Ruhig bleiben trotz Corona-Pandemie – wie soll das gehen?
Die Corona-Pandemie stellt unseren Alltag gerade auf den Kopf. Menschen erkranken oder müssen vorsorglich in Quarantäne. Alle, die noch nicht direkt betroffen sind, sollen möglichst zu Hause bleiben und ihre Sozialkontakte auf ein Minimum reduzieren. Auch wenn viele von uns sich in den letzten Jahren „mehr Zeit für sich“ gewünscht haben – so hatten wir uns das sicher nicht vorgestellt.
Der Mensch ist ein soziales Wesen. Studien haben gezeigt, dass es vor allem der zwischenmenschliche Austausch ist, der uns gesund hält und positiv stimmt. Doch durch Corona sind plötzlich Treffen mit Familienmitgliedern, die nicht mit uns unter einem Dach wohnen, sowie mit Freundinnen und Freunden nicht mehr mit dem Schutz des Gemeinwohls vereinbar.
Auch eine aktive Freizeitgestaltung durch Besuche von Kino oder Theater, Fitnesscenter, Schwimmbad oder Sauna, das Musizieren in der Gruppe oder Engagement in gemeinnützigen Vereinen ist nicht mehr möglich. Sozialkontakte bei der Arbeit entfallen bei den meisten momentan ebenfalls.
Besonders allein lebende Menschen trifft das zum Teil sehr hart. Dieser Artikel richtet sich deshalb vor allem an diejenigen Menschen, die momentan durch Quarantäne, sonstige angeordnete Einschränkungen oder freiwilligen Verzicht auf Kontakte viel Zeit haben und überwiegend allein zu Hause mit der neuen Situation zurechtkommen müssen.
Machen Sie sich klar, dass Sie das Richtige tun
Das Wichtigste vorab: Expertinnen und Experten weisen immer wieder darauf hin, dass es momentan absolute Priorität hat, die Ausbreitungskurve des Virus flach zu halten (im Englischen: „flatten the curve“), die Anzahl der Erkrankungen also über einen möglichst langen Zeitraum zu strecken, damit das Gesundheitssystem nicht zusammenbricht. Dafür ist eine Eindämmung der Kontakte das A und O.
Dadurch, dass Sie direkte Kontakte weitgehend vermeiden und so viel wie möglich zu Hause bleiben, schützen Sie die schwächeren Mitglieder unserer Gemeinschaft. Auch wenn Sie sich vielleicht gerade allein und isoliert fühlen: Sie sind ein Teil der Gesellschaft und leisten durch Ihren Verzicht einen wichtigen Beitrag zum Wohl aller.
Was tun bei Ängsten?
Die neue Situation kann Ängste hervorrufen. Diese können sich in unterschiedlichen Formen äußern, einzeln oder kombiniert auftreten. Manche Menschen haben am meisten Angst davor, sich selbst mit dem Corona-Virus anzustecken, krank zu werden und möglicherweise sogar zu sterben. Andere sorgen sich vor allem um Angehörige. Einigen macht das Alleinsein die größte Angst. Auch wirtschaftliche Sorgen, Angst vor Versorgungsengpässen oder eine Art Klaustrophobie durch Quarantäne oder mögliche Ausgangssperren können auftreten.
All diese Ängste, Sorgen oder Bedenken sind vollkommen normal. So ziemlich alle von uns leiden momentan darunter. Es hilft, sich das klar zu machen, die Angst nicht „zu verteufeln“ und sich wenn möglich mit anderen darüber auszutauschen.
Dafür steht auch die Telefonseelsorge zur Verfügung, erreichbar unter 0800-111 0 111 oder 0800-111 0 222 oder 116 123. Scheuen Sie sich nicht, diese Möglichkeit in Anspruch zu nehmen.
Entspannungsmethoden können ebenfalls eine gute Möglichkeit sein, Ängste zu reduzieren. Weitere Tipps gegen die Angst vorm Alleinsein und für den generellen Umgang mit Angst finden Sie in unserem Artikel „Angst (Angststörung)”.
Strukturieren Sie Ihren Tag
Den Tagesablauf zu strukturieren und neue Routinen zu etablieren, kann helfen, ein Gefühl von Stabilität und Sicherheit angesichts der neuen Situation zu schaffen. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfiehlt dazu in seiner Handreichung „Tipps bei häuslicher Quarantäne“:
„Vermutlich haben Sie plötzlich ungewöhnlich viel Zeit, da Sie nicht zur Arbeit gehen können oder gewohnten Freizeitbeschäftigungen nachgehen. Schaffen Sie sich eine Tagesstruktur und setzen Sie sich Ziele. Die Ziele sollten unter den gegebenen Umständen realistisch sein. Überlegen Sie, wie Sie die Zeit füllen können. Probieren Sie verschiedene Dinge aus wie z.B. lesen, das Schreiben eines Tagebuchs usw.“.
