Diagnose Depression: Was gepostete Foto auf Instagram über die Psyche verraten
Gesundheitsexperten zufolge sind Depressionen gut therapierbar, solange sie frühzeitig erkannt werden. Doch häufig wird die psychische Erkrankung erst spät diagnostiziert. Forscher berichten nun über ein Computerprogramm, das dabei helfen kann, die Krankheit zu erkennen – und zwar anhand der Fotos die auf Instagram gepostet werden.
Immer mehr Menschen leiden an Depressionen
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtete vor kurzem, dass die Anzahl der Menschen mit Depressionen weltweit erneut gestiegen ist. Auch in der EU leiden immer mehr Menschen an der psychischen Krankheit. Eine Depression kann sich in vielfältigen Symptomen äußern: Antriebsschwäche, Motivationslosigkeit, Traurigkeit, wenig Lebensfreude. Erkennen kann man die Erkrankung aber offenbar auch anhand von Fotos, die Betroffene im Internet veröffentlichen.
Algorithmus zur Erkennung von depressiven Erkrankungen
Können Fotos einem Computerprogramm zeigen, ob wir depressiv sind? Wissenschaftler der Harvard University und der University of Vermont haben einen Algorithmus entwickelt, welcher vorliegende Depressionen durch die Auswertung von Fotos auf Instagram erkennen kann.
Die Experten veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Untersuchung dazu bereits im vergangenen Jahr in der Cornell University Library.
Nachdem Gutachter die Qualität der Studie beurteilt haben, wurden die Ergebnisse nun offiziell im Fachmagazin „EPJ Data Science“ publiziert.
Derzeitige Methoden zur Diagnose sind langwierig und teuer
Derzeitige Methoden zur Diagnose von Depressionen sind in der Regel langwierig und teuer. Laut einer älteren Untersuchung, die im Fachblatt „The Lancet“ erschien, stellen praktische Ärzte nur in rund jedem zweiten Fall die richtige Diagnose.
Durch den neuen Algorithmus war es jedoch möglich, dass Depressionen mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent erkannt wurden.
Um zu diesen Ergebnissen zu gelangen, wurden fast 44.000 Fotos von 166 Instagram-Nutzern anhand der Farbe, Metadaten und Gesichtserkennungs-Algorithmen analysiert.
Statt farbiger lieber Schwarz-Weiß-Aufnahmen
Die Wissenschaftler stellten dabei fest, dass die Fotos der 71 Probanden, bei denen ein Arzt bereits eine Depression diagnostiziert hatte, gegenüber denen von Usern ohne Diagnose, besondere Eigenschaften zeigten.
Depressive posteten demnach häufiger dunkle, graue, blaue oder Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Darüber hinaus würden Menschen mit einem Hang zu depressivem Verhalten häufiger Bilder posten, als psychisch unauffällige Personen.
Sie posten zudem öfter Fotos auf denen Gesichter abgebildet sind, allerdings sind auf den Aufnahmen weniger Personen als bei Gesunden. Dies habe womöglich damit zu tun, dass sich Depressive mit weniger Menschen umgeben.
Des Weiteren zeigten die Analysen, dass Depressive dazu neigen, weniger Farben zu verwenden. Sie nutzten auch seltener Filter – und falls doch, dann wendeten sie einen Filter an, der ein buntes in ein schwarz-weißes Bild umwandelte (Inkwell-Filter).
„Mit anderen Worten, Menschen, die unter Depressionen leiden, bevorzugen eher einen Filter, der buchstäblich die ganze Farbe aus den Bildern nahm, die sie teilen wollten“, schreiben die Wissenschaftler.
Die gesunde Kontrollgruppe nutzten hingegen den Bilder aufhellenden Valencia-Filter am häufigsten.
Computerprogramm erkennt eine Depression zu 70 Prozent
Die Studienautoren erhoffen sich von ihren Erkenntnissen eine neue Screening-Möglichkeit für psychische Krankheiten.
Das Computerprogramm, das eine Depression zu 70 Prozent erkennen kann, sei treffsicherer als die Diagnose von Hausärzten, die die Krankheit nur in 42 Prozent der Fälle erkennen.
„Dies deutet auf eine neue Methode zum frühen Screening von Depressionen und anderen aufkommenden psychischen Erkrankungen hin“, meinte Chris Danforth, Professor an der Universität von Vermont, der die neue Studie mit Andrew Reece von der Harvard University durchführte.
„Dieser Algorithmus kann manchmal Depressionen erkennen, bevor eine klinische Diagnose gemacht wird“, so der Experte in einer Mitteilung.
„Das könnte einem helfen, früher zu einem Arzt zu gehen“, sagte Danforth.
Bessere Behandlungsmöglichkeiten bei früher Diagnose
Die Wissenschaftler weisen jedoch darauf hin, dass die neue Software keine ärztliche Diagnose oder den Gang zu einem Mediziner ersetzen kann. „Diese Untersuchung ist kein diagnostischer Test“, so die Experten.
„Doch unsere Studie zeigt, dass dies ein neuer und kostengünstiger Weg sein könnte, Menschen zu helfen“, meinte Danforth.
Durch die frühe Feststellung einer Depression wird eine schnelle Behandlung ermöglicht. So können Betroffene häufig mit einfachen aber funktionierenden Therapien effektiv behandelt werden.
Neben Psychotherapien und Medikamenten können auch andere Methoden zur Behandlung von Depressionen eingesetzt werden.
So wirkt Yoga-Training sehr gut bei psychischen Krankheiten. Und generell lässt sich festhalten, dass auch Sport gegen Depressionen hilft. Dies wurde durch frühere Studien bereits eindeutig nachgewiesen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.