Darmbakterien mit Auswirkungen auf den COVDI-19-Verlauf?
Der Verlauf von COVID-19 kann individuell sehr unterschiedlich ausfallen und verschiedene Faktoren wie beispielsweise bestimmte Vorerkrankungen, das Alter oder starkes Übergewicht sind dabei bereits als Risikofaktoren für einen schweren Verlauf bekannt. In einer aktuellen Studie wurde nun deutlich, dass spezielle Darmbakterien hingegen die Vermehrung von SARS-CoV-2 hemmen, was einerseits Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf erwarten lässt und anderseits Hoffnung auf die Entwicklung entsprechender Wirkstoffe gegen COVID-19 weckt.
Ein Forschungsteam der Yonsei University in Südkorea hat das mikrobielles Ökosystem in unserem Verdauungstrakt genauer unter die Lupe genommen und die Wirkung verschiedener Darmbakterien gegen SARS-CoV-2 analysiert. Die Forschenden stellten fest, dass bestimmte kommensale Bakterien , die sich im menschlichen Darm aufhalten, Verbindungen produzieren, die SARS-CoV-2 hemmen. Vorgestellt werden die Forschungsergebnisse am 20 Juni auf dem World Microbe Forum.
Wieso zeigen manche gastrointestinale Symptome?
Atemwegsbeschwerden gelten als typische Symptome bei COVID-19, doch auch Beschwerden im Magen-Darm-Trakt (gastrointestinale Symptome) können bei Erkrankten auftreten. Wieso manche schwere gastrointestinale Symptome entwickeln, während andere verschont bleiben, ist bislang allerdings weitgehend unklar. Die Forschenden vermuteten, dass hier ein Zusammenhang mit der Darmflora bestehen könnte.
Können Darmbakterien vor SARS-CoV-2 schützen?
„Wir haben uns gefragt, ob die im Darm ansässigen Bakterien den Darm vor einer Invasion des Virus schützen könnten”, erläutert Mohammed Ali von der Yonsei University in Seoul. Das Forschungsteam untersuchte daher dominante darmbewohnende Bakterien auf ihre Aktivität gegen SARS-CoV-2. Die Forschenden nutzten auch maschinelles Lernen, um in Datenbanken mit mikrobiell produzierten Molekülen nach potenziellen krankheitsbekämpfenden Verbindungen zu suchen und entdeckten dabei einige, die sich gegen SARS-CoV-2 als nützlich erweisen könnten.
„Um unser Modell zu trainieren, nutzten wir frühere Coronavirus-Datensätze, in denen mehrere Verbindungen gegen bestimmte Zielstrukturen der Coronaviren getestet wurden”, erläutert Ali. Die Strukturen seien auch bei SARS-CoV-2 vorhanden. Bei ihren Analysen stießen die Forschenden unter anderem auf Bifidobakterien, von denen bereits bekannt war, dass sie andere schädliche Bakterien wie H. pylori unterdrücken und auch dem Reizdarmsyndrom entgegenwirken.
Bifidobakterien hemmen SARS-CoV-2
Bifidobakterien haben in den Modellen des Forschungsteams eine hemmende Wirkung auf SARS-CoV-2 gezeigt, die nun in weiteren Schritten überprüft werden muss. „Mikroben zu finden, die Anti-Coronavirus-Moleküle absondern, ist eine vielversprechende Methode, um natürliche oder künstlich hergestellte Probiotika zu entwickeln, die unsere therapeutischen Präventionsansätze erweitern, um einen nachhaltigeren Weg zur Bekämpfung der viralen Infektion zu bieten”, betont Ali.
Hoffnung auf neue Wirkstoffe
Zudem weisen die Forschenden darauf hin, dass viele existierende Antibiotika und Krebstherapien Verbindungen sind, die von Bakterien im Magen-Darm-Trakt abgesondert werden, was auch Hoffnung auf die Entwicklung entsprechender Wirkstoffe gegen SARS-CoV-2 weckt. Grundsätzlich macht die Studie erneut deutlich, dass die Rolle der Darmflora bei der Abwehr und Bekämpfung von Infektionen keineswegs unterschätzt werden und dies gilt offensichtlich auch bei COVID-19. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- American Society for Microbiology: Researchers explore microbial ecosystem in search of drugs to fight SARS-CoV-2 (veröffentlicht 20.06.2021), eurekalert.org
Wichtiger Hinweis:
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