Schwache Immunreaktionen durch Corona-Impfstoff
Erst kürzlich wurde ein zweiter Impfstoff gegen SARS-CoV-2 in der EU zugelassen. Schon bald wird mit der Zulassung eines weiteren Vakzins gegen das Coronavirus gerechnet. Weltweit wird noch an zahlreichen weiteren Mitteln geforscht. Bei einem dieser Impfstoff-Projekte gab es nun einen Rückschlag – die Immunreaktionen fielen schwächer aus als erwartet.
Neben dem bereits seit Dezember zugelassenen mRNA-Impfstoff „BNT162b2“ (Handelsname Comirnaty) der Firma BioNTech/Pfizer steht seit wenigen Tagen auch das Vakzin „mRNA-1273“ des US-Pharma-Unternehmens Moderna in der EU zur Verfügung. Und noch im Januar wird mit der Zulassung eines Anti-Corona-Mittels des britisch-schwedischen Pharmaunternehmens AstraZeneca gerechnet. Doch bei der Entwicklung eines weiteren Impfstoffs berichten Forschende aus Deutschland nun über einen Rückschlag. Es handelt sich dabei um einen sogenannten Vektor-Impfstoff, einer weiteren neuen Klasse von Impfstoffen.
Sicher und gut verträglich
Laut einer aktuellen Mitteilung verschiebt sich die weitere Entwicklung des Vektor-Impfstoffes MVA-SARS-2-S gegen COVID-19 der IDT Biologika GmbH und des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF).
Der Vektor-Impfstoff wurde von der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) entwickelt. Ergebnisse der ersten klinischen Prüfung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) sowie des Instituts für Virologie der Philipps-Universität Marburg auf Sicherheit, Verträglichkeit und die immunologische Wirksamkeit des Impfstoffes liegen jetzt vor.
Den Angaben zufolge sind die Impfungen sicher und gut verträglich mit geringem Nebenwirkungsprofil, allerdings liegen die Immunreaktionen in den vorläufigen Ergebnissen unter den Erwartungen.
Die klinische Erprobung soll fortgesetzt werden, sobald die Ursachen dafür abgeklärt sind.
Nachweisbare Immunantworten
Wie es in der Mitteilung heißt, wurde der Vektor-Impfstoff MVA-SARS-2-S 30 Probandinnen und Probanden in zwei unterschiedlich hohen Dosierungen bis Mitte Dezember verabreicht. In präklinischen Modellen hatte er robuste Immunantworten und eine Schutzwirkung gezeigt.
Doch diese fielen in der ersten Phase der klinischen Überprüfung geringer aus. Die Ursachen dafür werden gegenwärtig von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern untersucht. Daher wird die für Anfang des Jahres geplante Phase-II-Studie bis zur Abklärung verschoben.
„Die bisher ausgewerteten Daten zeigen, dass Immunantworten zwar nachweisbar sind, aber nicht im erwarteten Ausmaß generiert wurden“, erklärt Prof. Dr. Marylyn Addo, verantwortliche Prüfärztin der klinischen Studie und Leiterin der Infektiologie des UKE, stellvertretend für alle beteiligten Partnerinnen und Partner des Konsortiums.
„Da wir uns unserer hohen Verantwortung für die Gesundheit der Bevölkerung und eine bestmögliche Schutzwirkung des Impfstoffes bewusst sind, arbeiten wir nun an einer Optimierung des Impfstoffes, um dieses Ziel zu erreichen“, so die Expertin.
mRNA- und Vektorimfpstoff – wo ist der Unterschied?
Vektorimpfstoffe und mRNA-Impfstoffe funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip. Ein Teil des Virus-Erbguts wird über den Impfstoff dem Immunsystem präsentiert, wodurch dieses beginnt, Antikörper gegen den Erreger zu produzieren, ohne dabei wirklich mit dem Virus in Kontakt gekommen zu sein. Auf diese Weise ist der Körper vorbereitet, wenn das Virus tatsächlich in den Körper eindringt.
Bei mRNA-Impfstoffen werden diese Erbinformationen mithilfe von Nano-Partikeln zu den Zellen transportiert. Bei Vektorimpfstoffen wird die Originalhülle des Virus verwendet, gegen das geimpft werden soll. Diese Hülle enthält jedoch statt dem Krankheitserreger ein harmloses Virus. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF): Start der zweiten Studienphase des Vektor-Impfstoffes gegen COVID-19 wird verschoben, (Abruf: 09.01.2021), Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF)
Wichtiger Hinweis:
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