SARS-CoV-2: Omikron-Subtyp könnte Corona-Welle verlängern
Vor kurzem wurde berichtet, dass derzeit verschiedene Omikron-Varianten des Coronavirus kursieren. Eine davon ist der Subtyp BA.2. Dieser ist laut neuen Untersuchungen auf dem Vormarsch und könnte die derzeitige Corona-Welle verlängern.
Ähnlich wie zuvor in Dänemark breitet sich in Berlin ein weiterer Subtyp der Omikron-Variante des Coronavirus SARS-CoV-2 aus: BA.2. Dies ergab die Auswertung von Abwasserproben am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) in Kooperation mit den Berliner Wasserbetrieben (BWB) und dem Berliner Labor der amedes-Gruppe.
BA.2 verbreitet sich schneller als BA.1
Wie in einer aktuellen Mitteilung des MDC erklärt wird, mutiert das Coronavirus SARS-CoV-2 ständig. Nach Alpha und Beta kam Delta, auch Gamma, Lambda, Epsilon und Iota kursieren in manchen Teilen der Welt.
Seit Omikron auf den Plan getreten ist, ist Delta hierzulande fast vollständig verschwunden. Von Omikron sind derzeit zwei Subtypen bekannt, BA.1 und BA.2. Den Angaben zufolge dominiert in Berlin bislang BA.1.
Aber Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des MDC, der BWB und des Laborunternehmens amedes konnten nun im Berliner Abwasser die Omikron-Untervariante BA.2 nachweisen: Anfang Januar war der Anteil kaum sichtbar, doch bereits am 13. Januar machte BA.2 etwa sechs und am 19. Januar ungefähr zwölf Prozent aus. Er wächst also sehr schnell an.
Laut den Fachleuten unterscheiden sich die beiden Subtypen in etwa 20 Mutationen voneinander. In Dänemark und in Südafrika hat BA.2 den Subtyp BA.1 nahezu verdrängt, in Großbritannien nimmt der Anteil von BA.2 seit Anfang Januar ebenfalls rasch zu. Eine Untersuchung von dänischen Forschenden zeigt, dass BA.2 sich offenbar noch schneller verbreitet als BA.1.
„Es ist möglich, dass BA.2 die derzeitige Omikron-Welle etwas verlängert“, meint der MDC-Molekularbiologe Dr. Emanuel Wyler aus der Arbeitsgruppe „RNA-Biologie und Posttranscriptionale Regulation“ von Professor Markus Landthaler.
„Die bisherigen Daten aus Großbritannien und Dänemark deuten aber eher darauf hin, dass bezüglich Krankheitsschwere und Wirkung der Impfung BA.1 und BA.2 vergleichbar sind.“
Arbeit wird aufgeteilt
Bei ihrer Vorhersage stützen sich die MDC-Forschenden auf ein computergestütztes Tool, das Vic-Fabienne Schumann und Dr. Rafael Cuadrat von der Technologie-Plattform „Bioinformatics and Omics Data Science“ von Dr. Altuna Akalin am Berliner Institut für Medizinische Systembiologie (BIMSB) des MDC zusammen mit Kolleginnen und Kollegen entwickelt haben.
Mit „PiGx SARS-CoV-2“, über das auf dem medizinischen Preprint-Server „medRxiv“ berichtet wird, können sie die Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 sowie die Häufigkeit von Mutationen oder Virusvarianten aufdecken. Den Angaben zufolge funktioniert es unabhängig von der Anzahl der Coronatests und den Krankheitsverläufen.
Wie es in der Mitteilung heißt, decken sich ihre Ergebnisse mit denen der Berliner Wasserbetriebe, die in Kooperation mit dem Berliner Labor der amedes-Gruppe unter der Leitung von Dr. Martin Meixner ein eigenes Nachweis-Modell inklusive der Sequenzierung der Virusvarianten sowie eine App für die Visualisierung der Daten entwickelt haben.
MDC und die Berliner Wasserbetriebe teilen sich die Arbeit auf: Während der Fokus der BWB auf der schnellen Bestimmung und Übermittlung der Viruslast liegt, analysiert das MDC vorrangig Untertypen und Mutationen.
Suche nach dem Erbgut des Virus
Die Forschenden suchen bereits mehr als ein Jahr im Berliner Abwasser nach dem Erbgut des Coronavirus. Einmal wöchentlich bereiten die Berliner Wasserbetriebe, die aktuell eine eigene Virus-Sequenzierung in ihrem Labor einrichten, Abwasserproben auf und senden diese an das BIMSB sowie an amedes.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler reichern die Viruspartikel an und vervielfältigten das Virus-Erbgut mithilfe der PCR. In einem nächsten Schritt können sie mit Hochdurchsatz-Sequenzierungen sehen, welchen Anteil die einzelnen Varianten unter den gefundenen Coronaviren ausmachen.
Für die Abwasser-Sequenzierung am BIMSB ist vor allem die Arbeitsgruppe von Markus Landthaler sowie die Genomik-Plattform unter der Leitung von Dr. Janine Altmüller verantwortlich.
Wenn Proben aus dem Hals-Rachenraum sequenziert werden, wird bislang nicht zwischen Virusvarianten unterschieden. Abwasseranalysen machen dies leichter: „Für ein aussagekräftiges Ergebnis über die Verbreitung neuer Virusvarianten müssen deutlich weniger Proben untersucht werden als bei der Analyse von Nasen-Rachenabstrichen“, so Landthaler.
„Außerdem können sie zur Frühwarnung dienen, da sie mit einigen Tagen Vorsprung zeigen, welche Variante im Umlauf ist. Die Daten zu BA.2 zeigen, wie empfindlich und effizient das Abwasser-Monitoring ist beim Bestimmen von Krankheitserregern. Das ist auch über SARS-CoV-2 hinaus von Bedeutung.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft: Neuer Omikron-Subtyp auf dem Vormarsch, (Abruf: 12.02.2022), Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft
- Vic-Fabienne Schumann, Rafael Ricardo de Castro Cuadrat, Emanuel Wyler et al.: COVID-19 infection dynamics revealed by SARS-CoV-2 wastewater sequencing analysis and deconvolution; in: medRxiv, (veröffentlicht: 02.12.2021), medRxiv
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.