Deutlich erhöhte Sterblichkeit bei der britischen Coronavirusvariante
Die Auswirkungen der Mutationen des Coronavirus SARS-CoV-2 auf den Pandemie-Verlauf sind bislang nur schwer abschätzbar. Bereits jetzt hat die Virusvariante B.1.1.7, welche erstmals in Großbritannien aufgetreten war, einen erheblichen Anteil am Ausbruchsgeschehen in Deutschland und in der Fachwelt gilt als gesichert, dass B.1.1.7 deutlich ansteckender ist, als die ursprünglichen Virusvarianten. Jetzt verdichten sich zudem die Hinweise darauf, dass bei Infektionen mit B.1.1.7 auch die Sterblichkeit höher liegt.
Die Analyse eines britischen Forschungsteams hat „weitere Hinweise dafür erbracht, dass die zuerst in Großbritannien entdeckte Coronavirusvariante B.1.1.7 tödlicher ist als das ursprüngliche Virus“, berichtet das Deutsche Ärzteblatt unter Berufung auf eine aktuelle Studie von Forschenden der London School of Hygiene & Tropical Medicine (LSHTM). Veröffentlicht wurden die entsprechenden Studienergebnisse in dem Fachmagazin „Nature“.
55 Prozent höhere Sterblichkeit
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der LSHTM analysierten die Ergebnisse von mehr als zwei Millionen COVID-19-Tests in England zwischen November 2020 und Februar 2021 und verglichen diese mit einer umfassenden Datenbank von COVID-19-Todesfällen. Dabei hat sich gezeigt, dass eine B.1.1.7-Infektion in dem Untersuchungszeitraum mit einer 55 Prozent höheren Sterblichkeit im Vergleich zu anderen Stämmen von SARS-CoV-2 verbunden war.
„Unsere Analyse legt nahe, dass B.1.1.7 nicht nur übertragbarer ist als bereits existierende SARS-CoV-2-Varianten, sondern auch schwerere Erkrankungen verursachen kann“, schreibt das Forschungsteam. So sei beispielsweise zu erwarten, dass von 1.000 Menschen in den 60ern, die positiv auf die alte Variante getestet werden, sechs in den vier Wochen nach dem Test an COVID-19 sterben. Bei der B.1.1.7-Variante steige diese Zahl auf etwa neun.
Großbritannien zahlt einen hohen Tribut
Das Auftreten neuer SARS-CoV-2-Varianten wie B.1.1.7 drohe die Verbesserungen in der COVID-19-Behandlung, die im Laufe des Jahres 2020 erzielt wurden, zunichte zu machen, warnen die Forschenden. England habe in den letzten Monaten einen enormen Tribut an B.1.1.7 zahlen müssen, mit 42.000 COVID-19-Todesfällen allein im Januar und Februar 2021.
„Trotz erheblicher Fortschritte in der COVID-19-Behandlung haben wir im Jahr 2021 bereits mehr Todesfälle zu verzeichnen als in den ersten acht Monaten der Pandemie im Jahr 2020. Unsere Arbeit hilft zu erklären, warum“, so der Hauptautor Dr. Nick Davies von der LSHTM. B.1.1.7 sei nicht nur leichter übertragbar, sondern verursache nach bisherigen Erkenntnissen auch schwerere Erkrankungen. „Dies sollte anderen Ländern als Warnung dienen, dass sie wachsam bleiben müssen“, betont Davies.
Virusmutationen könnten Pandemie-Verlauf anheizen
In den letzten drei Monaten ist die Welt in eine neue Phase der COVID-19-Pandemie eingetreten und während die lebensrettenden Impfstoffe gegen COVID-19 in vielen Ländern der Welt eingeführt wurden, ist SARS-CoV-2 mit der Zeit mutiert. Drei neue Varianten sind dabei besonders besorgniserregend – aus Großbritannien, aus Südafrika und aus Brasilien. Diese drei Varianten verbreiten sich viel schneller als ältere Varianten von SARS-CoV-2 und zumindest für B.1.1.7 ist zudem von einer erhöhten Sterblichkeit auszugehen. Auf den Verlauf der Pandemie könnte sich die Mutationen demnach äußerst nachteilig auswirken. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsches Ärzteblatt: Weitere Hinweise auf höhere Tödlichkeit britischer Virusvariante (veröffentlicht 15.03.2021), aerzteblatt.de
- Nicholas G. Davies, Christopher I. Jarvis, W. John Edmunds, Nicholas P. Jewell, Karla Diaz-Ordaz, Ruth H. Keogh: Increased mortality in community-tested cases of SARS-CoV-2 lineage B.1.1.7; in: Nature (veröffentlicht 15.03.2021), nature.com
- London School of Hygiene & Tropical Medicine (LSHTM): B.1.1.7 variant linked to 55% higher mortality compared to other strains of SARS-CoV-2 (veröffentlicht 15.03.2021), lshtm.ac.uk
Wichtiger Hinweis:
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