Atemnot bei Long-COVID ein möglicher Hinweis auf Herzschaden
In einer Studie hat sich gezeigt, dass Personen, die an COVID-19 erkrankt waren und ein Jahr nach der Genesung bei körperlicher Aktivität weiterhin kurzatmig sind, möglicherweise einen Herzschaden erlitten haben. Die Forschungsergebnisse wurden vor kurzem auf einem wissenschaftlichen Kongress der European Society of Cardiology (ESC) vorgestellt.
„Die Ergebnisse könnten helfen zu erklären, warum einige Patienten mit Long-COVID auch ein Jahr später immer noch unter Atemnot leiden, und darauf hindeuten, dass dies mit einer Abnahme der Herzleistung verbunden sein könnte“, wird Studienautorin Dr. Maria-Luiza Luchian vom Universitätskrankenhaus Brüssel, Belgien, in einer Mitteilung der ESC zitiert.
Kardiovaskuläre Komplikationen
Es gibt zunehmend Hinweise auf kardiovaskuläre Komplikationen aufgrund von COVID-19 und auf lang anhaltende Symptome wie Dyspnoe (Atemnot) bei Long-COVID. In dieser Studie wurde untersucht, ob subklinische Herzanomalien bei Patientinnen und Patienten mit Long-COVID mit Dyspnoe häufiger vorkommen – wodurch möglicherweise der Grund für ihre Symptome erklärt wird.
An der Studie nahmen 66 Personen ohne vorangegangene Herz- oder Lungenerkrankung teil, die zwischen März und April 2020 mit COVID-19 ins Universitätsklinikum Brüssel eingeliefert wurden.
Ein Jahr nach der Entlassung aus dem Krankenhaus wurden eine Spirometrie (Lungenfunktionstest) sowie eine Computertomographie des Brustkorbs durchgeführt, um die Lungenfunktion und mögliche Folgen von COVID-19 zu beurteilen. Zudem wurde ein Herzultraschall durchgeführt, um die Herzfunktion zu untersuchen.
Das Durchschnittsalter der Probandinnen und Probanden betrug 50 Jahre und 67 Prozent waren Männer. Nach einem Jahr hatten 23 Teilnehmende (35 Prozent) bei Anstrengung Atemnot.
Schlechtere Herzleistung
Die Analyse zeigte, dass eine abnormale Herzfunktion signifikant mit anhaltender Dyspnoe assoziiert war. Die kardiale Bildgebung zeigte ein Jahr nach dem Krankenhausaufenthalt aufgrund von COVID-19 eine schlechtere Herzleistung bei Patientinnen und Patienten im Vergleich zu denjenigen ohne Atemnot.
„Unsere Studie zeigt, dass mehr als ein Drittel der COVID-19-Patienten ohne Herz- oder Lungenerkrankung in der Vorgeschichte ein Jahr nach der Entlassung aus dem Krankenhaus eine anhaltende Belastungsdyspnoe hatten. Bei der detaillierten Untersuchung der Herzfunktion durch Herzultraschall stellten wir subtile Anomalien fest, die die anhaltende Atemnot erklären könnten“, erläutert Dr. Luchian.
Laut der Wissenschaftlerin sollte verstärkt auf Früherkennung von Herzfunktionsstörungen bei Patientinnen und Patienten mit Long-COVID gesetzt werden, da diese möglicherweise häufiger und längerfristig kardiale Überwachung benötigen.
„Zukünftige Studien mit verschiedenen Corona-Varianten und den Auswirkungen von Impfungen sind erforderlich, um unsere Ergebnisse zur langfristigen Entwicklung und möglichen kardialen Folgen dieser Krankheit zu bestätigen“, so die Expertin. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- European Society of Cardiology: Breathlessness in patients with long COVID may signal heart problems, (Abruf: 13.12.2021), European Society of Cardiology
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.