Besondere Regeln für infizierte Schwangere
Die Unsicherheit über die Auswirkungen des neuen Coronavirus Sars-CoV-2 sind deutlich zu spüren in Deutschland. Viele Schwangere und deren Familien machen sich Sorgen, ob die Krankheit COVID-19 die Schwangerschaft beeinflusst, beziehungsweise ob Schwangere zur Risikogruppe gehören. Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG) klärt über bekannte Risiken auf.
„Wird eine Coronavirus-Infektion bei Schwangeren vermutet oder gar bestätigt, gelten besondere Regeln“, schreibt die DGGG und der Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF) in einer aktuellen Pressemitteilung. Die Institutionen haben die aktuellen Erkenntnisse in einem Beitrag des „German Board and College of Obstetrics and Gynecology“ zusammengefasst. Hier das Wichtigste in Kürze.
Sind Schwangere durch das Coronavirus gefährdeter als andere Frauen?
Laut den Fachgesellschaften gibt es derzeit keine Hinweis darauf, dass Schwangere durch das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 gefährdeter sind als die allgemeine Bevölkerung. Die Expertinnen und Experten erwarten laut der gegenwärtigen Sachlage, dass der Großteil der schwangeren Frauen nur leichte oder mittelschwere grippeähnliche Beschwerden im Zuge einer COVID-19-Erkrankung entwickeln wird.
Wie in der restlichen Bevölkerung zählt auch unter Schwangeren, dass Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder chronischen Erkrankungen einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind und öfter schwerwiegende Komplikationen wie Lungenentzündungen entwickeln.
Hat das Coronavirus Auswirkungen auf das ungeborene Baby?
Auch wenn es hierzu noch keine ausreichenden Informationen gibt, besteht nach derzeitigem Wissensstand kein Grund zur Beunruhigung. Laut den Fachgesellschaften gibt es keinen Hinweis darauf, dass das Coronavirus zu einem erhöhten Risiko für Fehlgeburten führt.
Ebenso gebe es keine Hinweise darauf, dass sich das Virus auf das Baby überträgt. Nach dem heutigen Stand der Erkenntnis halten es die Fachleute für unwahrscheinlich, dass das Virus beim Fetus zu Anomalien führt. Bei 20 untersuchten Schwangerschaften in China, bei denen die Mutter an Covid-19 erkrankten, war in keinem Fall das Neugeborene infiziert.
Die wichtigsten Verhaltensregeln für Schwangere
Auch hier gilt, wie bei allen anderen Personen auch: Regelmäßiges Händewaschen sobald Sie von öffentlichen Orten nach Hause oder an den Arbeitsplatz kommen! Zudem sollte laut den Fachgesellschaften unbedingt der Kontakt zu Personen mit Erkältungssymptomen gemieden werden – selbst wenn es Personen aus der eigenen Familie sind.
Wie sollten Sie sich verhalten, wenn Sie grippeähnliche Symptome entwickeln?
Ähnlich wie eine Grippe äußert sich eine Coronavirus-Infektion durch Symptome wie trockener Husten, Fieber, Schnupfen und Abgeschlagenheit. Es können auch Atemprobleme, Halsschmerzen, Kopfschmerzen- und Gliederschmerzen auftreten, die von Übelkeit und Erbrechen, Durchfall und Schüttelfrost begleitet werden können. Eine ausführliche Beschreibung des Krankheitsbildes finden Sie in dem Artikel: Coronavirus – Symptome, Ansteckung und Vorbeugung.
Wenn Sie schwanger sind und solche Beschwerden entwickeln, sollten Sie sich wie alle anderen Betroffenen zunächst an ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden (hier finden Sie das zuständige Amt) oder an den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der Telefonnummer 116117. Darüber hinaus sollten Sie die zuständige Frauenärztin beziehungsweise den Frauenarzt kontaktieren.
Können infizierte Schwangere an vorgeburtlichen Terminen teilnehmen?
Hierzu sollte zunächst die Frauenärztin / der Frauenarzt befragt werden. In den meisten Fällen werden die Termine verschoben, bis die häusliche Quarantäne endet. Wenn ein Termin jedoch nicht warten kann, leiten die zuständigen Ärztinnen und Ärzte die nötigen Vorkehrungen ein.
Was sollen Schwangere machen, wenn Sie während der Quarantäne Hilfe benötigen?
„Schwangeren wird empfohlen, keine allgemeinen Sprechstunden oder Kliniken zu besuchen, es sei denn, sie benötigen dringend eine medizinische Versorgung“, empfehlen die Fachgesellschaften. Im Vorfeld der Quarantäne sollte abgeklärt werden, wer im Falle eines Notfalls zuständig ist. „Das Vorgehen sollte sowohl das aufnehmende Krankenhaus, die mitzuführenden Unterlagen als auch das geeignete Transportmittel dorthin umfassen“, rät die DGGG und der BVF.
Hat eine Coronavirus-Infektion Auswirkungen auf die Geburt?
Nach derzeitigem Wissensstand gibt es keine Hinweise darauf, das die Art der Geburt sich auf das Infektionsrisiko beim Baby auswirkt. Liegt eine schwere Atemwegserkrankung vor, ist häufig eine Geburt per Kaiserschnitt sinnvoller. Von der Verwendung von Lachgas raten die Fachgesellschaften ausdrücklich ab, da sich hierdurch die Aerosolisierung und die Ausbreitung des Virus erhöhen könnte. Nach der Geburt wird ein Coronavirus-Test bei dem Neugeborenen durchgeführt.
Kann das Baby trotz Coronavirus gestillt werden?
Die Fachgesellschaften sehen zur Zeit keine Hinweise darauf, dass sich das Virus über die Muttermilch überträgt. Die anerkannten Vorteile des Stillens scheinen daher die potenziellen Risiken einer Übertragung zu überwiegen. „Infizierte Mütter oder Verdachtsfälle sollten beim Stillen durch Hygienemaßnahmen wie gründliches Händewaschen vor und nach dem Kontakt mit dem Kind und durch das Tragen eines Mundschutzes eine Übertragung des Virus durch Tröpfcheninfektion verhindern“, empfehlen die Fachgesellschaften. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- German Board and College of Obstetrics and Gynecology: Coronavirus-FAQ für schwangere Frauen und ihre Familien (veröffentlicht: 12.03.2020), dggg.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.