Coronaviren bleiben neun Tage auf Oberflächen aktiv
Man kennt die Warnungen bereits von der alljährlichen Grippewelle: Öffentliche Oberflächen wie Türklinken, Haltegriffe und Geländer stellen einen möglichen Übertragungsweg für Erreger dar. Ein deutsches Forschungsteam stellte nun fest, dass dies wahrscheinlich auch für den neuen Coronavirus gilt. Der Studie zufolge bleiben Coronaviren bis zu neun Tage auf kontaminierten Objekten aktiv.
Forschende der Universitätsmedizin Greifswald und der Ruhr-Universität Bochum untersuchten, wie lange Coronaviren auf Oberflächen wie Türklinken oder Krankenhausnachttischen überleben. Zudem testeten sie die effektivsten Methoden, um solche kontaminierten Flächen zu desinfizieren. Die Ergebnisse wurden kürzlich im „Journal of Hospital Infection“ publiziert.
Verbreitung über Tröpfchen, Hände und Oberflächen
Da es derzeit keine effektive Behandlung bei einer Infektion mit dem neuen Coronavirus 2019-nCoV gibt, ist die wichtigste Strategie, eine Ansteckung zu vermeiden. Zu diesem Zweck haben deutsche Forschende die Übertragungswege genauer untersucht und alle bislang verfügbaren Information zusammengetragen. Als wichtigste Übertragungswege gelten Tröpfchen, Hände und Oberflächen.
Das Coronavirus ist eine Tröpfcheninfektion
Die Übertragungswege ähneln denen der Grippe (Influenza-Viren). Somit verbreiten sich die Viren auch über Hände und Oberflächen, die häufig angefasst werden. „Im Krankenhaus können das zum Beispiel Türklinken sein, aber auch Klingeln, Nachttische, Bettgestelle und andere Gegenstände im direkten Umfeld von Patienten, die oft aus Metall oder Kunststoff sind“, erläutert Professor Dr. Günter Kampf vom Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Universitätsmedizin Greifswald.
Oberflächen bleiben bis zu neun Tage infektiös
Das Forschungsteam analysierte 22 Studien über Coronaviren und deren Inaktivierung. So kristallisierten die Forschenden die wichtigsten verfügbaren Informationen über die Verbreitungswege und verfügbare Desinfektionslösungen heraus. Hier die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:
- Bei Raumtemperatur können Coronaviren bis zu neun Tage auf Oberflächen aktiv und ansteckend bleiben.
- Durchschnittlich bleiben die Viren vier bis fünf Tage auf Oberflächen aktiv.
- Kälte und hohe Luftfeuchtigkeit erhöhen die Lebensdauer der Viren auf Oberflächen.
- Desinfektionslösungen auf der Basis von Ethanol, Wasserstoffperoxid oder Natriumhypochlorit zeigten sich wirksam gegen die Viren.
- Verschiedene Coronaviren ähneln sich in ihren Verbreitungswegen.
Kontaminierte Oberflächen mit den richtigen Mitteln desinfizieren
In Test zeigte sich, dass Desinfektionsmittel, die Ethanol, Wasserstoffperoxid oder Natriumhypochlorit beinhalten besonders effektiv gegen Coronaviren wirken. Binnen einer Minute reduzierten sich die Krankheitserreger pro eine Million infektiöse Partikel auf lediglich 100. Allgemein sollten verwendete Mittel eine nachgewiesene Wirkung gegenüber behüllten Viren haben, empfiehlt das Forschungsteam. Dies wird oft durch die Aufschrift „begrenzt viruzid“ verdeutlicht. „In der Regel genügt das, um die Gefahr einer Ansteckung deutlich zu reduzieren“, so Professor Kampf.
Ergebnisse wurden nicht bei 2019-nCoV überprüft
Die Studie verglich andere bekannte Coronaviren und deren Übertragungwege miteinander, nicht jedoch den aktuellen 2019-CoV aus China. Dennoch geht das Forschungsteam davon aus, dass die Ergebnisse auf das neue Virus übertragbar sind. „Es wurden unterschiedliche Coronaviren untersucht, und die Ergebnisse waren alle ähnlich“, resümiert Eike Steinmann aus dem Forschungsteam. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Ruhr-Universität Bochum: Wie lang Coronaviren auf Flächen überleben und wie man sie inaktiviert (veröffentlicht: 07.02.2020), news.rub.de
- Günter Kampf, Daniel Todt, Stephanie Pfaender, Eike Steinmann: Persistence of coronaviruses on inanimate surfaces and its inactivation with biocidal agents; in: Journal of Hospital infection 2020, sciencedirect.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.