Coronavirus-Infektion verdoppelt das Risiko bestimmter Schlaganfälle
Während anfangs bei den Infektionen mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 die Atemwegsbeschwerden im Fokus standen, ist mittlerweile klar, dass COVID-19 zahlreiche weitere Folgen haben kann. Zu diesen zählen laut einer aktuellen Studie offenbar auch Schlaganfälle mit einem Verschluss der großen Blutgefäße (LVO-Schlaganfall; LVO = large vessel occlusion)
Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen COVID-19 und dem Schlaganfall-Risiko hatten bereits andere Studien ergeben. So wurde eine Zunahme der Häufigkeit akuter ischämischer Schlaganfälle bei COVID-19-Betroffenen mit akuten neurologischen Symptomen beobachtet. In der aktuellen Studie haben Forschende der Icahn School of Medicine at Mount Sinai nun mögliche Zusammenhänge der Coronavirus-Infektion mit dem Auftreten eines LVO-Schlaganfalls festgestellt. Veröffentlicht wurde die Studie in dem Fachmagazin „American Journal of Roentgenology“
329 Personen mit Schlaganfall untersucht
In der retrospektiven Fall-Kontroll-Studie wurden insgesamt 329 Personen berücksichtigt (175 Männer, 154 Frauen; Durchschnittsalter 66,9 Jahre), die alle im Zeitraum vom 16. März bis 30. April 2020 wegen eines Schlaganfalls stationär in Kliniken in New York behandelt wurden. Von den Teilnehmenden hatten 35,3 Prozent (116 Personen) einen akuten ischämischen Schlaganfall, bei 21,6 Prozent (71 Personen) wurde ein LVO-Schlaganfall und bei 14,6 Prozent (48 Personen) ein Schlaganfall mit kleinem Gefäßverschluss (SVO-Schlaganfall; SVO = small vessel occlusion) festgestellt.
Deutlich mehr LVO-Schlaganfälle
Von den Studienteilnehmenden waren 38,3 Prozent (126 Personen) an COVID-19 erkrankt und 61,7 Prozent (203 Personen) wurden negativ auf das Virus getestet. Letztere dienten in Bezug auf das Schlaganfallrisiko als Kontrollgruppe. Ein LVO-Schlaganfall habe bei 31,7 Prozent der Infizierten vorgelegen, aber nur bei 15,3 Prozent der Personen in der Kontrollgruppe, berichten die Forschenden. SVO-Schlaganfälle seien bei 15,9 Prozent der Infizierten und bei 13,8 Prozent der Kontrollgruppe aufgetreten.
Risiko mehr als verdoppelt
Auch nach Bereinigung der Ergebnisse um mögliche verzerrende Faktoren zeigte sich deutlich, dass das Risiko eines LVO-Schlaganfalls bei Personen mit COVID-19 mehr als doppelt so hoch ausfiel wie in der Kontrollgruppe, berichten die Forschenden. COVID-19 sei eindeutig mit dem Risiko eines LVO-Schlaganfalls, allerdings nicht mit dem Risiko eines SVO-Schlaganfalls assoziiert. Dabi bilde dies „die erste Studie, die einen Zusammenhang zwischen COVID-19 und Schlaganfällen der großen Blutgefäße beschreibt“, betont der Shingo Kihira von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Shingo Kihira, Javin Schefflein, Keon Mahmoudi, Brian Rigney, Bradley N. Delman, J. Mocco, Amish Doshi, Puneet Belani: Association of Coronavirus Disease (COVID-19) With Large Vessel Occlusion Strokes: A Case-Control Study; in: American Journal of Roentgenology (abgerufen 30.07.2020), ajronline.org
- American Roentgen Ray Society: AJR study associates coronavirus disease (COVID-19) with large vessel occlusion strokes (veröffentlicht 30.07.2020), eurekalert.org
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