Revolutionäre Cholesterin-Therapie erstmals angewendet
Zu hohe Cholesterinwerte sind ein weit verbreitetes Problem in Deutschland und häufige Ursache für die Entstehung von Arterienverkalkung (Arteriosklerose), die wiederum die häufigste Ursache für Schlaganfälle und Herzinfarkte ist. Medizinerinnen und Mediziner aus Österreich stellen nun eine revolutionäre Therapie zur Senkung des Cholesterinspiegels vor. Die Behandlung erfordert nur zwei Injektionen pro Jahr. Tägliche Tabletten müssen nicht eingenommen werden.
Ärztinnen und Ärzte der Medizinischen Universität Wien berichten vom weltweit ersten Routine-Einsatz einer neuen Cholesterin-Therapie gegen erhöhte LDL-Blutspiegel. Mit dem neuen Medikament könne mit nur zwei Injektionen im Jahr das LDL-Cholesterin um die Hälfte reduziert werden. Der therapeutische Effekt sei vergleichbar mit der täglichen Einnahme von gängigen Cholesterinsenkern. Durch die Kombination beider Therapien könne das LDL-Cholesterin, welches oft als „schlechtes Cholesterin“ bezeichnet wird, sogar um mehr als 80 Prozent gesenkt werden.
Neuer Wirkstoff gegen LDL-Cholesterin verfügbar
Bei Menschen mit angeborenen Stoffwechselstörungen und bei Personen mit Gefäßverkalkungen spielt die Senkung des Cholesterins eine große Rolle zur Vermeidung von schwerwiegenden Folgen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall. Laut der Medizinischen Universität Wien bietet der innovative Wirkstoff des cholesterinsenkenden Medikaments Inclisiran fortan eine vielversprechende Perspektive für die Therapie dieser Erkrankungen.
„Der neue und revolutionäre Therapieansatz gibt uns und unseren PatientInnen die Chance, mit nur zwei Injektionen pro Jahr eine Reduktion des LDL-Cholesterins um die Hälfte zu erreichen“, fasst Walter Speidl von der Klinischen Abteilung für Kardiologie der MedUni Wien zusammen. Die Abteilung ist spezialisiert auf die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Fettstoffwechselstörungen.
In Wien nun routinemäßig verfügbar
Wie die Medizinerinnen und Mediziner mitteilen, wurde die Therapie am Freitag, dem 29. Januar 2021 zum weltweit ersten mal außerhalb einer klinischen Studie routinemäßig an zwei Patienten angewendet. Die Behandlung mit Inclisiran wird fortan als Ergänzung oder als Alternative zur Standardtherapie in Wien zur Verfügung stehen.
Wie funktioniert Inclisiran?
Der Wirkstoff basiert auf dem sogenannten RNA-Interference-Mechanismus, dessen Entdeckung im Jahr 2006 mit dem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin ausgezeichneten wurde. Durch den Wirkstoff kann die Bildung eines Proteins namens PCSK9 in der Leber gehemmt werden, welches am Fettstoffwechsel beteiligt ist und dort vor allem das LDL-Cholesterin im Blut erhöht.
„Der neue Wirkstoff ermöglicht, dass die Leberzelle deutlich mehr LDL-Cholesterin aufnehmen und verarbeiten kann, wodurch weniger LDL-Cholesterin in die Blutstrombahn gelangt“, erklären Klaus Distelmaier und Konstantin Krychtiuk von der Klinischen Abteilung für Kardiologie. Auf diese Weise können weitere gefährliche Ablagerungen in den Gefäßwänden verhindert werden.
Gute Verträglichkeit in Studien
Laut der MedUni Wien bestätigten vorausgegangene Studien eine sehr gute Verträglichkeit des Wirkstoffes. Da zur Therapie lediglich zwei Injektionen pro Jahr erforderlich sind, sei eine hohe Akzeptanz bei den Betroffenen zu erwarten.
Inclisiran könnte meistverwendetste Medikament der Welt werden
„Wir denken, dass diese neue Medikamentenart das Potential hat, zu einem der meist verschriebenen Medikamente weltweit zu werden“, schätzt Klinikleiter Christian Hengstenberg. Der neue und bereits zugelassene Wirkstoff habe das Potenzial, das Lipidmanagement langfristig zu revolutionieren. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Medizinische Universität Wien: Neues Medikament könnte Cholesterinsenkung revolutionieren (veröffentlicht: 05.02.2021), meduniwien.ac.at
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.