Corona-Schutz? Einmalhandschuhe sind Keimschleudern
Mittlerweile wurde in ganz Deutschland das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in öffentlichen Verkehrsmitteln und zumeist auch beim Einkaufen zur Pflicht gemacht. Immer öfter sind jetzt aber auch Menschen zu sehen, die sich nicht nur mit einer Maske vor dem Coronavirus schützen, sondern auch Handschuhe tragen. Doch ist das wirklich sinnvoll?
Ob im Supermarkt oder beim Spaziergang: Immer mehr Menschen ziehen Einmalhandschuhe an, um sich vor einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 zu schützen. Doch laut Fachleuten sind „nackte“ Hände tatsächlich hygienischer – sofern sie regelmäßig gründlich gewaschen werden.
Übertragung per Tröpfcheninfektion
Laut dem Robert Koch Institut (RKI) erfolgt die Coronaviurs-Übertragung nach derzeitigem Kenntnisstand „vor allem über respiratorische Sekrete, in erster Linie Tröpfchen, etwa beim Husten und Niesen, sowie bei bestimmten medizinischen oder zahnmedizinischen Maßnahmen, die mit Aerosolbildung einhergehen“.
Den Fachleuten zufolge ist aber auch eine indirekte Übertragung, zum Beispiel über Hände oder kontaminierte Oberflächen im klinischen Umfeld zu bedenken.
Daher setzen manche Menschen auf Einmalhandschuhe, um sich vor Coronaviren zu schützen. Doch wie sinnvoll ist diese Maßnahme?
Infektionsrisiko wird nicht eingedämmt
Das R+V-Infocenter weist in einer Mitteilung zum Welttag der Handhygiene (5. Mai) darauf hin, dass Einmalhandschuhe aus Latex oder Kautschuk im Gegensatz zum regelmäßigen gründlichen Händewaschen nicht zur Eindämmung des Infektionsrisikos mit Coronaviren beitragen.
„Viele Menschen fühlen sich im Moment besser, wenn die Hände bedeckt sind. Doch wenn sie mit Handschuhen Dinge anfassen, verteilen sie die Viren in größerem Umfang als ohne“, erklärt Friederike Kaiser, Beratungsärztin bei der R+V Krankenversicherung.
Denn an der Haut haften Krankheitserreger wie Viren und Bakterien grundsätzlich besser als an Kunststoffen. Die Handschuhe geben sie dadurch in deutlich größerem Umfang ab.
„Das ist zum Beispiel auch gefährlich, wenn sich die Träger mit Handschuhen ins Gesicht fassen.“
Handschuhe dürfen nur kurz getragen werden
Hinzu kommt auch, dass die Handschuhe nur kurz getragen werden dürfen, damit sie einen Schutz bieten.
„Zum einen quillt die Haut durch Schwitzen auf und wird empfänglicher für Keime. Zum anderen werden die Handschuhe porös und damit durchlässig. Die Träger verhalten sich dagegen oft noch so, als seien sie sicher“, so Kaiser.
Deshalb ziehen beispielsweise Rettungssanitäter immer ein neues Paar Handschuhe an, bevor sie mir einer neuen Patientin oder einem neuen Patienten in Kontakt kommen – und entsorgen sie direkt im Anschluss.
„Allerdings geht es bei ihnen vor allem um den Schutz vor Erregern, die durch Blut übertragen werden, also beispielsweise HIV. Coronaviren werden nicht direkt über die Hände übertragen, sondern nur durch Kontakt mit Schleimhäuten. Zudem lassen sie sich mit Wasser und Seife gut von den Händen entfernen.“
Gründliche Handhygiene
Das R+V-Infocenter hat noch weitere Tipps:
Einmalhandschuhe sind Wegwerfartikel, die grundsätzlich nur über einen kurzen Zeitraum und auf keinen Fall mehrfach verwendet werden sollten.
Durch die Handschuhe entsteht eine trügerische Sicherheit: Bei längerem Gebrauch können kaum sichtbare Löcher in dem dünnen Material entstehen. Dies gilt auch, wenn die Einmalhandschuhe gewaschen werden.
Beim Ausziehen ist unbedingt darauf zu achten, dass die Hände die mit Keimen belastete Außenseite nicht berühren.
Gründliches Händewaschen mit Seife ist ein guter Schutz vor Coronaviren und anderen Krankheitserregern, für sich selbst und andere. Empfohlen wird, die Hände mindestens 20 Sekunden einzuseifen und dann abzuwaschen. Um die Zeit besser abzuschätzen, raten Fachleute, beispielsweise zweimal „Happy Birthday“ zu singen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- R+V-Infocenter: Einmalhandschuhe sind Keimschleudern, (Abruf: 02.05.2020), R+V-Infocenter
- Robert Koch Institut: Empfehlungen des RKI zu Hygienemaßnahmen im Rahmen der Behandlung und Pflege von Patienten mit einer Infektion durch SARS-CoV-2, (Abruf: 02.05.2020)
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.