Erhöhtes Diabetesrisiko durch Statine?
Bestimmte Arzneimittel zur Senkung von Cholesterin und Blutdruck können das Risiko für die Entstehung von Typ-2-Diabetes deutlich erhöhen, so das Ergebnis einer neuen Studie. Bei der Abwägung von Nutzen und Risiko entsprechender Verordnungen sollte dieser Faktor in Zukunft mit berücksichtigt werden.
Bei der aktuellen Untersuchung der Ohio State University wurde festgestellt, dass Statine, welche zur Senkung von Cholesterinwerten verschrieben werden, zu einem erhöhten Risiko für Diabetes beitragen. Die Ergebnisse der Studie wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Diabetes/Metabolism Research and Reviews“ publiziert.
Schutzwirkung von Statinen?
Statine können die Cholesterin-Werte und den Blutdruck senken und so das Risiko für einen Herzinfarkt und Schlaganfall verringern. Die Einnahme dieser Medikamente scheint jedoch ebenfalls das Risiko für Typ-2-Diabetes zu erhöhen. Die Forschenden analysierten für ihre Studie Krankenhausaufzeichnungen und andere Patientendaten, um ein realistisches Bild davon zu erhalten, wie die Bemühungen zum Schutz vor Herzerkrankungen mit dem Risiko für Diabetes zusammenhängen.
Mehr als doppelt so hohes Risiko für Diabetes durch Statine
Das Forschungsteam fand heraus, dass bei Nutzung von Statinen das Risiko einer Diabetesdiagnose mehr als doppelt so hoch lag, verglichen dem Risiko bei Menschen, welche keine solchen Medikamente zu sich nahmen. Wenn die Teilnehmenden die Cholesterin senkenden Arzneimittel länger als zwei Jahre einnahmen, lag ein mehr als dreifach erhöhtes Risiko für Diabetes vor, berichten die Forschenden. Bei Statinkonsum war außerdem mit einer um 6,5 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit ein beunruhigend hoher HbA1c-Wert festzustellen, welcher darauf hindeutet, dass der durchschnittliche Blutzucker über die letzten Wochen zu hoch war.
Keinesfalls Statine einfach eigenmächtig absetzen
Die Tatsache, dass eine längere Dauer des Statinkonsums mit einem erhöhten Risiko für Diabetes verbunden war, lies die Forschungsgruppe vermuten, dass es sich um eine kausale Beziehung handelt. Allerdings sind Statine sehr wirksam bei der Vorbeugung von Herzinfarkten und Schlaganfällen. Daher sollten Menschen keinesfalls einfach die Einnahme der ihnen verschriebenen Statine abbrechen, erläutern die Forschenden. Die Ergebnisse der Untersuchung sollten jedoch weitere Diskussionen über die Diabetesprävention einleiten und das Bewusstsein für die Nebenwirkungen von Statinen schärfen, so die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weiter.
Über 4.600 Menschen nahmen an der Studie teil
Die Studie umfasste insgesamt 4.683 Männer und Frauen, welche nicht unter Diabetes litten. Die Teilnehmenden waren auf Grundlage ihres Risikos für Herzkrankheiten potenziell geeignet für die Einnahme von Statinen, nahmen die Medikamente zu Beginn der Studie aber noch nicht ein. Das Durchschnittsalter dieser Menschen betrug 46 Jahre. 755 der Teilnehmenden erhielten dann im Untersuchungszeitraum von 2011 bis 2014 Statine.
Statine einnehmende Menschen müssen besser überwacht werden
Bei der Studie wurde eine Vielzahl von Störfaktoren berücksichtigt, um besser einschätzen zu können, ob Statine wirklich das Risiko für Diabetes erhöhen. Dazu gehörten beispielsweise Geschlecht, Alter, ethnische Zugehörigkeit, Bildungsstand, Cholesterin- und Triglyceridwerte, Body-Mass-Index, Taillenumfang und die Anzahl der Arztbesuche. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Statine einnehmende Personen besser medizinisch überwacht werden sollten, um so Veränderungen im Glukosestoffwechsel festzustellen. Betroffene sollten außerdem spezielle Anweisungen zu Ernährung und Bewegung erhalten, berichten die Forschenden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Victoria A. Zigmont, Abigail B. Shoben, Bo Lu, Gail L. Kaye, Steven K. Clinton, Randall E. Harris, Susan E. Olivo‐Marston: Statin users have an elevated risk of dysglycemia and new‐onset‐diabetes, in Diabetes/Metabolism Research and Reviews (Abfrage: 12.08.2019), Diabetes/Metabolism Research and Reviews
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.