SARS-CoV-2: Omikron hat drei Varianten
Die Omikron-Variante des Coronavirus SARS-CoV-2 breitet sich deutlich schneller und effektiver aus als die bisherigen Virusvarianten. In vielen Ländern ist sie inzwischen die dominierende Variante – so auch seit Anfang Januar 2022 in Deutschland. Was vielen nicht bekannt ist: Omikron hat mehrere Varianten.
Prof. Dr. Richard Neher vom Biozentrum der Universität Basel untersucht mit seiner Plattform Nextstrain, welche Varianten des Coronavirus SARS-CoV-2 derzeit weltweit zirkulieren. Die Möglichkeiten für zukünftige Mutationen sind dabei äußert vielfältig. Allein von Omikron kursieren derzeit drei Varianten, erklärt der Experte in einer aktuellen Mitteilung.
Virus wird dauerhaft bleiben
Im Moment ist oft zu hören, dass Omikron der Anfang vom Ende der Pandemie sein könnte. In einem Interview erläutert Prof. Dr. Neher, dass unser Weg in eine Endemie aber holprig ist. Das Virus wird nach der Pandemie auch nicht weg sein. „Vielmehr wird das Virus auf Dauer bleiben und wiederkehrend, vermutlich saisonal, zirkulieren“, so der Fachmann.
Er verweist auch darauf, dass wir mehr und mehr an einen Punkt kommen, an dem fast alle eine gewisse Immunität haben – entweder durch Impfung oder Infektion. Dies reduziert die Krankheitslast, die SARS-CoV-2 verursachen kann.
Aber: „Unser Impfschutz lässt nach, zum einen, weil sich das Virus verändert, und zum anderen durch einen abfallenden Antikörperspiegel. Auch einmal durchlaufende Infektionen bieten keinen dauerhaften Schutz und Re-Infektionen mit diesen Viren sind nicht selten. Wie oft wir uns in der Zukunft mit SARS-CoV-2 wieder infizieren ist noch nicht klar.“
Aufgrund des nachlassenden Immunschutzes werden auch Boosterimpfungen empfohlen. „Diese Auffrischung wird besonders für gefährdete Gruppen wie ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen wichtig sein. Sie profitieren am meisten davon. Gerade vor dem Hintergrund, dass der Schutz vor der Weitergabe des Virus offensichtlich zeitlich begrenzt ist, ist der Eigenschutz für diese Gruppen umso wichtiger“, sagt Prof. Dr. Neher.
Deutlicher Unterschied zu anderen Viren
SARS-CoV-2 unterscheidet sich deutlich von anderen Viren, die der Experte bisher untersucht hat. „Bei keinem anderen Virus haben wir bisher diese sprunghafte Evolution in so kurzer Zeit gesehen. Varianten wie Omikron oder Alpha haben sich an vielen Stellen verändert, ohne dass wir Vorläufer beobachtet haben“, erläutert er. Seiner Aussage nach zeigt Omikron 30 bis 40 Mutationen im Spikeprotein, und auch Alpha hatte etwa zehn Mutationen.
Laut Prof. Neher ist bekannt, „dass von Omikron derzeit drei Varianten zirkulieren. Es gibt also zu der dominanten Variante noch zwei Schwestervarianten, die ungefähr die Hälfte der Veränderung von Omikron teilen und zusätzlich viele weitere Mutationen haben. Damit haben wir die Hauptvariante BA.1, eine Schwestervariante BA.2, die sich in Skandinavien, Indien, und den Philippinen relativ rasant ausbreitet und dort dominant ist, und schliesslich noch eine Schwestervariante BA.3 mit geringer Verbreitung.“
Dem Experten zufolge ähneln sich die Varianten „in relevanten Regionen des Spike Proteins so sehr, dass eine Kreuzimmunität zwischen diesen Varianten überaus wahrscheinlich ist. Allerdings scheint sich BA.2 schneller zu verbreiten und es könnte sein, dass BA.2 weiter zunimmt, dominant wird, und einen zweiten Peak verursacht. Oder aber einfach nur die Omikronwelle ein wenig verlängert.“
Nicht alle Infektionen verlaufen mild
Er verweist darauf, dass nicht alle Omikron-Infektionen mild verlaufen. Zudem sind auch eventuelle Langzeitfolgen der Infektion unbekannt. „Die Impfung ist Omikron definitiv vorzuziehen“, so der Wissenschaftler.
„Es sieht auch so aus, als würde eine Infektion mit Omikron nicht gut vor Infektion durch Delta oder andere Varianten schützen – zumindest dann, wenn vor der Infektion noch keine Immunität gegen Delta bestand. Die Omikronwelle schützt uns also nicht unbedingt vor weiteren Wellen in der Zukunft.“
Er geht nicht davon aus, dass Varianten entstehen könnten, die uns wieder auf Punkt null führen. Doch eine Variante wie Omikron könnte sich möglicherweise weiterentwickeln, „es könnte eine alte Variante wieder aufleben, oder es könnte sich eine völlig neue Variante entwickeln. Ebenfalls möglich wäre die Entwicklung von Hybriden, also die Entstehung neuer Varianten durch die Rekombination alter Varianten, etwas, was wir von Coronaviren bereits kennen“, erklärt Prof. Dr. Neher.
Möglich wäre auch, dass Delta zurück kommt. „Delta ist eine hochansteckende Variante die nach einiger Zeit, wenn die Immunität abgenommen hat, gegenüber Omikron wieder einen Vorteil haben könnte. Leider führt Delta öfter zu schweren Verläufen. Oder wir sehen eine neue Variante mit unbekannten Eigenschaften.“
Daher muss die Entwicklung und Entstehung neuer Varianten weiterhin genau überwacht werden, damit neue Varianten frühzeitig entdeckt und ihre Eigenschaften verstanden werden, um nicht unvorbereitet in eine neue Welle hineinzurutschen. Wie diese Wellen aussehen, und wann genau sie kommen, kann laut dem Experten derzeit nicht vorhergesagt werden. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universität Basel: «Sogar Omikron hat drei Varianten», (Abruf: 29.01.2022), Universität Basel
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.