Starke Schwankungen des Cholesterinspiegels im Jahresverlauf deuten bei älteren Menschen auf ein erhöhtes Risiko für den Abbau der kognitiven Fähigkeiten und die Entwicklung einer Demenz hin.
Dass sehr hohe HDL-Cholesterinwerte das Demenzrisiko beeinflussen, hatte bereits im vergangenen eine in der Fachzeitschrift „The Lancet Regional Health – Western Pacific“ veröffentlichte Studie nachgewiesen. Eine neue Forschungsarbeit zeigt nun, dass auch Schwankungen der Cholesterinwerte mit dem Demenzrisiko verbunden sind.
Wie stark schwanken Cholesterinwerte?
In der neuen Forschungsarbeit wurden die Cholesterinwerte von Erwachsenen ohne Demenz überwacht, um festzustellen, wie stark die Lipidwerte von Jahr zu Jahr schwanken.
Während einer medizinischen Nachbeobachtungszeit von sechs Jahren entwickelten insgesamt 509 Teilnehmende eine Demenz, bei weiteren 1.760 Teilnehmenden trat laut dem Team eine kognitive Beeinträchtigung ohne Demenz auf.
Risiko durch Cholesterinspiegel-Schwankungen?
Es zeigte sich, dass starke Schwankungen (in den oberen 25 Prozent) des Gesamtcholesterinspiegels mit einem um 60 Prozent erhöhten Demenzrisiko verbunden waren, berichte die Forschenden.
Darüber hinaus seien Schwankungen des LDL-Cholesterins, das oft als ungesund bezeichnet wird, und des Gesamtcholesterins mit einer deutlich schnelleren Verschlechterung der Ergebnisse bei Tests der allgemeinen kognitiven Gesundheit sowie des Gedächtnisses und der Reaktionsgeschwindigkeit verbunden gewesen.
Überwachung des Cholesterinspiegels
„Ältere Menschen mit schwankenden Cholesterinwerten (…) – insbesondere solche, die von Jahr zu Jahr große Schwankungen aufweisen – sollten möglicherweise genauer überwacht werden und proaktive Präventivmaßnahmen ergreifen“, erläutert Studienautor Dr. Zhen Zhou in einer aktuellen Pressemitteilung.
Als eine mögliche Erklärung für das erhöhte Demenzrisiko nennen die Forschenden, dass starke Schwankungen des Gesamt- und LDL-Cholesterinspiegels die atherosklerotischen Plaques, die hauptsächlich aus LDL-Cholesterin bestehen, destabilisieren könnten.
Durchblutungsstörungen im Gehirn
Eine solche Destabilisierung sei mit einem erhöhten Risiko für Plaquewachstum, Ruptur und anschließender Beeinträchtigung des Blutflusses im Gehirn verbunden, was die Gehirnfunktion beeinträchtigen kann, berichtet das Team.
Den Fachleuten zufolge sind nun weitere Studien erforderlich, um den Zusammenhang zwischen Schwankungen des Cholesterinspiegels und dem Risiko, an Demenz zu erkranken, genauer zu untersuchen. Es müsse geklärt werden, ob Cholesterinschwankungen ein echter Risikofaktor, eine Vorstufe oder ein Biomarker für das Demenzrisiko sind.
„Wenn künftige Forschungen einen kausalen Zusammenhang bestätigen, könnte die Verringerung der Cholesterinschwankungen ein vielversprechendes therapeutisches Ziel bei Demenz sein. Wichtig ist, dass unsere Ergebnisse nicht dahingehend fehlinterpretiert werden sollten, dass eine Senkung des Cholesterinspiegels durch eine Änderung des Lebensstils oder lipidsenkende Medikamente der Gesundheit des Gehirns schadet“, resümiert Dr. Zhou. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Sultana Monira Hussain, Catherine Robb, Andrew M. Tonkin, Paul Lacaze, Trevor T.-J. Chong, et al.: Association of plasma high-density lipoprotein cholesterol level with risk of incident dementia: a cohort study of healthy older adults; in: The Lancet Regional Health – Western Pacific (veröffentlicht 29.11.2023), The Lancet Regional Health - Western Pacific
- American Heart Association: Unexplained changes in cholesterol may help identify older adults at risk for dementia (veröffentlicht 11.11.2024), AHA
Wichtiger Hinweis:
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