Corona-Pandemie: Was Krebspatienten jetzt beachten sollten
Die Zahl der Menschen, die sich mit neuen Coronavirus SARS-CoV-2 infizieren, steigt rasch. Insbesondere Krebspatientinnen und Krebspatienten sollten zu ihrem Schutz entsprechende Hygiene- und Verhaltensmaßnahmen beachten – vor allem dann, wenn ihr Immunsystem geschwächt ist.
Nach Einschätzung von Fachleuten ist damit zu rechnen, dass die Corona-Pandemie nicht in wenigen Wochen ausgestanden ist, sondern noch über Monate andauern kann. Was bedeutet das für die spezielle Situation von Menschen, die an Krebs erkrankt sind? Welche Verhaltensmaßnahmen sind zu beachten, welche Behandlungen sollten keinesfalls verschoben werden? Darüber klärt der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) auf.
Kein schnelles Ende der Pandemie in Sicht
Seit Ende letzten Jahres verbreitet sich das neu entstandene Virus SARS-CoV-2 aus der Familie der Coronaviren. Menschen können sich bei anderen Menschen über eine Tröpfcheninfektion damit anstecken, erklärt der Krebsinformationsdienst auf seiner Webseite.
Eine Impfung gegen den Erreger gibt es bislang nicht. Bei Infizierten kann das Virus die Atemwegserkrankung COVID-19 auslösen.
Wie das DKFZ in einer aktuellen Mitteilung schreibt, gehen Virusfachleute davon aus, dass es noch viele Monate dauern kann, bis in der Bevölkerung eine ausreichende Immunität aufgebaut ist, die vor einer weiteren Verbreitung des neuen Coronavirus schützt.
Was bedeutet das für Menschen mit einer Krebserkrankung und ihre medizinische Situation? „Diese Frage beschäftigt gerade Tausende von Krebspatienten in Deutschland“, sagt Prof. Dr. Michael Baumann, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ).
„Daher sorgt unser Krebsinformationsdienst dafür, dass wir stets aktualisiertes Wissen bereitstellen. Wir treffen derzeit Maßnahmen, um sicherzustellen, dass der Krebsinformationsdienst auch dann aktuell bleibt, wenn sich die Corona-Krise weiter verschärfen sollte.“
Viele Menschen mit Krebs leiden an einer Immunschwäche
Viele Krebspatientinnen und Krebspatienten leiden an einer Immunschwäche, bedingt durch die Erkrankung oder durch bestimmte therapeutische Maßnahmen. Dem DKFZ zufolge ist davon auszugehen, dass Menschen, deren Immunsystem geschwächt ist, schneller und möglicherweise auch schwerer erkranken als Gesunde.
Weg-Remers rät daher: „Krebspatienten, die eine immunsupprimierende Therapie erhalten oder aufgrund ihrer Krebserkrankung immunsupprimiert sind, sollten die empfohlenen Verhaltens- und Hygieneregeln besonders konsequent beachten. Dazu gehören unter anderem eine gute Händehygiene sowie der Abstand zu am Coronavirus Erkrankten.“
Zudem wird von Fachleuten darüber hinaus empfohlen, die Wohnung nur für die notwendigsten Erledigungen zu verlassen und auf jeden Fall Menschenansammlungen zu meiden. Die Patientinnen und Patienten sollten Familie, Freunde oder Nachbarn um Unterstützung bitten, beispielsweise wenn es um Einkäufe geht.
Geplante Therapie nicht verschieben
Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) empfiehlt Patientinnen und Patienten, eine geplante Krebstherapie nicht zu verschieben.
Nur wer ein erhöhtes Infektionsrisiko hat, beispielsweise nach Kontakt mit einem am Coronavirus Erkrankten, sollte den Nutzen und das Risiko der geplanten Therapie zusammen mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten abwägen.
Individuell kann dann über die Verschiebung der Behandlung entschieden werden, so die DGHO.
Und auch bei Patientinnen und Patienten „mit chronischer und gut beherrschter Krebskrankheit kann individuell über eine Therapieverschiebung entschieden werden“, schreibt die DGHO in einer Stellungnahme.
„Pauschale Empfehlungen lassen sich nicht geben. Patientinnen und Patienten sollten diese Fragen möglichst rasch und individuell mit ihrem behandelnden Arzt klären“, sagt Weg-Remers.
Bei Krebs gibt es manchmal auch Erkrankungssituationen, in denen kein schnelles Handeln erforderlich ist und man zuwarten kann. In anderen Fällen ist eine zeitnahe Behandlung geboten, um zum Beispiel Heilungschancen nicht zu gefährden.
Wann ein begründeter Verdacht auf eine Coronavirus-Infektion besteht
Wichtig zu wissen ist außerdem: Noch immer sind die meisten Atemwegsinfekte, mit denen Betroffene derzeit die Arztpraxen aufsuchen, auf die Grippe (Influenza) oder Erkältungskrankheiten zurückzuführen. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin hin. Ein begründeter Verdacht für eine Coronavirus-Infektion besteht aktuell nur, wenn:
- Anzeichen einer akuten Atemwegsinfektion (beispielsweise Husten und Fieber) bestehen UND
- der oder die Betroffene sich in einem COVID-19-Risikogebiet (wie beispielsweise China oder Italien) aufgehalten hatte ODER
- der oder die Betroffene Kontakt zu einer an dem Corona-Virus erkrankten Person hatte.
Laut der DGHO liegt die mittlere Inkubationszeit bei sechs bis sieben Tagen. Nach einer Quarantäne von 14 Tagen gilt eine Infektion als ausgeschlossen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ): Coronavirus: Was Krebspatienten beachten sollten, (Abruf: 17.03.2020), Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)
- Krebsinformationsdienst: Coronavirus: Was Krebspatienten beachten sollten, (Abruf: 17.03.2020), Krebsinformationsdienst
- Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO): Stellungnahme zu Coronavirus (COVID-19) bei Krebspatienten, (Abruf: 17.03.2020), Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO)
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.