Was ist wahr, was ist erfunden?
Zu dem neuartigen Coronavirus SARS-Co-V2 gibt es viele ungeklärte Fragen. Dadurch, dass das Virus neu aufgetreten ist, wissen wir noch nicht viel darüber, erst nach und nach wachsen die Erkenntnisse. So haben Spekulationen leichtes Spiel und Fake-News können sich vor allem über die sozialen Netzwerke rasend schnell verbreiten. Umso wichtiger ist es, sich regelmäßig bei seriösen Informationsquellen auf den neuesten Stand zu bringen.
Experte beantwortet aktuelle Fragen
Dr. Gregory Poland, Internist und Mitglied der „Vaccine Research Group“ der Mayo Clinic Minnesota, beantwortet in einem Beitrag der Mayo Clinic aktuelle Fragen rund um SARS-CoV-2 und die dadurch ausgelöste Lungenkrankheit COVID-19.
1. Können Händetrockner Viren töten?
Auf diese Frage hat der Experte eine eindeutige Antwort: NEIN. Händetrockner, die die Hände nach dem Waschen durch warme oder kalte Luft trockenpusten, sollten Sie tunlichst vermeiden! Durch den Luftstrom wird die Zirkulation der Viren erhöht. Dieser Vorgang wurde anhand anderer Viren gut untersucht und gilt auch für SARS-CoV-2, den Erreger von COVID-19.
2. Sollte ich die Verwendung meines Haartrockners vermeiden?
Die Frage, ob die Benutzung eines Föhns im Hinblick auf SARS-CoV-2 problematisch sein könnte, beantwortet Dr. Poland so: „Solange Sie nicht an Husten oder Fieber erkrankt sind oder jemandem ausgesetzt waren, der Husten oder Fieber hat, sehe ich kein Problem darin, einen Haartrockner zu benutzen. Es gibt keine mir bekannte Literatur, die darauf hinweist, dass dies ein Risiko darstellt.“ Ihren Föhn dürfen Sie also ganz unbesorgt weiter nutzen.
3. Kann das Sprühen von Alkohol oder Chlor auf meinen Körper COVID-19-Erreger töten?
Dr. Gregory Poland warnt ausdrücklich davor, Alkohol oder Chlor auf den Körper zu sprühen, da diese Stoffe für die Reinigung harter Oberflächen vorgesehen sind. Auf unserer empfindlichen Haut können Sie großen Schaden anrichten! Die Reinigung mit Wasser und Seife sei vollkommen ausreichend, um Viren wie SARS-CoV-2 abzutöten. Wie das funktioniert, erklärt er folgendermaßen:
„Die Seife enthält Mittel mit Oberflächenspannung, so dass sie die elektrostatische Anziehungskraft des Virus auf Ihre Haut aufhebt, die Virushülle zerstört und Öle und Schleim entfernt, die sich möglicherweise auf Ihrem Körper befinden und in denen das Virus leben kann. Und Sie waschen es durch Reibung buchstäblich mit Wasser weg.“
4. Muss ich mir die Hände in siedendem Wasser waschen?
Die Annahme, nur besonders heißes Wasser könne die Erreger abtöten, ist definitiv falsch! Zwar vernichtet kochendes Wasser das Virus, allerdings sollte man dies keinesfalls an die Haut lassen, da das zu schweren Verbrennungen führen würde.
Ob man die Hände mit kaltem oder heißem Wasser abspült, ist egal, sofern man Seife verwendet und sie entsprechend lange und gründlich wäscht (mindestens 20 Sekunden lang überall gut einschäumen, gründlich abspülen). Der Experte der Mayo Clinic beschreibt, wie Seife wirkt:
„Nein, Sie müssen kein heißes Wasser verwenden. Entweder warm oder kalt funktioniert genauso gut. Es ist wichtiger, sich richtig zu waschen. Auf Ihren Händen befinden sich Öle, und an diesem Öl haften Viren. Sie sind elektrostatisch aufgeladen. Aber wenn Sie sich mit Seife waschen, indem Sie sie physisch reiben, wäscht die Reibung das Virus weg, und die Seife schädigt das Virus. Das ist das wirksamste Mittel, das wir kennen. Deshalb schrubben Chirurgen zum Beispiel ihre Hände so sorgfältig, bevor sie in einen Operationssaal gehen. Es funktioniert, und es funktioniert wirklich gut.“
5. Sind Nasenspülungen mit Kochsalzlösung hilfreich oder schädlich?
Viele Menschen fragen sich, wie sich Nasenspülungen mit Kochsalzlösung auswirken. Vermutlich ist diese Maßnahme neutral zu bewerten. Das heißt, momentan gibt es weder konkrete Anhaltspunkte dafür, dass die Spülungen schaden, noch, dass sie im Umgang mit dem neuartigen Coronavirus nutzen.
