Jeder zehnte Europäer leidet an einer Entzündung der Nebenhöhlen und Nasenschleimhaut
Chronische Entzündungen der Nasennebenhöhlen und Nasenschleimhaut (chronische Rhinosinusitis) sind in ein weit verbreitetes Beschwerdebild. Wissenschaftler um Deniz Hastan von der Universität Amsterdam hatten bereits im Jahr 2011 eine Studie veröffentlicht, derzufolge knapp 11 Prozent der Bevölkerung in Europa an chronischen Entzündungen der Nasenschleimhaut und Nebenhöhlen leiden. Die chronische Rhinosinusitis kann demnach als Volkskrankheit bewertet werden.
Insgesamt wurden in der Studie des Forscherteams um Deniz Hastan die Daten von 57 128 Teilnehmenden aus 19 Behandlungszentren in 12 europäischen Staaten berücksichtigt. Nach den Kriterien des ausgefüllten Fragebogens litten 10,9 Prozent der Probanden an einer chronischen Nasenschleimhaut- und Nebenhöhlenentzündung. Raucher seien dabei deutlich häufiger betroffen gewesen als Nichtrauchern, berichten die Wissenschaftler. Zudem waren erhebliche regionale Unterschiede bei den Erkrankungen festzustellen.
Regionale Unterschiede bei den Erkrankungsraten in Deutschland
Für Deutschland lagen den Wissenschaftlern Daten aus Duisburg und Brandenburg vor, wobei die Patienten in Duisburg eine relativ hohe Erkrankungsrate (14,1 Prozent) aufwiesen, in Brandenburg hingegen lediglich rund sieben Prozent der Probanden erkrankt waren. Allerdings ist vielen Betroffenen ihre Erkrankung vermutlich nicht bewusst, da nur bei 4,6 Prozent der Patienten in Brandenburg und 8,4 Prozent der Patienten in Duisburg nach eigenen Angaben bereits eine ärztliche Diagnose vorlag. Insgesamt die höchste Erkrankungsrate in Europa ermittelten die Wissenschaftler im portugiesischen Coimbra, wo 27.1 Prozent der Patienten an einer chronischen Entzündung der Nasenschleimhaut und Nebenhöhlen litten.
Luftverschmutzung als Ursache der Nebenhöhlenentzündungen?
Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass die regionalen Unterschiede bei den Erkrankungsraten nur schwer zu erklären sind. Möglicherweise spiele bei den Abweichungen zwischen Brandenburg und Duisburg die Luftverschmutzung eine Rolle. So war Brandenburg in den vergangen Jahrzehnten eine eher ländliche Gegend vor den Toren Berlins, während Duisburg als Stadt des Ruhrgebiets deutlich von der Stahl- und auch der Kohleindustrie geprägt wurde. Entsprechend könne die Luftverschmutzung hier einen Erklärungsansatz für die unterschiedlichen Erkrankungsraten bieten, denn diese sei unter anderem ein potentieller Risikofaktor für die „nicht-allergische, nicht-infektiöse Rhinitis“, schreiben Hastan und Kollegen.
Schlimmstenfalls ist eine Operation erforderlich
Die Ursache für eine Entzündung ist laut Angaben des Deutschen Berufsverbandes der Hals-Nasen-Ohren-Ärzte meist ein viraler Infekt, wobei anhaltende Beschwerden in Form der chronischen Rhinosinusitis dringend einer Behandlung bedürfen. Denn die chronische Entzündung könne die Funktionsfähigkeit des Nasennebenhöhlen-Systems nachhaltig beeinträchtigen. Schlimmstenfalls greife die Entzündung der Nebenhöhlen auf andere Bereiche über. Als letzte Option der Behandlung bleibt hier daher mitunter nur eine Operation. Doch meist sind konservative Therapien, welche unter anderem Nasenspülungen mit Salzlösungen sowie die Gabe von Kortisonpräparaten in Form von Nasenspray oder Tabletten umfassen, durchaus erfolgversprechend, berichtet der Deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. (fp)
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