Welche Rolle spielt Bluthochdruck bei COVID-19?
Bluthochdruck erhöht selbst bei einem vollständigen Impfschutz das Risiko einer Krankenhauseinweisung wegen COVID-19. Bei Infektionen mit der Omicron-Variante wurde das Risiko mehr als verdoppelt.
In einer neuen Studie unter der Beteiligung von Fachleuten des Cedars-Sinai Medical Centers in Los Angeles wurde untersucht, warum manche Menschen trotz einer vollständigen Impfung, einschließlich Auffrischungsimpfung, einen schweren COVID-19-Verlauf bei der Omicron-Variante entwickeln. Die Ergebnisse wurden in dem Fachblatt „Hypertension“ veröffentlicht.
Studie hatte 912 Teilnehmende
Die Forschenden untersuchten in ihrer retrospektive Kohortenstudie 912 erwachsende Teilnehmende. Diese hatten mindestens drei Dosen eines mRNA-COVID-19-Impfstoffs (Pfizer-BioNTech oder Moderna) erhalten.
Zusätzlich wurden auch demografische Informationen (beispielsweise das Alter und die ethnische Zugehörigkeit) und klinische Daten aus elektronischen Gesundheitsakten ausgewertet.
So konnten die Fachleute Schlüsselvariablen und klinische Merkmale identifizieren, wie das Vorhandensein chronischer Gesundheitsbeschwerden beispielsweise in Form von Typ-2-Diabetes oder Nierenerkrankungen.
Geringere Nebenwirkungen dank Auffrischungsimpfung
COVID-19-Impfstoffe trugen dazu bei, die Zahl der Todesfälle und einige der schwersten Nebenwirkungen der Infektion in der Frühphase der Pandemie zu reduzieren. So reduzierte eine Auffrischungsimpfung des COVID-19-Impfstoffs laut einer Studie das Risiko schwerer Erkrankungen um bis zu 70 Prozent, berichtet das Team.
Trotzdem kam es vor, dass einige der vollständig geimpften Personen mit Auffrischungsimpfung während einer frühen Welle der Omicron-Variante wegen COVID-19 in ein Krankenhaus eingeliefert werden mussten.
Die Forschenden versuchten nun herauszufinden, welche Merkmale Personen aufwiesen, die trotz der vollständigen COVID-19-Impfserie und einer Auffrischungsdosis solche schwerwiegenden COVID-19-Erkankungen entwickelten, dass sie eine Behandlung in einem Krankenhaus benötigten.
Rolle der Subvarianten von Omicron
Nach Angaben der U.S. Centers for Disease Control and Prevention ist die Omicron-Variante weiterhin die vorherrschende Variante in den USA. Bis zum Juli des Jahres 2022 wurden insgesamt sieben Omicron-Subvarianten identifiziert. In der Studie unterschieden die Fachleute nicht, welche Omicron-Subvarianten in den Teilnehmenden vorhanden waren.
Erhöhtes Risiko trotz fehlenden chronischen Erkrankungen
Es zeigte sich, dass der Einfluss von Bluthochdruck auf den COVID-19-Verlauf selbst dann noch bestehen blieb, wenn keine anderen chronischen Krankheiten wie Typ-2-Diabetes, Nierenerkrankungen oder Herzinsuffizienz vorlagen, berichten die Forschenden.
„Eine bahnbrechende Omicron-Infektion, die so schwerwiegend ist, dass sie zu einem Krankenhausaufenthalt führt, kann bei Erwachsenen jeden Alters auftreten, insbesondere bei Personen mit hohem Blutdruck, auch wenn sie keine anderen schweren chronischen Krankheiten haben“, erläutert Studienautor Dr. Joseph E. Ebinger in einer Pressemitteilung.
Die Daten zeigen deutlich, dass nicht nur ältere Erwachsene mit anderen Grunderkrankungen anfällig sind. Dies macht klar, dass die am stärksten gefährdeten Personen nicht die sind, von den man annimmt, dass sie es sind, fügt der Mediziner hinzu
In der Studie mussten knapp 16 Prozent der 912 Teilnehmenden, welche drei Dosen eines mRNA-COVID-19-Impfstoffs erhalten hatten, in ein Krankenhaus eingeliefert werden.
Risikofaktoren für nötigen Krankenhausaufenthalt
Dabei zeigte sich, dass ein höheres Alter, Bluthochdruck, chronische Nierenerkrankung, ein zurückliegender Herzinfarkt, Herzinsuffizienz und die Zeit zwischen der letzten Impfung und der Erkrankung mit einem höheren Risiko für einen benötigten Krankenhausaufenthalt verbunden waren.
2,6-fach höheres Risiko durch Bluthochdruck
Litten die Teilnehmenden unter Bluthochdruck, erhöhte dies das Risiko wegen einer schweren COVID-19-Erkrankung ins Krankenhaus eingeliefert zu werden, um das 2,6-fache. Dies galt selbst dann, wenn die betroffene Person unter keinen anderen schweren Erkrankungen litt.
Von den 145 Teilnehmenden, die in ein Krankenhaus eingeliefert werde mussten, litten 125 (86,2 Prozent) unter einem hohen Blutdruck, berichten die Fachleute.
„Wir müssen das Bewusstsein und das Verständnis dafür schärfen, dass die dreimalige Verabreichung eines Impfstoffs nicht bei allen Menschen eine schwere COVID-19-Erkrankung verhindern kann, insbesondere bei Menschen mit hohem Blutdruck“, erläutert Dr. Ebinger.
Laut dem Experten ist nun weitere Forschung nötig, um das Verständnis darüber zu verbessern, warum es diesen Zusammenhang zwischen Bluthochdruck und einem erhöhten Risiko für eine schwerere COVID-19-Verlauf überhaupt gibt. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Joseph Ebinger, Matthew Driver, Sandy Joung, Teresa Tran, Denisse Barajas, et al.: Hypertension and Excess Risk for Severe COVID-19 Illness Despite Booster Vaccination; in: Hypertension (veröffentlicht 20.07.2022), Hypertension
- American Heart Association: High blood pressure may double the risk of severe COVID, even after full vaccination (veröffentlicht 20.07.2022), AHA
- Robert Koch-Institut: Hypertonie (abgefragt 21.07.2022), RKI
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.