Was sagt Dr. Poland dazu? „Die Nasenspülungen haben sich vor allem bei Nasennebenhöhlenentzündungen und Allergien als wirksam erwiesen. Es gibt weder direkte Beweis dafür, dass Kochsalzlösung COVID-19 vorbeugt, noch dafür, dass sich Ihr Infektionsrisiko erhöht.“
6. Kann Knoblauch einer Infektion mit COVID-19 vorbeugen?
Die Frage, ob man sich durch den Verzehr von Knoblauch vor der Ansteckung mit SARS-CoV-2 schützen kann, verneint der Experte. „Knoblauch wird nur insofern helfen, als er die soziale Distanzierung erleichtert“, so Dr. Gregory Poland.
Damit spielt er auf den typischen Geruch an, den man nach dem Essen von Knoblauch verströmt und den viele Menschen äußerst unangenehm finden. Somit würde Knoblauch helfen, andere auf Abstand zu halten. Es gibt laut Poland jedoch keine Belege dafür, dass Knoblauch vor dem Virus schützen kann.
7. Kann das Gurgeln mit Bleichmittel schützen?
Im Internet kursiert die äußerst gefährliche Falschinformation, durch das Gurgeln mit verdünntem Bleichmittel könne man das neuartige Corona-Virus im Mund-Rachen-Raum abtöten. Dies sollte man laut Dr. Poland auf keinen Fall tun!
Für das Einführen von mit Bleiche getränkten Wattestäbchen in die Nase gilt das Gleiche: Es ist sehr gefährlich und sollte unterlassen werden. Bleichmittel können die Schleimhäute schwer und nachhaltig schädigen.
8. Können Antibiotika COVID-19-Erreger töten?
Auch diese Frage beantwortet der Experte mit einem klaren Nein. Antibiotika sind in der Lage, viele Bakterien zu bekämpfen. Gegen Viren sind sie jedoch unwirksam. Das gilt auch für das neuartige Coronavirus.
„Antibiotika dürfen nur dann eingesetzt werden, wenn eine bekannte, dokumentierte Co-Infektion mit Bakterien vorliegt“, ergänzt Dr. Poland, also wenn neben einer Infektion mit dem neuartigen Corona-Virus noch eine zusätzliche Infektion mit Bakterien besteht, die durch das Antibiotikum bekämpft werden könnten. So sind beispielsweise bei den Lungenentzündungen durch COVID-19 oftmals sekundäre Infektionen mit Bakterien festzustellen, da diese leichter in das geschädigte Lungengewebe eindringen können.
9. Darf ich eigenes Handdesinfektionsmittel verwenden?
Mittel zur Handdesinfektion sind durch die Pandemie vielerorts knapp geworden. Daher ist es eine berechtigte Frage, ob man selbst gemachtes Desinfektionsmittel verwenden darf. Dr. Gregory Poland verweist zur Beantwortung dieser Frage noch einmal darauf, dass das gründliche Händewaschen mit Wasser und Seife am besten geeignet ist, die Erreger auf der Haut unschädlich zu machen beziehungsweise zu entfernen.
Handdesinfektionsmittel sei die zweitbeste Wahl. Dazu führt Poland aus:
„Es ist jedoch wichtig, die richtige Art und Menge des Handdesinfektionsmittels zu verwenden, damit es wirksam ist. Sie benötigen eine viertel- bis einen halben Dollar große Menge eines Handdesinfektionsmittels, das mindestens 60% Alkohol enthält. Sie können auf jeden Fall versuchen, Ihr eigenes Produkt herzustellen, da es online viele Rezepte gibt, darunter eines von der Weltgesundheitsorganisation.“
Auch hier ist es also wichtig, nur Rezepte aus seriösen, geprüften Quellen zu nutzen!
Wichtiger Hinweis
Bitte achten Sie darauf, Informationen aus dem Internet und sozialen Netzwerken oder auch aus dem Bekanntenkreis nicht ungeprüft zu übernehmen. Seien Sie eher zu kritisch, suchen Sie gegebenenfalls nach Belegen aus weiteren Quellen und nutzen Sie ausschließlich seriöse und verlässliche Quellen wie etwa die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) oder die Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Falls Sie Zweifel an der Richtigkeit von Meldungen haben, verbreiten Sie diese nicht weiter und wenden Sie fragwürdige Tipps auf keinen Fall an!
Weiterführende Informationen
Weitere Fragen und Antworten rund um SARS-CoV-2 und COVID-19 finden Sie in unseren Beiträgen „Coronavirus-Infektion: Übertragen auch Mücken SARS-CoV-2?“ und „Coronavirus – Fakten und Fakes“.
Wie Sie Ihre Hände jetzt richtig waschen und pflegen, erfahren Sie in unserem Artikel „Corona-Krise: Pflegehinweise für durch Desinfektionsmittel und Seife strapazierte Hände“. (kh)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Weiss, Cynthia: Mayo Clinic Q and A: Myths and facts about COVID-19; (veröffentlicht am 20.04.2020), Mayo Clinic
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.