Corona-Risiko in bestimmten Berufen erhöht
In Deutschland wurden bereits mehr als zwei Millionen Infektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 registriert. Untersuchungen haben gezeigt, dass das Risiko einer Ansteckung in bestimmten Berufsgruppen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung deutlich höher ist.
Analysen zeigen, dass das Risiko, an der durch das Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelösten Krankheit COVID-19 zu erkranken, in den Berufen am höchsten ist, die im Rahmen ihrer Tätigkeit häufig direkten Kontakt zu COVID-19-Erkrankten beziehungsweise zu potenziell infizierten Personen haben.
„Corona grassiert vor allem in Sozialberufen“
In keiner anderen Berufsgruppe in Deutschland sind so viele Beschäftigte am Coronavirus erkrankt wie in der Altenpflege. Dies geht laut einer Mitteilung aus einem aktuellen Branchenvergleich der Krankenkasse Barmer hervor.
Dabei wurden die 20 Berufsgruppen mit den anteilig meisten COVID-19-Erkrankten ermittelt. So waren im vierten Quartal vergangenen Jahres 7,6 je 1.000 Barmer-versicherten Erwerbstätigen in der Altenpflege wegen einer COVID-19-Infektion krankgeschrieben.
Nur knapp dahinter folgen Beschäftigte in Gesundheits- und Krankenpflege, Rettungsdienst, Geburtshilfe sowie Erwerbstätige in Erziehung, Sozialarbeit und Heilerziehungspflege mit jeweils 7,3 je 1.000 Betroffenen.
„Corona grassiert vor allem in Sozialberufen. Deshalb ist es auch dringend erforderlich, dass sich die Beschäftigten konsequent impfen lassen, sobald sie an der Reihe sind und der Impfstoff verfügbar ist“, erläutert Prof. Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer.
Erhöhtes Risiko bei medizinischem Personal
Dass das Corona-Risiko bei medizinischem Personal und Pflegenden deutlich erhöht ist, zeigt auch eine Erhebung des Robert Koch-Instituts (RKI), an der 1.500 Beschäftigte des Unfallkrankenhauses Berlin (ukb) teilgenommen haben.
Laut einer Mitteilung wurden dort bis zum Ende der Untersuchung 300 COVID-19-Fälle stationär behandelt, davon waren 125 mit einem intensivmedizinischen Aufenthalt verbunden.
Im Vergleich zur Berliner Bevölkerung wurden unter den Studienteilnehmenden 2,4 mal mehr SARS-CoV-2-Infektionen bekannt.
Die Beschäftigten des ukb waren über Monate intensiv Trägerinnen und Trägern des Virus ausgesetzt.
Relativ wenig Betroffene in Arztpraxen
Des Weiteren seien laut der Barmer-Branchenauswertung im vierten Quartal des vergangenen Jahres 5,5 je 1.000 Barmer-versicherten Beschäftigten in Arztpraxen wegen COVID-19 krankgeschrieben gewesen.
Deutlich geringer seien die COVID-19-Fallzahlen dagegen in den Branchen, in denen der direkte Kontakt mit anderen Menschen nicht immer zwingend erforderlich sei.
Hier reichten die Zahlen der wegen COVID-19 krankgeschriebenen Barmer-Versicherten von jeweils 4,0 je 1.000 Betroffenen in den Branchen Metallverarbeitung und Verwaltung bis hin zu 2,5 je 1.000 Krankgeschriebenen aus dem Bereich Werbung und Marketing.
„Die Covid-19-Fälle sind in den Berufsbranchen geringer, in denen sich die Abstands- und Hygieneregeln tendenziell leichter einhalten lassen oder verstärkt Homeoffice möglich ist. Diese Maßnahmen sollten auch weiterhin bestmöglich umgesetzt werden“, sagt Straub.
Unterschiede bei der Dauer der Krankschreibungen
Massive Unterschiede zwischen den einzelnen Berufsbranchen gebe es aber nicht nur bei der Zahl der Barmer-Versicherten am Coronavirus Erkrankten, sondern auch bei der Dauer der Krankschreibungen. So seien im vierten Quartal des vergangenen Jahres an COVID-19 erkrankte Fahrzeugführer im Schnitt 17,8 Tage arbeitsunfähig gewesen.
Bei Beschäftigten in Gesundheits- und Krankenpflege, Rettungsdienst sowie Geburtshilfe seien es 15,0 Tage gewesen und in der Altenpflege 14,9 Tage. Die geringsten Fehlzeiten hätten COVID-19-erkrankte Beschäftigte in Werbung und Marketing mit 12,7 Tagen sowie in Arztpraxen mit 12,1 Tagen.
„Die Beschäftigten sind tendenziell in den Branchen länger wegen Covid-19 krankgeschrieben, in denen Homeoffice kaum oder gar nicht möglich ist“, erklärt Straub. Bemerkenswert gering sei die durchschnittliche Krankheitsdauer in Arztpraxen, jedoch auch in den Pflegeberufen. Eine mögliche Ursache könne darin liegen, dass sie im Kampf gegen das Coronavirus an vorderster Front stünden und die verbliebenen Kolleginnen und Kollegen schnellstmöglich wieder unterstützen wollten. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Barmer: BARMER-Branchenauswertung – Corona grassiert vor allem in Sozialberufen, (Abruf: 16.02.2021), Barmer
- BG KlinikumUnfallkrankenhaus Berlin: Das Unfallkrankenhaus Berlin im Dienst der Wissenschaft, (Abruf: 16.02.2021), BG KlinikumUnfallkrankenhaus Berlin
Wichtiger Hinweis:
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