Corona-Impfungen mit AstraZeneca-Impfstoff ausgesetzt
Schon seit Wochen wird über den Corona-Impfstoff des britisch-schwedischen Unternehmens AstraZeneca diskutiert. So gab es etwa Berichte über eine geringere Schutzwirkung bei Älteren. Fachleute und Hersteller widersprechen dem jedoch. Nun ist das Vakzin erneut in die Kritik geraten. Zunächst wurde das Impfen mit diesem Mittel in einem Krankenhaus in Schweden und jetzt auch in Kliniken in Deutschland gestoppt.
Der Impfstoff von AstraZeneca („COVID-19 Vaccine AstraZeneca“) gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 wurde bislang in vier Studien mit knapp 24.000 Teilnehmenden erprobt, erklärt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) auf seinem Portal „gesundheitsinformation.de“. Nach den Ergebnissen kann er vor der durch den Erreger ausgelösten Krankheit COVID-19 schützen. Vorübergehende Nebenwirkungen bleiben laut den Fachleuten meist leicht. Doch offenbar sorgt der Impfstoff bei manchen Menschen auch für schwerere Reaktionen.
Personalausfall nach Impfungen
Vor kurzem wurde über einen vorübergehenden Stopp der Verabreichung des Corona-Impfstoffes von AstraZeneca an Personal eines Krankenhauses im schwedischen Sörmland berichtet. Nun teilte auch das Herzogin-Elisabeth-Hospital in Braunschweig laut Medienberichten mit, Impfungen mit diesem Präparat verschieben zu wollen. Und auch im Nordwesten von Niedersachsen werden diese Impfungen nun ausgesetzt.
Denn nachdem 194 Mitarbeitende des Klinikums Emden am vergangenen Freitag und Samstag mit dem Vakzin von AstraZeneca gegen das Coronavirus geimpft wurden, ist bei rund 15 Prozent der pflegerischen und ärztlichen Mitarbeitenden eine Impfreaktion aufgetreten, heißt es in einer Mitteilung.
Die betroffenen Personen klagten demnach über Kopfschmerzen, Müdigkeit, Unwohlsein, Abgeschlagenheit, Fieber und Übelkeit. Dabei handelt es sich um grippeartige Symptome, die auch von dem Hersteller beschrieben werden.
Impfreaktionen sind nicht ungewöhnlich
Als ein Stationsleiter am frühen Samstagnachmittag über auftretende Symptome bei den Mitarbeitenden seiner Station berichtet hatte, wurde die Impfung fünf weiterer Kolleginnen und Kollegen ausgesetzt, um die Handlungsfähigkeit der Station zu erhalten.
Den Angaben zufolge ist für die zweite Impfung ein Folgetermin in neun Wochen vorgesehen. Dieser soll jetzt auf verschiedene Termine verteilt werden. Darüber hinaus werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Folgeterminen nicht in der geplanten Anzahl geimpft werden können, um größere Ausfälle in einzelnen Bereichen zu verhindern.
„Der Impfstoff von AstraZeneca ist zugelassen und weist gute Studienergebnisse auf. Impfreaktionen sind grundsätzlich nicht ungewöhnlich. Daher spricht aus aktueller Sicht nichts dagegen, den Impfstoff weiterhin zu nutzen. Es wäre aus unserer Sicht wichtig, die Nebenwirkungen der Impfungen in großangelegten Studien weiter auszuwerten, um auf validierte Daten zu kommen“, so Dr. Astrid Gesang, medizinische Geschäftsführerin.
Impfstoff zu kalt ausgeliefert
Noch eine weitere Meldung sorgt für Unruhe: Laut einer Mitteilung des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Mecklenburg-Vorpommern wurden bei der Auslieferung des AstraZeneca-Impfstoffes an die Impfzentren im Land Mecklenburg-Vorpommern Temperaturabweichungen durch die Belieferten festgestellt.
Der vorgeschriebene Temperaturbereich (+2 bis +8 Grad) wurde demnach bei der Auslieferung am Montag, den 15.02.2021 (7.200 Dosen) möglicherweise in einigen Fällen unterschritten.
„Eine genaue Klärung des Sachverhaltes, der Ursache und der betroffenen Mengen wird in Zusammenhang mit dem zuständigen Transporteur, der Arzneimittelüberwachungsstelle und den Impfzentren in den Kreisen bzw. kreisfreien Städten bereits mit Hochdruck betrieben“, erklärte Gesundheitsminister Harry Glawe.
In Reaktion auf das Bekanntwerden des Sachverhaltes wurden die Impfungen mit AstraZeneca in Abstimmung mit den Impfzentren zunächst vorsorglich ausgesetzt. „Es erfolgen ab morgen keine Impfungen mit AstraZeneca. Krankenhäuser und Impfzentren sind informiert“, so Glawe.
Nach Rücksprache mit dem Hersteller AstraZeneca sowie der zuständigen Stelle für Arzneimittelüberwachung wird nun geklärt, ob der Impfstoff weiter verwendet werden kann. Bis dahin befindet sich der Impfstoff in sogenannter Quarantänelagerung. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Kliniken Aurich-Emden-Norden: Impfung gegen COVID-19 führt zu Personalausfall, (Abruf: 17.02.2021), Kliniken Aurich-Emden-Norden
- Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Mecklenburg-Vorpommern: Impfungen mit AstraZeneca vorsorglich unterbrochen - Gesundheitsminister fordert Aufklärung, (Abruf: 17.02.2021), Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Mecklenburg-Vorpommern
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: Der Impfstoff AstraZeneca (AZD1222, AstraZeneca) zur Impfung gegen Corona, (Abruf: 17.02.2021), gesundheitsinformation.de
Wichtiger Hinweis:
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