Corona-Infektionen bei der Arbeit: Beschäftigte sind besorgt
Zwar sinkt die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 in Deutschland seit Tagen und immer mehr Menschen sind inzwischen gegen COVID-19 geimpft, doch noch immer besteht die Gefahr einer Ansteckung. Vor allem mögliche Infektionen am Arbeitsplatz bereiten vielen Sorgen, wie eine neue Auswertung nun zeigt.
Überall dort, wo Menschen zusammenkommen, besteht ein erhöhtes Ansteckungsrisiko mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 – auch am Arbeitsplatz. Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer machen sich Sorgen, dass sie sich bei der Arbeit oder auf dem Weg dorthin anstecken könnten.
Geringverdienende besonders betroffen
Trotz zuletzt sinkender Inzidenz-Zahlen bleibt die Sorge unter den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern vor einer Coronavirus-Infektion hoch, schreibt die Hans-Böckler-Stiftung in einer aktuellen Mitteilung.
Das zeigt das Ergebnis einer kontinuierlichen Befragung des Portals Lohnspiegel.de, an der sich seit April 2020 mehr als 51.000 Beschäftigte beteiligt haben. Das Portal wird vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung wissenschaftlich betreut.
In der ersten Maihälfte gaben demnach 32 Prozent der Befragten an, sich Sorgen vor einer Ansteckung am Arbeitsplatz oder auf dem Weg zur Arbeit zu machen. Das ist nur ein minimaler Rückgang gegenüber dem Monat April.
Beschäftigte mit niedrigen Löhnen sind besonders betroffen: Unter Geringverdienenden im untersten Fünftel der Lohnverteilung gaben in der ersten Maihälfte 43 Prozent der Befragten an, sich Sorgen zu machen – verglichen mit 23 Prozent unter Besserverdienenden im obersten Fünftel.
Keine ausreichenden Infektionsschutzmaßnahmen
„Soziale Ungleichheit hat die Corona-Krise in Deutschland stark geprägt“, meint Dr. Aline Zucco, Expertin für Verteilungsfragen am WSI. „Nicht nur die ökonomischen Lasten der Pandemie sind sehr ungleich verteilt, sondern auch die Gesundheitsrisiken.“
Den Angaben zufolge geht der enge Zusammenhang zwischen Einkommen und Ansteckungssorgen auf zwei wesentliche Faktoren zurück: Erstens sind die Löhne in vielen Tätigkeiten mit hoher Kontaktfrequenz häufig relativ niedrig. Dazu zählen etwa die Verkaufsberufe sowie Teile des Bereichs Erziehung und Soziales.
Beschäftigte mit akademischer Qualifikation und entsprechend höheren Löhnen üben hingegen öfter Tätigkeiten ohne direkten Kontakt aus und können ins Homeoffice ausweichen.
Zweitens betreffen Versäumnisse beim betrieblichen Arbeits- sowie Gesundheitsschutz Beschäftigte mit geringem Einkommen offenbar häufiger. So sagten in der ersten Maihälfte 2021 unter den Befragten mit niedrigerem Lohn 17 Prozent, dass ihr Arbeitgeber keine ausreichenden Infektionsschutzmaßnahmen getroffen hat – verglichen mit einem Anteil von neun Prozent unter den Besserverdienenden. „Angesichts der langen Vorlaufzeit ist das erschreckend“, sagt Zucco.
Entlastung durch Impfung
Nachdem in den älteren Bevölkerungsgruppen inzwischen hohe Impfquoten erreicht worden sind, gibt es inzwischen auch bei den Jüngeren Fortschritte. Laut Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) sind je nach Bundesland mittlerweile 3,4 bis 7,6 Prozent der Unter-60-Jährigen vollständig geimpft, mindestens eine Erstimpfung haben 17,9 bis 25,9 Prozent (Datenstand: 17. Mai 2021).
Neben Menschen mit Vorerkrankungen zählen dazu auch Beschäftigte, die Aufgrund einer Tätigkeit in der Altenpflege, den Rettungsdiensten oder der Kinderbetreuung in die Prioritätsgruppen 1 sowie 2 eingestuft sind.
„Jetzt kommt es darauf an, dass auch alle Beschäftigten aus der Prioritätsgruppe 3 möglichst rasch zum Zuge kommen“, so Dr. Elke Ahlers, die am WSI zu Arbeit und Gesundheit forscht. Zur Prioritätsgruppe 3 zählen unter anderem Beschäftigte im Lebensmitteleinzelhandel.
„Die Impfung bringt dann nach über einem Jahr Pandemie eine echte Entlastung – und zwar auch von den psychischen Belastungen, die mit der permanenten Ansteckungssorge verbunden sind“, sagt Ahlers. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Hans-Böckler-Stiftung: Sorge vor Corona-Infektion am Arbeitsplatz bleibt hoch – Beschäftigte mit niedrigen Löhnen sind besonders oft betroffen, (Abruf: 23.05.2021), Hans-Böckler-Stiftung
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.