Halten Sie Kontakt
Besonders für Menschen, die durch die Corona-Krise deutlich häufiger als sonst allein sind, ist es wichtig, regelmäßigen Kontakt zu Angehörigen und zum Freundeskreis zu halten. Dies kann bei Gefühlen von Angst und Einsamkeit helfen oder dazu beitragen, dass diese gar nicht erst auftreten oder zumindest nicht überhandnehmen.
Versuchen Sie, sich durch Gespräche und Austausch gegenseitig Mut zu machen. Sprechen Sie über Ihre Sorgen. Bleiben Sie wenn möglich trotzdem positiv und bewahren Sie sich auch in dieser schwierigen Situation Ihren Humor. Lachen stärkt das Immunsystem und kann helfen, etwas Abstand zu Problemen zu bekommen.
So ist die vielerorts auftretende Klopapier-Knappheit durch Hamsterkäufe zwar ärgerlich und ein trauriges Zeichen unsozialen Verhaltens. Doch hat sie auch viele lustige Reaktionen hervorgebracht, die gerade im Internet kursieren und für große Erheiterung sorgen.
Die sozialen Netzwerke können uns in dieser Krise helfen, einander trotz körperlichem Abstand nah zu bleiben: Telefonieren, Chatten, Nachrichten und Fotos austauschen und und und – nie war es einfacher, den Kontakt zu halten. Warten Sie nicht darauf, bis die anderen sich bei Ihnen melden, sondern fragen Sie aktiv nach, wie es Familie und Freunden geht.
Begrenzen Sie Ihre „News-Zeit“
Das Internet macht es uns heute sehr leicht, andauernd die neuesten Nachrichten aus aller Welt zu erhalten. Das ist einerseits natürlich etwas Gutes. Andererseits kann die ständige Auseinandersetzung mit dem Corona-Virus und seinen Auswirkungen auch dazu führen, dass Ängste geschürt werden. Zusätzlich kursieren viele Fake-News. Es kann deshalb hilfreich sein, das Lesen von Neuigkeiten zu diesem Thema einzuschränken.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfiehlt dazu in seiner Handreichung „Tipps bei häuslicher Quarantäne“: „Versuchen Sie, den Medienkonsum in Bezug auf dieses Thema bewusst zu gestalten. Setzen Sie sich z.B. feste Zeiten, in denen Sie neue Nachrichten und Informationen recherchieren.“
Eine Frage der Perspektive: Krise oder Chance?
Krisen sind oft auch Chancen. Häufig hilft es, wenn man die Gegebenheiten aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Sicherlich sind das Corona-Virus und seine direkten Auswirkungen nichts Gutes. Doch einige Begleiterscheinungen kann man durchaus positiv betrachten. So kursieren im Internet gerade viele Beiträge dazu, wie sich Teile der Natur durch den Rückgang des Tourismus regenerieren.
Menschen, die ihren Job zurzeit aufgrund des Virus nicht ausüben können, sondern gezwungen sind, zu Hause zu bleiben, können diese „Zwangspause“ sinnvoll nutzen, um Neues zu lernen, sich zu entspannen, über ihr Leben nachzudenken und wenn nötig Veränderungen vorzunehmen.
Wer beispielsweise unfreiwillig Single ist, die Anmeldung bei einer Online-Partnervermittlung jedoch „aus Zeitmangel“ bisher immer wieder aufgeschoben hat, könnte jetzt aktiv werden.
Sie können sogar „vom Sofa aus die Welt retten“, indem Sie sich beispielsweise über Themen wie den Klimawandel, die Massentierhaltung oder Feminismus informieren und fleißig Online-Petitionen unterschreiben.
Wer schon lange einmal Yoga ausprobieren wollte, kann damit jetzt über Online-Videos beginnen. Wenn Sie in letzter Zeit viel Stress hatten, kann die unfreiwillige Auszeit eine Chance sein, sich zu regenerieren, zu faulenzen, auszuschlafen und endlich einmal „alle Fünfe gerade sein zu lassen” – ganz ohne schlechtes Gewissen.
Werden Sie für andere aktiv
Die Bedrohung durch die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass Menschen neue Initiativen gegründet haben, um sich gegenseitig zu helfen. So gibt es zum Beispiel bei Facebook verschiedene Gruppen, in denen man nach dem Prinzip „suche“ / „biete“ seinen Bedarf äußern oder seine Hilfe anbieten kann.
Dort kann man sich nach Postleitzahl registrieren und zusammenfinden. Menschen in Quarantäne oder Menschen aus einer Risikogruppe können sich auf diesem Weg mit Personen aus der näheren Umgebung verbinden, die für sie Einkäufe erledigen, den Hund Gassi führen, Rezepte beim Arzt abholen und Medikamente besorgen. Dieser Tage benötigen auch viele Familien Unterstützung bei der Kinderbetreuung.
Falls Sie die Möglichkeit haben, Ihre Hilfe anzubieten, werden Sie aktiv. Beachten Sie jedoch dabei unbedingt die angezeigten Hygienevorschriften. Außerdem kann es sinnvoll sein, sich bei der Hilfe auf wenige Personen zu beschränken, um die Maßnahmen zum Eindämmen der Pandemie (vor allem Reduzierung persönlicher Kontakte) nicht zu gefährden.
