Corona: Adipositas, Diabetes und Hypertonie erhöhen Mortalität
Fortgeschrittenes Alter, gefolgt vom männlichen Geschlecht, stellen mit Abstand das größte Risiko für eine schwere COVID-19-Erkrankung dar. Eine neue Studie liefert nun Hinweise darauf, welche Erkrankungen die Sterblichkeit bei einer SARS-CoV-2-Infektion vor allem auch bei Jüngeren erhöhen.
Adipositas (Fettleibigkeit), ein gestörter Blutzuckerstoffwechsel und Bluthochdruck erhöhen bei jungen Erwachsenen und Menschen im mittleren Lebensalter das Risiko an COVID-19 zu sterben auf ein Maß, welches sonst nur bei älteren Personen beobachtet wird. Das zeigt eine aktuelle Studie, die nun in der Fachzeitschrift „Frontiers in Medicine“ veröffentlicht wurde.
Effekt von mehreren Vorerkrankungen untersucht
Ältere Menschen und vor allem Männer haben ein besonders hohes Risiko, schwer an COVID-19 zu erkranken und daran zu sterben. Das zeigt eine im „Journal of Health Monitoring“ (Robert Koch-Institut (RKI); PDF) veröffentlichte Auswertung.
Auch Fettleibigkeit und hoher Blutzucker gelten als potenzielle Risikofaktoren für schwere COVID-19-Verläufe.
Welchen Effekt aber mehrere Vorerkrankungen in Kombination auf den Verlauf einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 haben, wurde bislang in Deutschland noch nicht ausreichend untersucht.
Um herauszufinden, ob Übergewicht, Diabetes und ein erhöhter Blutdruck, die Schwere einer COVID-19-Erkrankung beeinflussen und die damit einhergehende Sterblichkeit erhöhen, haben Forschende Daten von insgesamt 3.163 Patientinnen und Patienten mit einer SARS-CoV-2-Infektion aus dem europäischen Fallregister LEOSS ausgewertet.
Laut einer aktuellen Mitteilung waren an der Studie unter anderem das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD), das IDM (Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Munich an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen) und das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) beteiligt.
Ähnlich erhöhtes Sterberisiko wie Ältere
„Dabei zeigte sich, dass Fettleibigkeit, ein gestörter Blutzuckerstoffwechsel und ein Bluthochdruck einen additiven Effekt auf die COVID-19-bedingte Sterblichkeit haben – und dies vor allem bei vergleichsweise jüngeren Erkrankten im Alter zwischen 18 und 55 Jahren“, erklärt Professor Dr. med. Norbert Stefan, Erstautor der Studie.
Des Weiteren kam die Untersuchung zu dem Schluss, dass Menschen dieser Altersgruppe mit allen drei Vorerkrankungen ein ähnlich erhöhtes Sterberisiko haben, wie ältere Personen (56-75 Jahre), die metabolisch gesund und nicht fettleibig waren.
„Diese Erkenntnis hat immense Auswirkungen auf unseren Umgang mit der SARS-CoV-2-Infektion und den sogenannten Volkskrankheiten, denn bislang gingen viele Betroffene davon aus, dass ein jüngeres Alter weitgehend vor einer schweren Infektion mit COVID-19 schützt“, sagt Stefan.
Wichtige Rolle von Übergewicht
Laut dem Letzt-Autor der Studie, Professor Dr. med. Andreas Birkenfeld, Ärztlicher Direktor der Medizinischen Klinik IV der Universität Tübingen, Leiter des IDM und Sprecher des DZD, ist es daher besonders wichtig, die medizinische Überwachung und Behandlung von jüngeren COVID-19-Erkrankten zu intensivieren. Vor allem dann, wenn entweder Übergewicht, Diabetes oder Hypertonie vorliegen.
Bereits früh im Verlauf der Corona-Pandemie hatten Stefan, Birkenfeld und Kollegen, aufbauend auf ihren langjährigen Erkenntnissen zur wichtigen Rolle von Übergewicht und einer gestörten Stoffwechsellage für die Entstehung von schwerwiegenden Erkrankungen, auf diese Risiken hingewiesen. Ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse wurden in zwei Beiträgen in der Fachzeitschrift „Nature Reviews Endocrinology“ publiziert.
Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) und die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) sehen in den aktuellen Ergebnissen einen Anreiz, weiter auf die Prävention im Kampf gegen nicht-übertragbare Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck und Adipositas zu setzen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Diabetes Gesellschaft: Übergewicht, Diabetes und Bluthochdruck erhöhen die Sterblichkeit bei COVID-19 – vor allem bei Menschen im Alter von 18 bis 55 Jahren, (Abruf: 17.05.2022), Deutsche Diabetes Gesellschaft
- Stefan, N. Birkenfeld, A. et al.: Obesity and Impaired Metabolic Health Increase Risk of COVID-19-Related Mortality in Young and Middle-Aged Adults to the Level Observed in Older People: The LEOSS Registry; in: Frontiers in Medicine, (veröffentlicht: 11.05.2022), Frontiers in Medicine
- Robert Koch-Institut: Bevölkerung mit einem erhöhten Risiko für schwere COVID-19-Verläufe in Deutschland. Auswertungen der Studie GEDA 2019/2020-EHIS; in: Journal of Health Monitoring (PDF), (veröffentlicht: 24.02.2021), Journal of Health Monitoring
- Stefan N, Birkenfeld AL, Schulze MB, Ludwig DS: Obesity and impaired metabolic health in patients with COVID-19; in: Nature Reviews Endocrinology, (veröffentlicht: 23.04.2020), Nature Reviews Endocrinology
- Stefan N, Birkenfeld AL, Schulze MB: Global pandemics interconnected — obesity, impaired metabolic health and COVID-19; in: Nature Reviews Endocrinology, (veröffentlicht: 21.01.2021), Nature Reviews Endocrinology
Wichtiger Hinweis:
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