Weniger Einsamkeit durch Social Media und Videospiele
Die Nutzung von Social Media und Onlinespielen kann Jugendliche vor Einsamkeit infolge der COVID-19 bedingten Kontaktbeschränkungen schützen. Wichtig ist dabei nicht die Anzahl der Stunden, welche beispielsweise mit Social Media verbracht werden, sondern die Qualität der Online-Interaktionen.
In einer aktuellen Studie unter Beteiligung der University of California, Berkeley befassten sich die Fachleute mit den Auswirkungen der Nutzung von Social Media und Onlinespielen auf erlebte Einsamkeit von Jugendlichen während der COVID-19-Pandemie. Die Ergebnisse der Untersuchung können in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Journal of Research on Adolescence“ nachgelesen werden.
Weniger Einsamkeit durch Spiele und Chats
Insgesamt berichteten die Jugendlichen in der Studie über weniger Einsamkeit durch erhaltene online Unterstützung, beispielsweise durch Chatten mit Freunden und Verwandten über WhatsApp oder durch Teilnahme an Multiplayer-Online-Videospielen.
Die Ergebnisse unterstützen unsere Hypothese, dass die Art und Weise, wie man seine Zeit am Bildschirm verbringt, und nicht wie viel Zeit man online verbringt, entscheidend das Gefühl der Einsamkeit beziehungsweise das Wohlbefinden ist, erläutert Studienautorin Dr. Lucía Magis-Weinberg in einer Pressemitteilung.
„In Anbetracht dessen sollten sich Lehrer und Eltern eher darauf konzentrieren, positive Online-Erfahrungen für Jugendliche zu fördern, als die Bildschirmzeit zu begrenzen”, rät die Expertin.
Bildschirmzeit verursacht Einsamkeit und Depression?
„Es gibt diesen negativen Diskurs darüber, dass Bildschirmzeit Einsamkeit und Depression verursacht. Unsere Ergebnisse sind jedoch nuancierter und zeigen, dass Online-Interaktionen, wenn sie positiv genutzt werden, tatsächlich mit weniger Einsamkeit verbunden sind. Dies gilt insbesondere dann, wenn Jugendliche keine andere Möglichkeit haben, als sich mit ihren Freunden online zu verbinden”, so Magis-Weinberg.
Die Studie wurde im April 2020 in Peru gestartet, als dort eine strenge COVID-19-Ausgangssperre verhängt wurde. Dabei konnte nur ein Familienmitglied für genehmigte Besorgungen das Haus verlassen, und junge Menschen wurden größtenteils in den Häusern isoliert.
Stimmung und Zugehörigkeitsgefühl unter Jugendlichen?
Sechs Wochen lang befragten die Forschenden Tausende Schüler und Schülerinnen im Alter von elf bis 17 Jahren zu ihrem Online-Verhalten und ihren Beziehungen unter sozial isolierten Bedingungen. So wollte das Team herausfinden, wie diese Faktoren mit der Stimmung und dem Zugehörigkeitsgefühl der Jugendlichen zusammenhängen. Für die Untersuchung wurden schließlich die Daten von 735 Befragten verwendet.
Auf einer Skala von eins (nie) bis fünf (häufig) bewerteten die Teilnehmenden, inwieweit sie verschiedenen Aussagen zustimmen, wie beispielsweise: Ich fühle mich von Menschen in meinen Social-Media-Kanälen geschätzt; die Menschen geben mir Ratschläge über Social Media; die Social-Media-Nutzung gibt mir das das Gefühl, nicht dazuzugehören; Menschen in meinen Social-Media-Kanälen behandeln mich schlecht.
Smartphones bevorzugt für Online-Aktivitäten
Außerdem füllten die Teilnehmenden separate Fragebögen zu den von ihnen verwendeten elektronischen Geräten, ihren Vorlieben für soziale Medien, ihrem Grad an Einsamkeit und ihrem allgemeinen Wohlbefinden aus, so die Fachleute. Es zeigte sich, dass für die meisten Jugendlichen Smartphones das bevorzugte Gerät für die Teilnahme an nicht schulischen Online-Aktivitäten waren, gefolgt von Laptops und Videospielkonsolen.
Welche Aktivitäten bevorzugten Mädchen und Jungen?
Bei Mädchen waren Social Media, Messaging-Apps und YouTube-Videos die beliebtesten Online-Aktivitäten. Bei Jungen waren die beliebtesten Online-Aktivitäten das Spielen von Videospielen und das Ansehen von Videos.
Was die psychische Gesundheit betrifft, so berichteten die Teilnehmenden von mehr positiven als negativen Online-Interaktionen, insbesondere im Hinblick auf das Besprechen von Problemen und das Erhalten von hilfreichem Feedback über WhatsApp und andere Social-Media-Plattformen.
Social Media kann das Wohlbefinden verbessern
„Die Ergebnisse zeigen, dass die Nutzung von Social Media, um sich aktiv mit Freunden und Familie zu verbinden und Unterstützung zu finden – anstatt nur endlos durch Instagram zu scrollen und sich mit anderen zu vergleichen und sich ausgeschlossen zu fühlen – einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden haben kann”, erläutert Maris-Weinberg.
Die Studie sei eine der ersten, welche die Auswirkungen der Nutzung sozialer Medien auf die psychische Gesundheit von Jugendlichen während der Pandemie in einer Weltregion außerhalb Europas und der Vereinigten Staaten dokumentiert.
„Die überwiegende Mehrheit der jungen Menschen wächst in Lateinamerika, Afrika, Asien und Ozeanien auf, aber die meisten Forschungen zu diesen Themen sind auf die USA und Europa ausgerichtet”, so Magis-Weinberg.
Daher sei es sehr wichtig, dass diese Menschen berücksichtigt werden, wenn es um die Auswirkungen von Isolation durch die Pandemie geht und wie sich Online-Aktivitäten darauf auswirken. Dies gelte vor allem in einer Zeit, in der so viele Menschen stark auf elektronische Geräte und soziale Medien angewiesen sind, um in Verbindung zu bleiben, fügt die Medizinerin hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- University of California - Berkeley: Teenagers aren't as lonely in lockdown if interacting positively online (veröffentlicht 02.09.2021), University of California - Berkeley
- Lucía Magis-Weinberg, Christopher L. Gys, Estelle L. Berger, Sarah E. Domoff, Ronald E. Dahl: Positive and Negative Online Experiences and Loneliness in Peruvian Adolescents During the COVID-19 Lockdown; in: Journal of Research on Adolescence (veröffentlicht 26.08.2021), Journal of Research on Adolescence
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.