Weitere Fachleute warnen vor Ibuprofen bei Corona-Symptomen
Ibuprofen wird zunehmend als Risikofaktor für schwere Infektionen mit dem neuen Coronavirus bewertet. Im Zweifelsfall sollte daher auf Paracetamol zurückgegriffen werden, warnen Fachleute aus Wissenschaft und Medizin in einem aktuellen Beitrag des renommierten Fachmagazins „BMJ“ (British Medical Journal).
Zwar stehen eindeutige wissenschaftliche Nachweise noch aus, doch verdichten sich die Hinweise, dass Ibuprofen als nicht-steroidales Antirheumatikum (NSAR) das Risiko schwerer Coronavirus-Infektionen erhöht. In dem Fachbeitrag sprechen sich die Expertinnen und Experten daher dafür aus, bei Symptomen von Covid-19 Paracetamol (Paracetaminophen) statt Ibuprofen zu verwenden. Sie unterstützen damit ausdrücklich die Warnung des französischen Gesundheitsministers vor der Ibuprofen-Einnahme bei Covid-19.
Hinweise auf verstärkte Symptome
Die Aussagen des Ministers scheinen zum Teil auch auf Fälle von jungen Coronavirus-Infizierten bezogen, die in einer Klinik in Südwestfrankreich behandelt wurden und nach der Einnahme von nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) im Frühstadium der Erkrankung ernsthafte Symptome entwickelten, berichtet das BMJ. Eine Bestätigung durch die Klinik sei bislang allerdings nicht erfolgt.
Schädliche Auswirkungen keine Überraschung
Jean-Louis Montastruc, Professorin für medizinische und klinische Pharmakologie am Zentralen Universitätskrankenhaus in Toulouse, erklärt in, dass solche schädlichen Auswirkungen jedoch keine Überraschung wären. Seit 2019 sei das französische Gesundheitspersonal auf Anraten der Nationalen Agentur für die Sicherheit von Arzneimitteln und Gesundheitsprodukten bereits angewiesen, Fieber oder Infektionen nicht mit Ibuprofen zu behandeln.
Drohende Komplikationen durch NSAR
Auch der britische Experte, Paul Little, Professor für Primärversorgungsforschung an der Universität Southampton, sieht in Ibuprofen einen möglichen Risikofaktor. Es gebe einige Hinweise darauf, „dass längere Erkrankungen oder Komplikationen bei Atemwegsinfektionen häufiger auftreten können, wenn NSAR eingesetzt werden – sowohl bei respiratorischen oder septischen Komplikationen als auch bei kardiovaskulären Komplikationen“, berichtet Prof. Little.
Genesungsprozess könnte verlangsamt werden
Der Professor für Virologie von der Universität Reading, Ian Jones, ergänzt, dass die entzündungshemmenden Eigenschaften von Ibuprofen das Immunsystem „dämpfen“ können, was den Genesungsprozess verlangsamen könne. Zudem sei es „aufgrund der Ähnlichkeiten zwischen dem neuen Virus (SARS-CoV-2) und SARS I wahrscheinlich, dass Covid-19 ein Schlüsselenzym reduziert, das teilweise die Wasser- und Salzkonzentration im Blut reguliert und zu der in Extremfällen auftretenden Lungenentzündung beitragen könnte „Ibuprofen verschlimmert dies, während Paracetamol das nicht tut”, so Prof. Jones.
Paracetamol statt Ibuprofen
Charlotte Warren-Gash, außerordentliche Professorin für Epidemiologie an der London School of Hygiene and Tropical Medicine, resümiert, dass mögliche Zusammenhänge zwischen NSAR und schweren Coronavirus-Infektionen nun weiter untersucht werden müssen. In der Zwischenzeit erscheine es jedoch sinnvoll, bei der Behandlung von Symptomen wie Fieber und Halsschmerzen auf Paracetamol statt Ibuprofen zurückzugreifen, so die übereinstimmende Meinung der Expertinnen und Experten. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Michael Day: Covid-19: ibuprofen should not be used for managing symptoms, say doctors and scientists; in: BMJ (veröffentlicht 17.03.2020), bmj.com
Wichtiger Hinweis:
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