Ergebnisse von Corona-Schnelltests richtig deuten
Viele Menschen werden in den nächsten Wochen vermehrt mit Corona-Selbsttests in Berührung kommen. In Schulen sind sie bereits Pflicht und auf der Arbeit werden sie auch zunehmend eingesetzt. Doch welche Aussagekraft hat ein negatives Ergebnis und was muss getan werden, wenn der Test positiv ausfällt?
Ute Teichert ist Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD). Die Amtsärzte-Verbandschefin sieht großen Aufklärungbedarf bei der richtigen Deutung von Corona-Selbsttests. Die Expertin erläutert, welche Freiheiten der Test bietet, wenn er negativ ausfällt und wie Betroffene am besten mit einem positiven Ergebnis umgehen.
Keine falschen Schlüsse durch den Schnelltest ziehen
Das Verhalten mancher Menschen nach einem Corona-Schnelltest birgt nach Erfahrung der Expertin Risiken. „Wir wenden jetzt massenhaft diese Schnelltests an, aber die Menschen sind nicht über die Konsequenzen und das richtige Verhalten aufgeklärt. Da verbreitet sich das Virus und wir sehen gar nicht mehr, wie“, sagte Teichert.
Sie sehe eine Gefährdung. „Mit dem Thema Testungen müssen wir uns noch mal sehr kritisch auseinandersetzen.“ Teichert berichtete von falschen Schlüssen, die Menschen nach positiven wie negativen Testergebnissen zögen. „Ich habe mehrfach erlebt, dass Menschen positive Ergebnisse bekommen und dann extrem verunsichert sind.“
Jeder positiv Getestete gilt zunächst als infektiös
„Statt sich zu isolieren, besorgen sie sich erst einmal weitere Tests, weil sie dem ersten Ergebnis misstrauen.“ Dabei könnten sie das Virus weiter verbreiten. Die empfohlenen Handlungsanweisungen müssten bekannter werden: Es sei teils nicht bekannt, „dass jeder, der positiv getestet ist, erst einmal als potenziell infektiös gilt – bis zum Beweis des Gegenteils“.
Negatives Ergebnis gilt nur für einige Stunden
Ebenso habe sie erlebt, dass Kontaktpersonen von Infizierten einen Schnelltest machten und nach einem negativen Ergebnis glaubten, nichts weiter unternehmen zu müssen, schilderte die Fachärztin für Öffentliches Gesundheitswesen. „Da laufen uns viele Infizierte unter dem Radar weg“, sagte Teichert. Im Fall eines negativen Tests müsse man grundsätzlich bedenken, dass das Ergebnis „nur für einige Stunden gültig ist“.
Falsche Sicherheit durch negatives Ergebnis
Das Robert Koch-Institut (RKI) hatte wiederholt erklärt, dass man sich nach einem negativen Testergebnis nicht in falscher Sicherheit wiegen und auf Schutzmaßnahmen verzichten dürfe. Es sei durchaus möglich, dass ein Infizierter am Tag nach einem negativen Antigentest-Ergebnis ein positives Ergebnis bekomme, hieß es in einer RKI-Publikation von Ende Februar über Selbsttests. Bei einem positiven Ergebnis seien „häusliche Absonderung“ und eine telefonische Kontaktaufnahme mit dem Hausarzt oder einem geeigneten Testzentrum geboten, um einen PCR-Test zum Abklären des Corona-Verdachts in die Wege zu leiten. (vb / Quelle: dpa)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- RKI: Epidemiologisches Bulletin 8/2021 - Was ist bei Antigentests zur Eigenanwendung (Selbsttests) zum Nachweis von SARS-CoV-2 zu beachten? (veröffentlicht: 19.2.2021), rki.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.