Wirkung von Heilpflanzen gegen SARS-CoV-2 untersucht
Bei der Suche nach Wirkstoffen gegen das neue Coronavirus haben in einer aktuellen Studie einige Heilpflanzen vielversprechendes Potenzial gezeigt. Insbesondere Schwarzer und Grüner Tee – (gewonnen aus Camellia sinensis) sowie Extrakte von Haritaki (Terminalia chebula) sind hier laut Aussage des Forschungsteams zu nennen.
Behandlungsmöglichkeiten gegen das neue Coronavirus SARS-CoV-2 werden derzeit händeringend gesucht. Wie so oft könnte der Schlüssel zur Entwicklung eines effektiven Wirkstoffs dabei in der Natur liegen. Das indische Forschungsteam um Ashok K. Patel vom Indian Institute of Technology Delhi hat daher 51 Pflanzen auf ihre Wirkung gegen das Coronavirus untersucht und konnte einige vielversprechende Kandidaten identifizieren. Veröffentlicht wurden ihre Studienergebnisse in dem Fachmagazin „Phytotherapy Research“.
51 Heilpflanzen untersucht
„Arzneipflanzen könnten ein Möglichkeit zur Behandlung von COVID-19 bieten, indem sie auf bestimmte essentielle Proteine des Virus abzielen“, erläutern die Forschenden. Sie haben daher 51 Heilpflanzen – darunter zum Beispiel Aloe Vera, Knoblauch, Ingwer, Haritaki sowie Grüner und Schwarzer Tee – im Labor auf die Wirkung gegen SARS-CoV-2 untersucht.
„Wir haben uns das Prinzip der Arzneipflanzen zunutze gemacht, um die Herausforderung von COVID-19 anzugehen. In der vorliegenden Studie wurden 51 Pflanzen mit antiviralem Potenzial gegen die Haupt-Protease von SARS-CoV-2 untersucht“, so das Forschungsteam.
In den Untersuchungen zeigten vor allem grüner und schwarzer Tee sowie Extrakte aus Haritaki (Baum aus der Pflanzengattung der Myrobalane) eine deutlich Wirkung gegen das Coronavirus. „Die Studie zeigt das hemmende Potenzial von Tee und Haritaki gegen 3CLpro; ein entscheidendes enzymatisches Protein von SARS-CoV-2“, berichten die Forschenden. Die Unterbrechung dieser enzymatischen Aktivität könne potenziell die Replikation des Virus in den Zellen blockieren und so eine Schutzwirkung vor COVID-19 verleihen.
Hemmung der Proteaseaktivität
Den Angaben des Forschungsteams zufolge ergab sich für Tee (Grüner Tee und Schwarzer Tee) und Haritaki eine vergleichbare Hemmung der Proteaseaktivität: „50% Hemmung bei 10 μg/ml und mehr als 90% Hemmung bei 40 μg/ml und mehr.“ Beide Varianten des Tees und das Haritaki-Extrakt seien potenzielle antivirale Wirkstoff gegen SARS-CoV-2.
Auch könne den durch das Virus verursachten entzündlichen und oxidativen Schäden an den Zellen durch die entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften dieser Pflanzen entgegengewirkt werden, berichtet das Forschungsteam weiter.
Die Forschenden versuchten zudem, die Moleküle in den Heilpflanzen zu identifizieren, die für die antivirale Wirkung verantwortlich sind. Dabei stießen sie auf Thearubigin, Quercetin-3-O-Rutinosid und Hesperidin, die eine Wechselwirkung mit dem aktiven Zentrum der Protease zeigen.
Vielversprechende Kandidaten für neue Wirkstoffe
„Wir gehen davon aus, dass die Hemmung der Proteaseaktivität den Replikationszyklus von SARS-CoV-2 stoppen könnte, und schlagen daher Grünen Tee, Schwarzen Tee und Haritaki-Pflanzenextrakte als potenzielle therapeutische Kandidaten für eine SARS-CoV-2-Infektion vor“, so das Fazit des Forschungsteams. Nun seien weitere Untersuchungen zur Rolle der bioaktiven Bestandteile in den Heilpflanzen erforderlich, um die molekulare Grundlage der Hemmung zu ermitteln und die Entwicklung von Medikamenten zu beschleunigen. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Saurabh Upadhyay, Praveen K. Tripathi, Manju Singh, Siva Raghavendhar, Mohit Bhardwaj, Ashok K. Patel: Evaluation of medicinal herbs as a potential therapeutic option against SARS‐CoV ‐2 targeting its main protease; in: Phytotherapy Research (veröffentlicht 04.08.2020), onlinelibrary.wiley.com
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