COVID-19: UV-Strahlen für das Immunsystem
Verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen haben Hinweise darauf geliefert, dass UV-Strahlung im Kampf gegen die durch das Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelöste Erkrankung COVID-19 helfen könnte. Eine neue Studie zeigt nun, dass UV-B-Strahlen bei der Behandlung von Corona-Erkrankten hilfreich sein können.
Die Zahl der Corona-Infizierten steigt und steigt. Und es gibt auch weiterhin schwere COVID-19-Fälle, deren optimale Behandlung noch immer Gegenstand der Forschung ist. Eine österreichische Studie erforscht, wie sich die Bestrahlung mit UV-B-Strahlen auf den Gesundheitszustand der Patientinnen und Patienten auswirkt. Die in der Fachzeitschrift „Experimental Dermatology“ veröffentlichten Ergebnisse der Pilotstudie stimmen zuversichtlich.
Immunsystem ins Gleichgewicht bringen
Die Behandlung schwerer COVID-19-Fälle im Krankenhaus stellt auch über zwei Jahre nach Beginn der Pandemie eine große Herausforderung dar. Medizinerinnen und Mediziner weltweit sind auf der Suche nach effektiven, einfachen und praktischen Lösungen, um für schwer kranke Patientinnen und Patienten die Chancen bestmöglich zu erhöhen.
„Eine Option, die sich bereits bei anderen Krankheiten mit überschießenden Immunreaktionen bewährt hat, ist die sogenannte Schmalband-UV-B-Therapie (NB-UV-B, narrowband UV-B)“, erklärt Univ.-Prof. Dr.med.univ. Peter Wolf von der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie der Medizinischen Universität (Med Uni) Graz in einer Mitteilung.
Todesfälle im Zusammenhang mit einer COVID-19-Erkrankung korrelieren häufig mit einem Entgleisen des Immunsystems.
„Das gestörte Immunsystem bringt man mit der Schmalband-UV-B-Therapie wieder ins Gleichgewicht. Die Behandlung zeigte bereits bei anderen Erkrankungen wie der Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion (GVHD) oder Hautzelllymphomen Erfolge“, erläutert der Mediziner.
„Zudem ist diese Therapieform auch bei der Behandlung der Psoriasis (Schuppenflechte) nach wie vor State of the Art – insbesondere bei exanthematischen Verlaufsformen“, so Wolf. Die Studie, die ihre Pilotphase abgeschlossen hat, zeigt, dass die UV-B-Therapie bei der Genesung von an COVID-19 erkrankten Patientinnen und Patienten helfen kann.
Behandlung mit Schmalband-UV-B
Für die Studie wurden 30 Patientinnen und Patienten mit schweren Verlaufsformen von COVID-19 zufällig einer von zwei Gruppen zugeteilt. Die eine Gruppe wurde mit Schmalband-UV-B behandelt, die andere erhielt eine Placebo-Lichtbestrahlung.
Den Angaben zufolge fand die Behandlung zusätzlich zur üblichen medizinischen Betreuung statt, unter anderem auch mit Anti-Virus-Medikamenten.
Die Therapie erfolgte mit einem mobilen UV-B-Gerät und einer Bestrahlung von etwa 27 Prozent der Körperoberfläche im Patientinnen- beziehungsweise Patientenbett über insgesamt acht Tage. Ein erster Schlusspunkt zur Analyse wurde 28 Tage nach der Behandlung gesetzt. Nach dieser Zeit wurde überprüft, wie die Erkrankung bei den Patientinnen und Patienten der Studie verlief.
Wohl kein direkter Zusammenhang mit Vitamin D
In der Gruppe, die mit Schmalband-UV-B behandelt wurde, verstarben zwei Personen (13,3 Prozent), in der Placebo-Gruppe waren es fünf (33,3 Prozent).
Der genaue Wirkmechanismus der UV-B-Therapie bei COVID-19 wird auf immunologischer Ebene zurzeit noch untersucht, scheint jedoch nicht direkt mit Vitamin D zusammenzuhängen, wie Peter Wolf aufgrund der bisher ausgewerteten Laborergebnisse meint.
Die Ergebnisse der Studie passen laut dem Wissenschaftler aber trefflich dazu, dass gemäß einer Metaanalyse niedrige UV-Werte der Umgebung und Jahreszeit direkt mit einer erhöhten Morbidität und Sterblichkeit von Patientinnen und Patienten mit COVID-19 korrelieren.
Der Vorteil der UV-B-Behandlung liegt neben ihrer Effektivität auch in deren Sicherheit, den vergleichsweise niedrigen Kosten, der einfachen Anwendbarkeit sowie der Möglichkeit, diese Therapie auch in weniger gut ausgestatteten Krankenhäusern oder ärmeren Regionen durchzuführen.
Die Ergebnisse dieser ersten Studienphase dienen nun als Grundlage für eine geplante, größer angelegte Studie, die genauere und definitive Daten liefern soll. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Medizinische Universität Graz: Strahlen gegen COVID-19: UV-B-Bestrahlung in der COVID-Behandlung, (Abruf: 02.07.2022), Medizinische Universität Graz
- Frank H. Lau, Catherine E. Powell, Giacomo Adonecchi, Denise M. Danos, Andrew R. DiNardo, Robert J. Chugden, Peter Wolf, Carmen F. Castilla: Pilot phase results of a prospective, randomized controlled trial of narrowband ultraviolet B phototherapy in hospitalized COVID-19 patients; in: Experimental Dermatology, (veröffentlicht: 31.05.2022), Experimental Dermatology
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.