Kommt bald die Corona-Schutzimpfung für Minderjährige?
Derzeit gibt es keine Erlaubnis dafür, dass Mädchen und Jungen unter 16 Jahren eine Corona-Schutzimpfung erhalten. Der deutsche Impfstoff-Hersteller Biontech will nun mit dem amerikanischen Partnerunternehmen Pfizer eine europaweite Zulassung für ihren mRNA-Impfstoff gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 für Kinder ab 12 beantragen.
Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren können möglicherweise bereits vor dem neuen Schuljahr gegen Corona geimpft werden. Der deutsche Impfstoffhersteller Biontech und sein US-Partner Pfizer wollen in Kürze die Zulassung ihres Vakzins für Kinder von 12 bis 15 Jahren in der EU beantragen, wie eine Biontech-Sprecherin sagte.
In den Sommerferien sollen bereits die ersten Kinder geimpft werden
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ging davon aus, dass im Falle einer Zulassung Kinder dieser Altersgruppe eine erste Immunisierung spätestens in den Sommerferien bekommen könnten. „Stand heute, wenn nichts Ungewöhnliches passiert“, sagte der CDU-Politiker.
Zulassungsantrag soll in Kürze erfolgen
Der Zulassungsantrag werde voraussichtlich „in den nächsten Tagen“ bei der europäischen Zulassungsbehörde EMA gestellt, sagte die Biontech-Sprecherin. Zuvor hatte der „Spiegel“ berichtet, dieser Antrag solle am kommenden Mittwoch (5. Mai) eingereicht werden. „Wir haben die Studiendaten für die 12- bis 15-Jährigen in den USA für die bedingte Zulassung eingereicht, in Europa sind wir in den letzten Zügen vor der Einreichung“, zitierte das Nachrichtenmagazin Biontech-Chef Ugur Sahin. Die Prüfung eines Zulassungsantrags für Corona-Impfstoffe bei der EMA dauert in der Regel wenige Wochen. Bislang ist in Deutschland kein Impfstoff für Kinder unter 16 Jahren zugelassen.
Bei Kindern muss gesondert geforscht werden
Für Kinder und Jugendliche müssen Pharmazeutika gesondert angepasst werden, da ihr Organismus nicht nach dem Prinzip „kleine Erwachsene“ funktioniert. Deshalb sind eigene Studien auch vor einer Impfstoff-Zulassung nötig.
Infektionszahlen bei Kindern nehmen zu
Die Impfungen für die Jüngsten in der Bevölkerung erscheinen inzwischen auch dringender als am Anfang der Pandemie – damals galten zumindest Kinder eher nicht als Treiber. Doch ihre Rolle hat sich nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts in Deutschland unter anderem durch die Dominanz der ansteckenderen Virusvariante B.1.1.7 geändert.
Bei Kindern nähmen die Infektionzahlen deutlich zu, sagte RKI-Präsident Wieler. „Kinder tragen auf jeden Fall zum Infektionsgeschehen bei.“ Langzeitfolgen, die es auch bei Kindern gebe, dürfe man nun bei der Risikobewertung nicht aus dem Blick verlieren.
Höchste Inzidenz bei 15- bis 19-Jährigen
Die wöchentliche Inzidenz liegt aktuell zwischen 141 Fällen bei den Allerjüngsten bis vier Jahre und 260 bei den 15- bis 19-Jährigen, jeweils gerechnet auf 100.000 Einwohner. Bei den älteren Teenagern sind das die höchsten Inzidenzwerte überhaupt in einer Altersgruppe. Bei 10- bis 14-Jährigen liegen sie aktuell laut RKI bei 234 pro 100.000 Einwohner.
COVID-19-bedingte Ausbrüche beträfen aktuell insbesondere private Haushalte und das berufliche Umfeld, aber auch Kitas und Schulen, heißt es im RKI-Lagebericht. Präsident Lothar Wieler macht keinen Hehl daraus, dass er die bundesweite Notbremsen-Inzidenz von 165 für Schulschließungen aus Sicht des Gesundheitsschutzes für deutlich zu hoch hält.
Zulassung im Juni möglich
Das Mittel von Biontech/Pfizer ist in der EU und in den USA bisher erst für Menschen ab 16 Jahren bedingt zugelassen. Sollte der Antrag in den nächsten Tagen bei der EMA eingereicht werden und die Prüfung etwa vier bis sechs Wochen dauern, könnte die EMA-Zulassung im günstigen Fall Anfang bis Mitte Juni erfolgen. Danach könnten dann die Impfungen der 12- bis 15-Jährigen beginnen.
Biontech und Pfizer hatten kürzlich mitgeteilt, dass eine klinische Studie in der Altersgruppe von 12 bis 15 Jahren in den USA eine Wirksamkeit von 100 Prozent gezeigt habe. Die Impfung sei gut vertragen worden. Die Nebenwirkungen hätten jenen in der Altersgruppe von 16 bis 25 Jahren entsprochen, erklärten die Unternehmen. Die Gesundheit der knapp 2300 Teilnehmenden der Studie in den USA würden aus Sicherheitsgründen noch bis zu zwei Jahre nach dem Erhalt der ersten Impfdosis beobachtet, hieß es weiter.
Wie sieht es bei unter 12-Jährigen aus?
Parallel dazu läuft die klinische Studie von Biontech und Pfizer zur Wirkung und Sicherheit ihres Corona-Impfstoffs bei Kindern zwischen sechs Monaten bis einschließlich elf Jahren weiter. Biontech gehe davon aus, dass belastbare Daten daraus bis September verfügbar sein werden, sagte die Unternehmenssprecherin der dpa. Bis die ersten Kinder dieser Altersgruppe mit dem Vakzin geimpft werden können, wird es folglich noch dauern, da Biontech/Pfizer erst nach diesem Zwischenschritt einen Zulassungsantrag bei der EMA stellen werden. Dessen Prüfung wird dann voraussichtlich wieder wenige Woche dauern. (vb / Quelle: dpa)
Corona-Impfstoff für Kinder
Biontech und Pfizer wollen in Kürze die Zulassung ihres Impfstoffs für Kinder ab 12 Jahren bei der EMA beantragen. Foto: Michael Kappeler/dpa
Mainz (dpa)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- RKI: Täglicher Lagebericht des RKI zur Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19) (veröffentlicht: 27.04.2021), rki.de
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