera-Epidemie der Welt heimgesucht. Die Zahl der Cholera-Infektionen ist auf über 300.000 gestiegen. Mehr als 1.700 Tote hat die Krankheit bereits gefordert – darunter viele Kinder. Eigentlich kann Cholera relativ einfach behandelt werden.
Mehr als 1.7000 Tote durch Cholera-Epidemie
Der seit Jahren andauernde Bürgerkrieg im Jemen hat dazu geführt, dass das Gesundheitssystem des Landes weitgehend zusammengebrochen ist. Die Missstände tragen zu einer rasanten Ausbreitung von Krankheiten bei. Jemen wird derzeit von dem weltweit schlimmsten Cholera-Ausbruch heimgesucht. Wie das Rote Kreuz mitteilte, ist die Zahl der Cholerafälle im Land auf mehr als 300.000 gestiegen. Laut einer Meldung der Nachrichtenagentur AFP warnt die Organisation davor, dass die Epidemie „außer Kontrolle“ gerate. Über 1.700 Menschen seien bereits an der Infektionskrankheit gestorben – darunter viele Kinder. Am Montag war noch von 1.600 Todesopfern die Rede.
Krankheit kann eigentlich leicht behandelt werden
„Die Choleraepidemie breitet sich weiter auf unkontrollierte Weise aus“, erklärte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in Genf.
Cholera-Bakterien werden vor allem über Wasser verbreitet, das mit menschlichen Fäkalien verunreinigt ist. Die Infektion führt unter anderem zu schwerem Durchfall und Erbrechen. Durch den extremen Flüssigkeitsverlust kann die Krankheit zum Tode führen.
Eigentlich kann Cholera relativ einfach und erfolgreich behandelt werden, doch in dem Bürgerkriegsland wird die Epidemie nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und anderer Experten nur schwer unter Kontrolle zu bekommen zu sein.
Gesundheitssystem ist weitgehend zerstört
Das Gesundheitssystem im Jemen sei im Zuge der gewalttätigen Konflikte in den letzten Jahren nahezu weitgehend zerstört worden.
Es fehlt an Medikamenten und das medizinische Personal hat seit Monaten kein Gehalt mehr bekommen. Zudem fehlt es großen Teilen der Bevölkerung an Wissen darüber, wie man einer Ansteckung vorbeugt.
Viele Bewohner des Landes sind geschwächt, weil sie nicht genug zu essen haben. Und etwa zwei Drittel der rund 27 Millionen Einwohner habe keinen Zugang zu sauberem Wasser. Auch die Abwassersysteme und Müllbeseitigung funktioniere oft nicht mehr.
Fatale Folgen insbesondere für Kinder
Vor allem für Kinder hat die aktuelle Cholera-Epidemie fatale Folgen. „Kinder machen die Hälfte der vermuteten Cholera-Fälle und ein Viertel der gemeldeten Todesfälle aus“, heißt es in einer Mitteilung des UN-Kinderhilfswerks UNICEF.
Dr. Meritxell Relano, UNICEF-Repräsentant im Jemen, erklärte in einer früheren Meldung: „Der Ausbruch macht eine schlechte Situation für Kinder drastisch schlechter. Viele der Kinder, die an der Krankheit gestorben sind, waren auch akut unterernährt.“
Heute sei das Leben für Kinder im Jemen mit Cholera, Unterernährung und der unerbittlichen Gewalt des Bürgerkrieges eher ein verzweifelter Kampf ums Überleben.
Die Lage wird sich vermutlich nicht so schnell bessern. Laut politischen Beobachtern sind die Bemühungen um Friedensverhandlungen derzeit zum Erliegen gekommen.
Die Maßnahmen zum Eindämmen der Cholera-Epidemie müssen sich in den kommenden Monaten enorm erhöhen.
Mehr internationale Hilfe nötig
Die Organisation Ärzte ohne Grenzen rief zu mehr internationaler Hilfe im Kampf gegen Cholera auf.
Insbesondere „in Abs im Nordwesten des Jemen ist dringend mehr Hilfe nötig“, heißt es in einer Mitteilung.
„Vor allem die Versorgung der Menschen mit sauberem Wasser und sanitären Anlagen muss dringend verbessert werden, um eine weitere Ausbreitung der Krankheit zu verhindern“, berichten die Experten.
Dies sei bereits vor dem Ausbruch der Epidemie ein großes Problem gewesen – jetzt sei es die Hauptursache für die Ausbreitung der Krankheit.
„Entweder es passiert jetzt etwas, oder in den nächsten Wochen und Monaten werden noch mehr Menschen erkranken“, sagte Gabriel Sánchez, Programmleiter von Ärzte ohne Grenzen.
„Wir müssen uns nicht nur um die Patienten kümmern, sondern auch Häuser desinfizieren und Wasserquellen mit Chlor behandeln“, erklärte Christina Imaz, Logistik-Koordinatorin der Organisation. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.