Gefahren durch eine übermäßige Nutzung von Smartphones
In einer neuen Untersuchung unter Beteiligung von Fachleuten der Ruhr-Universität Bochum wurde festgestellt, dass während der COVID-19-Pandemie ein Zusammenhang zwischen problematischer Smartphone-Nutzung, einem geringen Kontrollgefühl, repetitivem Denken und der Angst, etwas zu verpassen, zu beobachten ist. Die entsprechenden Studienergebnisse wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „PLOS ONE“ veröffentlicht.
Smartphone-Nutzung hat zugenommen
Es habe sich bereits in früheren Forschungsarbeiten gezeigt, dass die Smartphone-Nutzung während der COVID-19-Pandemie deutlich zugenommen hat, berichten die Forschenden. Smartphones können zwar den Alltag und die Aufrechterhaltung sozialer Kontakte erleichtern, die Nutzung könne jedoch auch problematisch werden und negative Auswirkungen auf Beziehungen, Arbeit und die psychische oder physische Gesundheit haben. Ein besseres Verständnis der Faktoren, die zu einer problematischen Smartphone-Nutzung beitragen, könnte helfen, diesem Verhalten entgegenzusteuern.
Smartphone-Nutzung untersucht
Für die aktuelle Untersuchung wurde eine Online-Umfrage unter 516 Smartphone-Nutzerinnen und -Nutzern durchgeführt, welche mindestens 18 Jahre alt waren und in Deutschland wohnten. Dabei fragten die Forschenden nach der Smartphone-Nutzung, dem Kontrollgefühl, der Angst, etwas zu verpassen, und dem wiederholten negativen Denken.
Die statistische Analyse der Umfrageergebnisse ergab schließlich, dass ein geringes Kontrollgefühl, die Angst, etwas zu verpassen, und wiederholtes negatives Denken mit einem höheren Schweregrad der problematischen Smartphone-Nutzung verbunden waren, so das Team
Die Ergebnisse würden zwar keinen Kausalzusammenhang beweisen, aber die statistische Analyse deute auch auf mögliche Wechselwirkungen zwischen den vier Faktoren hin. So könnte die Angst, etwas zu verpassen, einen Schlüsselmechanismus darstellen, durch den ein geringes Kontrollgefühl zu einer problematischen Smartphone-Nutzung führt, erläutern die Forschenden. Gleichzeitig wurde auch ein höheres Maß an wiederholtem negativem Denken mit einer stärkeren Beziehung zwischen Vernachlässigungsangst und problematischer Smartphone-Nutzung in Verbindung gebracht.
Das Team berichtet weiter, dass die ausgewertete Stichprobe überwiegend aus weiblichen und recht jungen Teilnehmenden bestand. Laut den Forschenden sollten daher weitere Untersuchungen mit alters- und geschlechtsmäßig ausgewogeneren Stichproben aus anderen Ländern folgen. So könne sichergestellt werden, dass die Ergebnisse auf andere Bevölkerungsgruppen übertragbar sind.
Mangelndes Kontrollgefühl durch gestörten Tagesablauf
Die Fachleute betonen, dass die Studie während der Pandemie durchgeführt wurde, also in einer Zeit, in der der gewohnte Tagesablauf der Teilnehmenden möglicherweise gestört war. Dies könnte sich auch auf das Kontrollgefühl der Teilnehmenden ausgewirkt haben. Nichtsdestotrotz bestätigen die Studienergebnisse offenbar die Hypothese, dass ein Kontrollverlust, wie ihn einige Personen während der Pandemie erlebten, das Risiko einer problematischen Smartphone-Nutzung erhöhen kann.
Problematischer Smartphone-Nutzung entgegensteuern
„Problematische Smartphone-Nutzung wird durch das Zusammenspiel von Kontrollverlust, Angst, etwas zu verpassen, und wiederholtem negativem Denken begünstigt“, fassen die Fachleute in einer Pressemitteilung zusammen. Auf der Grundlage der aktuellen Studie und früherer Untersuchungen kommt das Team allerdings auch zu dem Schluss, dass körperliche Aktivität und sogenannte Achtsamkeitspraktiken genutzt werden könnten, um der problematischen Smartphone-Nutzung entgegenzuwirken. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Julia Brailovskaia, Jan Stirnberg, Dmitri Rozgonjuk, Jürgen Margraf, Jon D. Elhai: From low sense of control to problematic smartphone use severity during Covid-19 outbreak: The mediating role of fear of missing out and the moderating role of repetitive negative thinking; in: PLOS ONE (veröffentlicht 22.12.2021), PLOS ONE
- PLOS: Exploring problematic smartphone use during COVID-19 pandemic (veröffentlicht 22.12.2021), PLOS
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.