COVID-19-Impfstoff für Personen mit Allergien
In Großbritannien und den USA waren bereits in den ersten Tagen der Impfungen mit dem Corona-Impfstoff der Firma BioNTech/Pfizer (Handelsname Comirnaty) schwere allergische Reaktionen gemeldet worden. Das hat dazu geführt, dass sich auch hierzulande viele Menschen mit einer Allergie verunsichert fühlen. Allzu große Sorgen müssen sie sich aber nicht machen, erklären Fachleute.
Mittlerweile haben auch in Deutschland schon Hunderttausende Menschen die Corona-Schutzimpfung erhalten. In anderen Ländern wie Großbritannien und den USA wird bereits einige Wochen länger geimpft. Von dort wurden auch Berichte über allergische Zwischenfälle nach der Injektion bekannt, was viele Menschen hierzulande verunsicherte. Fachleute haben nun die Daten ausgewertet und in einer Stellungnahme Empfehlungen veröffentlicht.
Allergische Unverträglichkeitsreaktionen
Wie das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das deutsche Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, in einer Mitteilung schreibt, traten bei der seit Anfang Dezember in Großbritannien durchgeführten Impfkampagne mit dem RNA-basierten Impfstoff der Firma BioNTech/Pfizer (Handelsname Comirnaty) zu Beginn zwei schwerwiegende, mutmaßlich allergische Unverträglichkeitsreaktionen auf.
Sie führten im Vereinigten Königreich zu der behördlichen Empfehlung, Personen, bei denen in der Vergangenheit eine schwere allergische Reaktion gegen einen Impfstoff, ein Medikament oder ein Lebensmittel aufgetreten war, den Impfstoff nicht zu verabreichen.
Nach der zentralen europäischen Zulassung von Comirnaty am 21.12.2020 stellen sich viele Allergikerinnen und Allergiker in Deutschland die Frage, ob sie sich mit Comirnaty gegen die durch das Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelöste Krankheit COVID-19 schützen können.
Datenlage eingehend geprüft
Expertinnen und Experten des PEI sowie der Europäischen Arzneimittelbehörde (European Medicines Agency, EMA) haben die Datenlage eingehend geprüft und sind zu folgenden Ergebnissen gekommen.
Nach der derzeitigen Datenlage ist ein generell erhöhtes Risiko für schwerwiegende unerwünschte Wirkungen für Menschen mit vorbekannten allergischen Erkrankungen bei Impfung mit Comirnaty nicht abzuleiten. Die Zulassung der Europäischen Kommission sieht daher bei bekannten Allergien gegenüber Lebensmitteln und Medikamenten keine Kontraindikation gegen die Impfung vor.
Wie in der Mitteilung erklärt wird, waren Personen mit einer schweren unerwünschten Reaktion im Zusammenhang mit einem Impfstoff in der Vorgeschichte und/oder einer bekannten schweren allergischen Reaktion auf einen Inhaltsstoff von Comirnaty von den Zulassungsstudien ausgeschlossen. Für diese Personengruppe liegen daher keine klinischen Daten zur Verträglichkeit (Sicherheit) des Impfstoffs vor.
Schwerwiegende Reaktionen beobachtet
Es wurden schwerwiegende Reaktionen im Zusammenhang mit der Impfung mit Comirnaty beobachtet. Als mögliche Auslöser könnten der Wirkstoff oder auch Hilfsstoffe in Frage kommen. Zu den Hilfsstoffen, die eine Reaktion auslösen könnten, gehören Polyethylenglykol (PEG)-haltige Lipidnanopartikel.
Diese ähneln den bereits seit vielen Jahren pharmazeutisch eingesetzten Liposomen, die als Träger für Arzneistoffe dienen. Pseudoallergische (nicht-IgE-vermittelte) Reaktionen auf Liposomen, die von der klinischen Erscheinungsform aussehen wie allergische Reaktionen, aber einem anderen Mechanismus (komplementvermittelt) folgen, sind bei anderen PEG-haltigen Arzneimitteln bekannt.
Den Angaben zufolge ist nach der Zulassung die weitere Überwachung der Überempfindlichkeitsereignisse durch den Zulassungsinhaber und die Arzneimittelbehörden vorgesehen.
Empfehlung der Fachleute
Nach derzeitigem Kenntnisstand besteht in der EU keine Kontraindikation für Allergikerinnen und Allergiker oder Menschen mit Anaphylaxien in der Vorgeschichte. Sie können sich also mit Comirnaty gegen COVID-19 impfen lassen.
Kontraindikationen sind dagegen eine bekannte Allergie auf Inhaltsstoffe des COVID-19-Impfstoffs und eine allergische Reaktion auf die erste Dosis. Laut den Fachleuten sollte dann die zweite Dosis nicht geimpft werden.
Grundsätzlich soll jeder Mensch entsprechend der europäischen Fachinformation nach der Impfung mindestens 15 Minuten beobachtet werden. Für den Fall einer schweren (pseudo)allergischen Reaktion wie einer Anaphylaxie sollte immer eine angemessene medizinische Behandlung bereitstehen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Paul-Ehrlich-Institut: Coronaimpfung bei Allergikerinnen und Allergikern, (Abruf: 03.01.2021), Paul-Ehrlich-Institut
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.