SARS-CoV-2-Aerosole: So Ansteckungsgefahr mindern
Die Kommission für Pandemieforschung der Deutschen Forschungsgemeinschaft hat ein wissenschaftliches Positionspapier veröffentlicht, in dem die Fachleute alle fundierten Erkenntnisse über die Verbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 über Aerosole zusammengetragen haben. Die Arbeit soll als fachliche Basis dienen, um die Ansteckungsgefahr durch Aerosole zu senken.
Eine Arbeitsgruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) publizierte Informationen über Aerosole auf breiter fachlicher Basis, die zu mehr Sicherheit beitragen und konkrete Hinweise zum Schutz vor SARS-CoV-2 Infektionen geben sollen. Das Positionspapier kann auf der Webseite der DFG eingesehen werden.
Wird es eine vierte Welle geben?
Das Aerosole erheblich zum Infektionsgeschehen beitragen, ist durch zahlreiche Forschungsarbeiten belegt. Der richtige Umgang mit den Aerosolen kann laut DFG einen erneuten Wiederanstieg der Infektionszahlen „maßgeblich reduzieren“, insbesondere wenn sich im Herbst und Winter die Menschen wieder vermehrt in Innenräumen aufhalten.
Aerosol-Management als unabhängige Schutzmaßnahme
Es gibt viele ungewisse Faktoren, die dazu führen könnten, dass im Herbst und Winter die COVID-19-Fallzahlen wieder massiv ansteigen könnten, darunter beispielsweise eine mangelnde Impfbereitschaft, sinkende Immunität oder eine neue Virusvariante, die erworbene Immunitäten überwindet. Der richtige Umgang mit Aerosolen könne das Ansteckungsrisiko unabhängig dieser Faktoren senken.
Wurden Aerosole bislang nicht ausreichend berücksichtigt?
Die am Positionspapier beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben zu diesem Zweck die Erkenntnisse über Aerosole aus verschiedenen Forschungsgebieten zusammengefasst, um eine fundierte Informationsgrundlage über das Thema zu erstellen. Die Forschenden schätzen, dass immer noch rund 70 Prozent der Bevölkerung nicht ausreichend über die Ansteckungsgefahr durch Aerosole informiert ist.
Direkte und indirekte Infektionsgefahr durch Aerosole
Zunächst unterscheiden die Forschenden zwischen einer direkten und indirekten Infektionsgefahr durch Aerosole. Eine direkte Ansteckung über Aerosole erfolgt von Mensch zu Mensch, beispielsweise beim Sprechen auf kurz Distanz mit einer infizierten Person. Die indirekte Ansteckung mit SARS-CoV-2 kann erfolgen, wenn sich infektiöses Aerosole in Innenräumen ansammelt, beispielsweise wenn sich mehrere infizierte Personen über längere Zeit in einem Raum aufhalten. Beide Wege erfordern unterschiedliche Schutzmaßnahmen.
Im Freien ist die Aerosol-Gefahr erheblich geringer
„Die Übertragung von SARS-CoV-2 findet nach gegenwärtigem Stand der Forschung fast ausnahmslos in Innenräumen statt“, schreiben die Forschenden in dem Positionspapier. Im Freien könne es nur zu einer direkten Ansteckung kommen. Die starke Verdünnung der Aerosole sowie die schnelle Zerstreuung durch den Luftstrom mache eine indirekte Infektion äußerst unwahrscheinlich. Daher seien im Freien auch weniger Schutzvorkehrungen erforderlich als in Innenräumen.
Doch auch im Freien sollten einige Schutzmaßnahmen getroffen werden, vor allem an Orten, wo sich viele Menschen auf dichtem Raum aufhalten. Beispiele hierfür seien Wartebereiche im Nahverkehr oder an Bushaltestellen, Warteschlangen, Open-Air-Veranstaltungen oder Demonstrationen. Die Forschenden empfehlen in solchen Situationen das Tragen einer medizinischen Maske.
Aerosol-Gefahr in Innenräumen verringern
„Die indirekte Infektionsgefahr kann in Innenräumen minimiert werden, indem sich Personen dort nur kurz aufhalten, die Konzentration infektiöser Aerosole durch starken Luftwechsel möglichst gering gehalten wird oder durch das Tragen partikelfilternder Masken“, fassen die Forschenden zusammen. Als Maßnahmen zur Reduktion der Aerosole eignet sich ein starker Luftwechsel, der entweder über Fensterlüftung, eine raumlufttechnische Anlage oder über einen mobilen Raumluftreiniger erzielt werden kann.
Richtiges Lüften
Ein schneller Luftaustausch durch Fensterlüftung erfordert nach Angaben der DFG ein regelmäßiges Querlüften, bei dem bis zu sechs mal stündlich die Fenster auf möglichst gegenüberliegenden Raumseiten geöffnet werden sollten oder über ein Stoßlüften, bei dem alle vorhandenen Fenster im genutzten Raum vollständig geöffnet werden. Durch einen Ventilator am Fenster könne der Effekt verstärkt werden.
Raumluftanlagen und Raumluftreiniger
Fest installierte Raumluftanlagen sollten so eingestellt werden, dass sie nur Außenluft in den Innenraum befördern und Innenluft nach draußen. Eine Umluft-Funktion sollte vermieden werden. In Räumen, wo weder Lüftung noch Fenster vorhanden sind, oder das Lüften nicht zumutbar ist, können leistungsstarke mobile Raumluftreiniger eingesetzt werden.
Lüften kann nur vor indirekter Ansteckung schützen
Die Forschenden weisen darauf hin, dass diese Maßnahmen nur vor indirekter Ansteckung schützen. Als Schutz vor direkter Ansteckung seien Sicherheitsabstände, das Tragen von Masken oder transparente Schutzwände erforderlich.
Eine Kombination bietet den besten Schutz
Als Fazit betont die Arbeitsgruppe, dass eine Kombination aus verschiedenen Maßnahmen gegen direkte und indirekte Ansteckung den besten Schutz liefert. Geeignete Interventionen seien:
- Kontaktvermeidung,
- Abstandsregeln,
- Tragen von geeigneten Masken,
- Schutzwände,
- Lüften,
- raumlufttechnische Anlagen,
- mobile Raumluftreiniger.
(vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG): Coronavirus-Pandemie: Wie lassen sich Infektionen durch Aerosole verhindern? (veröffentlicht: Juli 2021), dfg.de
- Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG): Wissenschaftliches Positionspapier: Ansteckung mit Coronavirus durch Aerosole verhindern (veröffentlicht: 27.Juli 2021), dfg.de
- Deutsches Ärzteblatt: Corona: Wie sich Ansteckungen durch Aerosole vermeiden lassen (veröffentlicht: 27.Juli 2021), aerzteblatt.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.