Immunantwort bei COVID-19-Kombinationsimpfung sehr viel stärker ausgeprägt
Nachdem vor allem bei jüngeren Menschen nach einer COVID-19-Impfung mit dem Impfstoff von AstraZeneca teilweise schwerwiegende Nebenwirkungen aufgetreten waren, wurde in Deutschland empfohlen, dass Unter-60-Jährige, die bereits einmal mit diesem Präparat geimpft wurden, für die Zweitimpfung einen mRNA-Impfstoff erhalten sollen. Eine Untersuchung hat nun gezeigt, dass die Antikörperantwort bei dieser Kreuzimpfung sehr viel stärker ausgeprägt ist.
In den vergangenen Monaten haben mehrere Studien Hinweise darauf geliefert, dass eine Kombination mit zwei verschiedenen Impfstoffen besser vor COVID-19 schützen kann. Forschende aus Deutschland haben die Kreuzimpfung nun überprüft.
Beim zweiten Termin einen mRNA-Impfstoff
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt, dass Unter 60-Jährige, die initial eine COVID-19-Impfung mit dem Vakzin von AstraZeneca erhalten haben, bei ihrem zweiten Termin einen mRNA-Impfstoff verabreicht bekommen sollen.
Allerdings lagen bisher kaum Daten dazu vor, wie gut der Organismus auf eine solche Kreuzimpfung mit der Bildung von Antikörpern reagiert.
Laut einer aktuellen Mitteilung fand ein Forschungsteam nun heraus, dass die Antikörperantwort bei der Kreuzimpfung sehr viel stärker ausgeprägt ist als bei der zweimaligen Gabe von AstraZeneca.
Immunreaktion bei einer Kreuzimpfung überprüft
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Technischen Universität München (TUM), des Helmholtz Zentrum München, des Universitätsklinikums Erlangen sowie des Universitätsklinikums Köln haben die Immunreaktion bei einer Kreuzimpfung im Rahmen einer retrospektiven Studie wissenschaftlich überprüft.
Die Forschenden untersuchten das Blut von rund 500 Probandinnen und Probanden, die neun Wochen nach ihrer ersten COVID-19-Impfung mit dem Impfstoff von AstraZeneca eine zweite Impfung mit dem mRNA-Vakzin von BioNTech/Pfizer erhalten hatten.
Das Fazit: Die neutralisierende Antikörperantwort war bei diesen Geimpften sehr viel stärker ausgeprägt als bei Menschen, die zweimal das Vakzin von AstraZeneca bekamen. Den Angaben zufolge zeigte sich die Immunreaktion auf die Kreuzimpfung als mindestens genauso gut wie die Antikörperantwort nach zwei Impfungen mit dem mRNA-Vakzin von BioNTech/Pfizer.
Die Studienergebnisse wurden vor kurzem in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „The Lancet Infectious Diseases“ publiziert.
Weitere Studien erforderlich
Auf Basis der erhobenen Daten kommt das Forschungsteam zu dem Schluss, dass die Kreuzimpfung eine valide Option darstellt. Sie könnte zum Beispiel bei individuellen Unverträglichkeiten oder bei Versorgungsengpässen zum Einsatz kommen.
Zudem hoffen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass die Kreuzimpfung ein weiterer Baustein ist, um die Wirksamkeit der COVID-19-Impfung generell zu verbessern.
Dafür sind allerdings noch weitere Studien zur Bestätigung der Sicherheit und der klinischen Wirksamkeit dieser und anderer Kreuzimpfungen erforderlich.
Impfstoffe möglichst effizient einsetzen
„Als Mitglied der STIKO sind die Ergebnisse für mich eine wichtige Entscheidungsgrundlage für die Aufrechterhaltung der Empfehlung für die Kombinationsimpfung“, so Prof. Dr. Klaus Überla, Direktor des Virologischen Instituts – Klinische und Molekulare Virologie des Universitätsklinikums Erlangen in einer Mitteilung.
Der Experte ist neben Prof. Dr. Ulrike Protzer aus München und Prof. Dr. Oliver Cornely aus Köln einer der drei Studienleiter.
Den Angaben zufolge war die rasche Durchführung der Studie dank mehrerer Unterstützer möglich: dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst im Rahmen des CoVaKo-2021-Projekts und des For-COVID-Konsortiums, dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) und dem Impfnetzwerk „VACCELERATE“, gefördert durch das EU-Programm „Horizon 2020“.
Aufgabe von CoVaKo-2021 sowie For-COVID ist es, in Bayern die Einführung der COVID-19-Impfungen wissenschaftlich zu begleiten.
„Die Ergebnisse dieser Studie haben direkte Auswirkungen auf unsere Impfstrategie“, sagt Bernd Sibler, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst.
„Sie helfen uns, die Impfstoffe möglichst effizient einzusetzen und dienen so als wichtige Grundlage für politische Entscheidungen über die zukünftige Impfstrategie. Die Arbeit unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an den medizinischen Fakultäten und den Universitätsklinika ist unverzichtbar, um einen Weg aus der COVID-19-Pandemie zu finden“, so der Politiker. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Technische Universität München: COVID-19-Kreuzimpfung überprüft, (Abruf: 02.08.2021), Technische Universität München
- Matthias Tenbusch, Sofie Schumacher, Emanuel Vogel, Alina Priller, Jürgen Held, Philipp Steininger, Stephanie Beileke, Pascal Irrgang, Ronja Brockhoff, Jon Salmanton-García, Kathrin Tinnefeld, Hrvoje Mijocevic, Kilian Schober, Christian Bogdan, Sarah Yazici, Percy Knolle, Oliver A Cornely, Klaus Überla, Ulrike Protzer: Heterologous prime–boost vaccination with ChAdOx1 nCoV-19 and BNT162b2; in: The Lancet Infectious Diseases, (veröffentlicht: 29.07.2021), The Lancet Infectious Diseases
- Universitätsklinikum Erlangen: COVID-19-Kombinationsimpfung überprüft, (Abruf: 02.08.2021), Universitätsklinikum Erlangen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.