Anti-Cholesterin-Spritze als Therapiemöglichkeit
Bei zu hohen Cholesterinwerten wird in der Regel ein gesünderer Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, ausreichender Bewegung und gegebenenfalls Gewichtsreduktion empfohlen. Reichen diese Maßnahmen nicht aus, um die Blutfettwerte nachhaltig zu verbessern, ist eine medikamentöse Therapie angezeigt. Helfen kann hierbei auch eine neuartige Spritze.
Bei Millionen Menschen in Deutschland sind die Blutfettwerte zu hoch. Hohe Cholesterinspiegel werden mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Zusammenhang gebracht. Um das Cholesterin zu senken, wird meist ein gesünderer Lebensstil inklusive einer Ernährungsumstellung empfohlen. Oft kommen auch cholesterinsenkende Medikamente zum Einsatz. Am Universitätsklinikum Jena (UKJ) wird hier auch auf eine neue Therapie in Form einer Spritze gesetzt.
Zwei Spritzen jährlich
Die Lipid-Fachleute der Klinik für Innere Medizin I am UKJ sind begeistert. „Wir können das LDL-Cholesterin damit dauerhaft um mindestens 50 Prozent senken. Das ist fantastisch“, erklärt Prof Dr. Oliver Weingärtner, Oberarzt der Klinik für Innere Medizin I in einer Mitteilung.
„Das Besondere ist, dass die Wirkung einer Injektion über sechs Monate anhält. Das heißt zwei Spritzen pro Jahr genügen für eine dauerhafte Senkung des Cholesterins.“ Er verweist darauf, dass dies für Patientinnen und Patienten, die bisherige Medikamente wie Statine, Ezetimib und PCSK9-Antikörper nicht vertragen, eine große Erleichterung bedeutet.
Prof. Weingärtner spricht von einem revolutionären Mechanismus auf zellulärer Ebene: „Das Medikament wirkt ganz gezielt in der Zelle und hemmt dort die Produktion von PCSK9, einem wichtigen Protein des Cholesterinstoffwechsels. Durch die Senkung von PCSK9 kommt es zu einer vermehrten Expression von sogenannten LDL-Rezeptoren auf der Zelloberfläche, die zu einer besseren Aufnahme und Verstoffwechselung von Cholesterin in der Zelle führen.“
Erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Das Heimtückische am LDL-Cholesterin sei laut dem Experten dass Betroffene nicht spüren, wenn ihr Cholesterinwert zu hoch ist. „Ab einem LDL-Cholesterin von 4,9 Millimol pro Liter sollte man an eine sogenannte familiäre Hypercholesterinämie denken“, so der Mediziner.
„Diese Patienten sollten, unabhängig von anderen Risikofaktoren für Herzinfarkt und Schlaganfall, alle behandelt werden. Zu viel LDL-Cholesterin führt zur Verstopfung der Gefäße und erhöht das Risiko für einen Schlaganfall oder Herzinfarkt. Deshalb ist eine möglichst frühzeitige Therapie gefordert.“
Die Spritze ist nicht nur eine Option, wenn medikamentöse Möglichkeiten ausgeschöpft sind, sondern auch, wenn es bereits zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall kam und die geforderten Zielwerte für LDL-Cholesterin nicht erreicht worden sind.
Gesunder Lebensstil reicht oft nicht aus
„Kardiovaskuläre Erkrankungen sind in Thüringen und den neuen Bundesländern häufiger als im Rest der Bundesrepublik. Auch zeigt der Deutsche Herzbericht eine erhöhte Sterblichkeit nach einem Herzinfarkt in Thüringen“, erläutert der Kardiologe Prof. Dr. Christian Schulze, Direktor der Klinik für Innere Medizin I am UKJ.
„Mit den modernen Methoden der Lipidtherapie wollen wir gemeinsam mit unseren ambulanten Kollegen die kardiovaskuläre Patientenversorgung verbessern.“
Weingärtner zufolge müssen Patientinnen und Patienten mit erhöhtem LDL-Cholesterin lebenslang engmaschig behandelt und kontrolliert werden. Nur dann bleibt das LDL-Cholesterin im Griff. „Ein gesunder Lebensstil wirkt sich positiv auf das LDL-Cholesterin aus. Allerdings reicht das meist nicht aus“, sagt der Experte für Fettstoffwechselstörungen.
Daher appelliert er: „Ein Cholesterintest kann schnell und einfach zeigen, dass das LDL-Cholesterin zu hoch ist. Je früher das passiert, umso besser. Es geht darum, ‚Cholesterinlebensjahre‘ zu verringern. Jeder sollte daher seinen Cholesterinwert kennen. Bei zu hohen Werten sollten konsequent die individuellen Zielwerte angestrebt werden und alle Alarmglocken läuten.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universitätsklinikum Jena: Mit einem Pieks gegen Cholesterin, (Abruf: 17.04.2021), Universitätsklinikum Jena
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.