Coronavirus: SARS-CoV-2-Infektionen am Geruch erkennen
Das Unterbrechen der Infektionsketten ist eine der wichtigsten Maßnahmen, um die COVID-19-Pandemie unter Kontrolle zu bekommen. Doch viele Menschen, die sich mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 angesteckt haben, wissen gar nichts von ihrer Infektion. Nun wird an einer Methode geforscht, die Corona allein am Geruch erkennt.
SARS-CoV-2-Infektionen schnell, zuverlässig und berührungsfrei erkennen: Dr. Sybelle Goedicke-Fritz aus dem Team von Professor Michael Zemlin an der Universität des Saarlandes forscht laut einer aktuellen Mitteilung an einer Methode, die Corona allein am Geruch erkennt. Das Verfahren könnte künftig beispielsweise als Eingangstest an viel besuchten Orten dazu beitragen, dass Infektionen früh erkannt und die Ausbreitung des Coronavirus eingedämmt werden kann.
SARS-CoV-2-Infektionen in einer Minute am Geruch erkennen
Viele SARS-CoV-2-Infizierte wissen gar nicht, dass sie sich angesteckt haben. Sie haben keine Symptome oder ahnen nicht, dass die Ursache beispielsweise ihrer Magen-Beschwerden eigentlich hier liegt. Daher besuchen sie nichts ahnend die Großeltern im Altenheim, Bekannte im Krankenhaus, die Arbeit, Schule, die Disko oder ein Konzert – und bringen so ungewollt andere Menschen in Gefahr.
Coronavirus-Infektionen schneller, einfacher, kostengünstiger und zuverlässiger als mit den üblichen Schnelltests erkennen zu können, wäre ein entscheidender Vorteil, um Infektionsketten früh zu stoppen und Pandemien zu bekämpfen, bevor sie entstehen.
Auch vor dem Hintergrund, dass in Zukunft mitunter gar noch aggressivere Mutationen oder neue Erreger auftreten könnten, wäre dies ein potenzieller „Game-Changer“.
Den Angaben zufolge forscht hieran die Arbeitsgruppe von Professor Michael Zemlin an der Klinik für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie der Universität des Saarlandes. Dr. Sybelle Goedicke-Fritz aus diesem Team arbeitet an einem Verfahren, das SARS-CoV-2-Infektionen in einer Minute am Geruch erkennen soll – ohne die Getesteten zu berühren, was gerade auch bei Kindern von Vorteil ist.
Die Wissenschaftlerin will einer elektronischen Nase – einem Gerät ähnlich einem Walkie-Talkie, das mit sensiblen Geruchs-Sensoren ausgestattet ist – beibringen, Corona zu identifizieren und dann zu warnen.
Kranke Menschen riechen anders
Frau Goedicke-Fritz ist mit ihrer Forschung den Geruchsmustern von Infektionskrankheiten auf der Spur. Die Grundidee ist nicht neu, heißt es in der Mitteilung. „Die Erfahrung, dass kranke Menschen anders riechen, hat wohl jeder schon gemacht. Und auch in der Medizin wird der Geruch schon seit langem in die Diagnostik mit einbezogen. Schon im antiken Griechenland nutzte Hippokrates den Geruchssinn, um Krankheiten zu erkennen“, so die Forscherin.
„Bei jeder Infektion entsteht eine charakteristische Entzündungsreaktion, die dazu führt, dass Geruchsstoffe gebildet werden. Es handelt sich dabei um flüchtige organische Substanzen, die zum Beispiel ausgeatmet werden oder mit dem Schweiß austreten“, erklärt die Expertin.
Infektionen mit verschiedenen Erregern und Viren unterscheiden sich ganz individuell, im übertragenen Sinne hinterlassen sie einen persönlichen Fingerabdruck. An den individuellen „Geruchs-Abdrücken“, sogenannten „Smellprints“, die eine Cornavirus-Infektion bei Patientinnen und Patienten hervorruft, forscht Goedicke-Fritz.
Die Wissenschaftlerin vergleicht hierfür die Smellprints aus Ausatemluft, Speichel, Auswurf und Schweiß von Kindern mit den Ergebnissen von PCR- und Antigentests. Mit ihren „Fahndungsergebnissen“ will die Forscherin die elektronische Nase trainieren, damit diese innerhalb einer Minute die Smellprints von Corona ermitteln kann.
„Unser Ziel ist es, auf diese Weise eine neue Screeningmethode zu entwickeln, die zum Beispiel als schnelle Eingangstests für Orte mit hohen Besucherzahlen oder öffentlichen Einrichtungen zum Einsatz kommen kann“, sagt Goedicke-Fritz.
Vorarbeiten hierzu in diversen Forschungsprojekten liefen vielversprechend. „Wir konnten bereits zeigen, dass Smellprints von Geruchsstoffen mit Hilfe der elektronischen Nase erhoben werden können und diese sich sehr gut für die nicht-invasive Diagnostik etwa bei Frühgeborenen eignet“, erläutert die Forscherin. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universität des Saarlandes: Elektronische Nase soll Corona am Geruch erkennen – Förderung durch Else Kröner-Fresenius-Stiftung, (Abruf: 14.11.2021), Universität des Saarlandes
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.