Von der Hilfe für andere profitiert man auch selbst, denn gute Taten führen dazu, dass im Gehirn sogenannte „Belohnungsstoffe“ ausgeschüttet werden. Dadurch steigt unsere Stimmung. Außerdem fühlen wir uns weniger einsam und hilflos, wenn wir aktiv etwas tun, um die Lage zu verbessern. So verschieben wir unseren Fokus von uns selbst auf andere. Angst, Ohnmacht und Einsamkeit haben keine Chance, sondern wandeln sich in das gute Gefühl, etwas Sinnvolles für die Gemeinschaft zu tun und für andere da zu sein.
So nutzen Sie die Zeit zu Hause positiv
Wer gerade mehr oder weniger unfreiwillig viel Zeit allein zu Hause verbringen muss, könnte diese zum Beispiel sinnvoll nutzen, um einen Frühjahrsputz zu machen, die Steuererklärung fertigzustellen oder den Kleiderschrank aufzuräumen.
Das Internet bietet ebenfalls unzählige Möglichkeiten: Man kann sich online beruflich fortbilden, Blogs und Tipps zur Persönlichkeitsentwicklung lesen, per YouTube oder mit Hilfe von Apps Meditation oder Yoga lernen, Filme und Serien schauen und so weiter.
Alleinsein zu Hause kann richtig viel Spaß machen! Ein gutes Buch lesen, Musik hören, ein langes Bad nehmen, malen, zeichnen, puzzeln, neue Kochrezepte ausprobieren – Ihnen fallen bestimmt noch viele Dinge ein, die Sie schon lange mal wieder tun oder schon immer mal ausprobieren wollten. Wann, wenn nicht jetzt?!
Wer Schwierigkeiten mit dem Alleinsein hat, findet bei Psychologin Dr. Katharina Tempel alias „Glücksdetektiv“ Tipps und Tricks, um auch alleine glücklich zu sein.
Sorgen Sie gut für sich
Was sonst auch gilt, ist in Krisenzeiten besonders wichtig, um gesund und positiv zu bleiben: Sorgen Sie gut für sich. Das bedeutet vor allem, ausgewogen, gesund und regelmäßig zu essen, viel zu trinken, auf ausreichend Schlaf, Entspannung, Spaß und Bewegung zu achten.
Bewegung wie Spazierengehen, Joggen, Fahrradfahren ist momentan auch draußen noch allein erlaubt. Das hat den zusätzlichen positiven Effekt, dass durch Tageslicht die Stimmung verbessert wird und über die Haut Vitamin D gebildet werden kann. In der Wohnung können zum Beispiel Yoga, Gymnastik, Seilspringen oder Hüpfen auf einem Mini-Trampolin für die nötige Bewegung sorgen.
Auch den Fokus auf Dankbarkeit zu richten, kann in schwierigen Lebensphasen hilfreich sein. Suchen Sie dazu im aktuellen Augenblick nach mindestens drei Dingen, für die Sie dankbar sein können. Das können Kleinigkeiten sein, zum Beispiel eine Tasse Kaffee in der Sonne auf dem Balkon, das aktuelle Lieblingslied oder ein gutes Buch. Sind Sie (noch) gesund? Das ist momentan wohl der größte Anlass zur Dankbarkeit!
Falls Ihnen nichts einfällt: Auf der Internetseite vom „Glücksdetektiv“ finden Sie zudem 20 Tipps, die deinen Alltag sofort schöner machen“. Die meisten davon funktionieren ebenso unter den aktuell erschwerten Bedingungen. Dazu liefert die Seite viele Informationen, die uns gerade helfen können, auch psychisch gut durch die Krise zu kommen. Viele Beiträge sind über YouTube als Video verfügbar.
Besonders in der Corona-Krise kann es sinnvoll sein, das Immunsystem gezielt zu stärken. Da Stress das Immunsystem schwächt, ist dabei unter anderem die Stressreduktion eine gute und wichtige Maßnahme: Durch Entschleunigung, Sport, Achtsamkeit und die regelmäßige Ausübung von Entspannungsmethoden wie Yoga, Autogenes Training oder Meditation können Sie Ihr Immunsystem aktiv stärken und Ängste reduzieren.
Viele weitere praktische Tipps zur Stärkung des Immunsystems finden Sie in unserem Artikel „Immunsystem stärken – Die besten Tipps für eine starke Abwehr“. (kh)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe: Tipps bei häuslicher Quarantäne (Handreichung); (Abruf am 18.03.2020), Bundesgesundheitsministerium
- Glücksdetektiv: Besser leben! 20 Tipps, die deinen Alltag sofort schöner machen; (Abruf am 18.03.2020), Glücksdetektiv
- Glücksdetektiv: Alleine glücklich sein: So geht‘s; (Abruf am 18.03.2020), Glücksdetektiv
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.