Ostern in der Pandemie: Eier suchen statt Viren einfangen
Die Osterfeiertage stehen vor der Tür und damit auch viele potenzielle Familienbesuche. Der Infektiologe Professor Clemens Wendtner erläutert, wie man trotz Verwandtschaftsbesuchen über Ostern das Corona-Ansteckungsrisiko möglichst gering hält und was überhaupt im Rahmen der aktuellen Corona-Regelungen erlaubt ist.
Viele haben rund um Ostern fest ein Wiedersehen mit Verwandten eingeplant. Doch die Corona-Lage ist weiterhin ernst. Wer dennoch seine Lieben sehen möchte, sollte deshalb Vorkehrungen treffen.
Die Hygieneregeln stets strikt einhalten
Um die dritte Corona-Welle unter Kontrolle zu behalten, gibt es zu Ostern keine Lockerungen. Verwandtenbesuche sind allerdings im eingeschränkten Rahmen möglich. Doch auch wenn die Sehnsucht, Oma oder Papa mal wieder zu sehen, groß ist – viele Menschen sind unsicher, weil sie sich und ihre Lieben nicht der Gefahr einer Ansteckung aussetzen wollen. Lässt sich das Risiko eindämmen?
Klar ist: Ganz auszuschließen ist eine Ansteckungsgefahr nur, wenn man sich nicht mit den Verwandten trifft. Wer sie möglichst klein halten will, kann aber verschiedene Empfehlungen beachten.
Was ist überhaupt erlaubt?
Maximal fünf Personen aus zwei Haushalten dürfen zusammenkommen, wobei Kinder bis 14 Jahre nicht mitzählen. In Regionen und Ländern mit höheren Infektionszahlen können verschärfte Kontaktbeschränkungen gelten: Liegt die 7-Tage-Inzidenz in einem Landkreis an drei Tagen in Folge bei mehr als 100, sollen sich nur ein Haushalt und eine weitere Person treffen können; Kinder bis 14 Jahre zählen auch hier nicht mit.
In ihrem Beschluss vom frühen Dienstagmorgen appellierten Bund und Länder, auf nicht zwingend notwendige Reisen zu verzichten – auch über Ostern.
Ist Selbstisolation sinnvoll?
Aus Sicht des Münchner Infektiologen Prof. Clemens Wendtner: Ja. Ideal seien vor einem Familienbesuch 10 bis 14 Tage Selbstisolation, weil sich erst in dem Zeitraum das Ansteckungsrisiko im Falle einer unentdeckten Infektion deutlich reduziere, erklärt er.
Konkret heißt das: Möchte ich zum Beispiel am Ostersonntag (4. April) zu den Großeltern, sollte ich mich spätestens ab diesem Freitag (26. März) isolieren. Das heißt: Niemanden treffen und nach Möglichkeit gar nicht rausgehen, auch nicht zum Einkaufen.
Was ist mit Schnelltests?
Die Antigen-Schnelltests lassen sich in kommunalen und privaten Testzentren und in vielen Apotheken kostenlos durchführen. Und sie werden auch für den Heimgebrauch verkauft, wenngleich diese Tests in den Geschäften bisher immer schnell vergriffen waren.
Aus Sicht von Wendtner ist so ein Test eine sinnvolle Ergänzung – er gibt jedoch keine hundertprozentige Sicherheit, und darum sollte man auch bei einem negativen Schnelltest-Ergebnis die Hygieneregeln weiterhin einhalten. Das heißt: Umarmungen und abstandsloses Zusammensitzen sind auch dann nicht empfehlenswert.
Wann sollte man den Schnelltest durchführen?
Er ist nach Angaben von Wendtner für maximal 24 Stunden aussagekräftig – deshalb macht man ihn am besten am Tag des Besuchs.
Ist ein PCR-Test besser?
Dieser schlägt zwar im Vergleich zum Antigen-Schnelltest auch bei geringer Viruslast an. Doch der Abstrich muss mit genügend Vorlauf zum Besuch gemacht werden, so Wendtner: „Das birgt Risiken, da eine Infektion, die sich möglicherweise erst in der Zeit zwischen Test und Besuch ereignet, nicht durch das Testergebnis abgedeckt ist.“
Und was ist, wenn die Großeltern schon geimpft wurden?
Auch in diesem Fall empfiehlt Wendtner die Einhaltung der Hygieneregeln. Das gelte insbesondere dann, wenn durch eine noch fehlende Zweitdosis oder einen recht kurzen zeitlichen Abstand zur zweiten Dosis noch kein vollständiger Impfschutz bestehe.
Außerdem gibt er zu bedenken: „Auch zum Schutz der jüngeren Familienmitglieder ohne Impfschutz sollten weiterhin alle auf die Hygieneregeln achten.“ Junge und gesunde Menschen könnten ebenso schwer an COVID-19 erkranken oder nach der Infektion an Langzeitfolgen leiden.
Wie unterscheidet sich die Situation von Weihnachten 2020?
Besonders die Ausbreitung von Corona-Virusvarianten alarmiert Fachleute. Allen voran die Variante B.1.1.7, die ansteckender ist und nach derzeitigem Wissensstand auch ein deutlich höheres Sterberisiko mitbringt als die Ursprungsvariante von SARS-CoV-2.
„Aus medizinischer Sicht stellt uns Ostern mit Blick auf die infektiöseren Virusvarianten, die sich in Deutschland immer stärker ausbreiten, in jedem Fall vor nochmals größere Herausforderungen, als es zuletzt Weihnachten tat“, erklärt Wendtner.
Nur die Kombination aller verfügbaren Instrumentarien könnten das Risiko einer Infektion beim Ostertreffen minimieren – aber auch nicht gänzlich ausschließen, so der Experte. Klar ist außerdem: Wer sich unwohl fühlt oder Symptome wie Husten, Schnupfen oder Fieber hat, sollte sich zu Hause auskurieren, statt Angehörige zu treffen. (vb / Quelle: dpa/tmn)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Bundesregierung: Ostern gilt das Prinzip „Wir bleiben zu Hause“ (veröffentlicht: 23.03.2021), bundesregierung.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.