Corona-Pandemie: Plädoyer für harten Lockdown
In den letzten Tagen wurde immer wieder berichtet, dass Anfang kommenden Jahres die Maßnahmen zur Eindämmung der Infektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 verschärft werden könnten. Doch Fachleute plädieren nun, bereits Weihnachten und den Jahreswechsel für einen harten Lockdown zu nutzen.
Nach wie vor hohe Corona-Infektionszahlen zeigen, dass die aktuellen Regelungen zur Eindämmung der Pandemie offenbar nicht ausreichen. Daher sollen die Weihnachtsfeiertage und der Jahreswechsel für einen harten Lockdown genutzt werden, empfehlen Fachleute.
Kontrolle über das Infektionsgeschehen
Wie die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina in einer aktuellen Mitteilung schreibt, ist die gegenwärtige Situation nach wie vor ernst und droht sich weiter zu verschärfen. Trotz des seit Anfang November in Deutschland geltenden Teil-Lockdowns sind die Infektionszahlen auf einem sehr hohen Niveau und jeden Tag sterben mehrere Hundert Menschen.
Die Krankenhäuser und insbesondere das medizinische Personal sind schon jetzt an ihren Grenzen und die Gesundheitsämter überlastet. Um die Kontrolle über das Infektionsgeschehen zurückzuerlangen, empfiehlt die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina in der Ad-hoc-Stellungnahme „Coronavirus-Pandemie: Die Feiertage und den Jahreswechsel für einen harten Lockdown nutzen“ ein zweistufiges Vorgehen.
Die Rahmenbedingungen ‒ Weihnachtsferien in Bildungseinrichtungen und eingeschränkter Betrieb in vielen Unternehmen und Behörden – bieten laut den Fachleuten die Chance, in der Eindämmung der Pandemie ein großes Stück voranzukommen.
Kontakte auf das absolute Mindestmaß reduzieren
Erfahrungen in anderen Ländern (wie beispielsweise in Irland) im Umgang mit der Pandemie zeigen, dass schnell eingesetzte, strenge Maßnahmen über einen kurzen Zeitraum erheblich dazu beitragen, die Infektionszahlen deutlich zu senken und niedrig zu halten, um die Kontrolle über das Infektionsgeschehen zurückzuerlangen.
Die Expertinnen und Experten, unter ihnen unter anderem Prof. Dr. Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie, Charité-Universitätsmedizin Berlin und Prof. Dr. Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts, machen darauf aufmerksam, dass auch aus wirtschaftlicher Perspektive verschärfte Maßnahmen sinnvoll sind:
Zwar erhöhen sich durch einen harten Lockdown kurzfristig die Wertschöpfungsverluste, doch zugleich verkürzt sich der Zeitraum, bis die Neuinfektionen so weit gesunken sind, dass Lockerungen möglich sind.
Den Fachleuten zufolge müssten bereits ab dem 14. Dezember 2020 Kontakte im beruflichen wie im privaten Bereich auf das absolute Mindestmaß reduziert werden. Das Homeoffice müsse, wo immer dies möglich ist, die Regel sein. Die Schulpflicht sollte bis zum Beginn der Weihnachtsferien in sämtlichen Bundesländern aufgehoben werden.
Gruppenaktivitäten in Sport und Kultur müssten eingestellt werden und, wo immer dies möglich ist, sollten digitale Möglichkeiten anstelle von Präsenzangeboten genutzt werden.
Öffentliches Leben sollte weitgehend ruhen
Ab dem 24. Dezember 2020 bis mindestens zum 10. Januar 2021 sollte im ganzen Land das öffentliche Leben weitgehend ruhen und ein harter Lockdown gelten. Hierfür sollten zusätzlich zu den ab dem 14. Dezember vorgeschlagenen Maßnahmen alle Geschäfte bis auf die des täglichen Bedarfs geschlossen und die Weihnachtsferien in den Bildungseinrichtungen verlängert werden.
„Es wäre am effektivsten, in diesem Zeitraum auch alle sozialen Kontakte außerhalb des eigenen Haushaltes zu unterlassen. Aber zu den Feiertagen die nächsten Angehörigen bzw. Menschen des engsten sozialen Umfeldes nicht zu sehen, wäre für viele Menschen mit sehr großen sozialen und psychischen Belastungen verbunden. Auch religiöse Angebote haben für viele Menschen in dieser Zeit eine große Bedeutung“, schreiben die Fachleute.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geben in dem Papier daher Empfehlungen für das Verhalten während der Feiertage. So sollten unter anderem Urlaubsreisen während dieses Zeitraums unterbleiben und Zusammenkünfte nur im engsten stabilen Personenkreis stattfinden.
„Die wirkungsvollsten Mittel im Umgang mit dem Virus sind Mund-Nasen-Schutz, Abstand, Hygiene und Lüften. Es ist besonders wichtig, auch mit nahestehenden Menschen diese Regeln einzuhalten“, heißt es in dem Papier.
Für den Wiederbeginn des Schulunterrichts ab dem 10. Januar 2021 sollte in allen Bundesländern das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes im Unterricht für alle Jahrgangsstufen verpflichtend sein. Des Weiteren sollten ländereinheitliche Regeln für den Wechselunterricht ab der Sekundarstufe erarbeitet werden, die ab einer bestimmten Inzidenz greifen.
Darüber hinaus ist eine langfristige politische Einigung auf ein klares, mehrstufiges und bundesweit einheitliches System von Regeln erforderlich, die ab einer bestimmten Anzahl von Fällen pro 100.000 Einwohner greifen. Durch ein einheitliches und nachvollziehbares Vorgehen werden die Maßnahmen für Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen transparent, verständlich und planbar. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina: Coronavirus: Feiertage und Jahreswechsel bieten Chance zur Eindämmung der Pandemie, (Abruf: 08.12.2020), Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina
- Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina: Coronavirus-Pandemie: Die Feiertage und den Jahreswechsel für einen harten Lockdown nutzen, (Abruf: 08.12.2020), Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina
Wichtiger Hinweis:
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