Einschränkungen bei der Impfung gegen SARS-CoV-2?
Wenn eine Impfung gegen SARS-CoV-2 vorhanden ist, können schwangere Frauen und Kinder im Alter unter 16 Jahren vermutlich nicht profitieren, da sie laut aktuellen Planungen von einer solchen Impfung ausgeschlossen sein werden. Es ist auch noch nicht sicher, ob Heranwachsende zwischen 16 und 18 Jahren geimpft werden sollen.
Nicht alle Menschen können geimpft werden. Bestimmte Personengruppen werden von den Impfungen gegen SARS-COV-2 vermutlich ausgeschlossen, berichtet der Kinder- und Jugendarzt Martin Terhardt, Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO). Dies soll beispielsweie Schwanger und Kinder im Alter unter 16 Jahren betreffen.
Welche Menschen werden als erste geimpft?
Als erstes sollten nach Ansicht des Experten vor allem Menschen über 80 Jahre, Personen in Pflegeheimen, Pflegekräfte, Medizinerinnen und Mediziner gegen SARS-CoV-2 geimpft werden. Danach sei es wichtig, Menschen mit chronischen Erkrankungen und weitere Altersgruppen zu impfen. Ein Hauptkriterium für eine Impfung sei das Alter, erläuterte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Menschen mit Vorerkrankungen würden für eine schnelle Impfung eine Bescheinigung von einem Haus- oder Facharzt benötigen.
Das Ziel einer Impfung sollte es sein, dass zunächst Personen mit einem erhöhten Risiko für schwere und tödliche Verläufe der Infektion geschützt werden, erläutert Thomas Mertens, der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission im Deutschlandfunk. Zu diesem Ergebnis waren die Ständige Impfkommission, der Deutsche Ethikrat und die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina gekommen. Nach Ansicht dieser Expertengruppe wird ein sogenannter epidemiologischer Effekt (eine Veränderung der Dynamik der Infektionsübertragung) allerdings erst nach Monaten auftreten.
Impfung für Infizierte?
Laut Martin Terhardt sollten Menschen, welche bereits infiziert sind, ebenfalls nicht zu den Personen gehören, die geimpft werden. Solche Menschen könnten zurückgestellt und eventuell zu einem späteren Zeitpunkt geimpft werden.
Impfstoff für alle?
Die Experten erwarten, dass in der ersten Zeit nur wenig des Impfstoffes vorhanden ist. Beispielsweise wäre es möglich, dass erst mal nur etwa eine Million Dosen pro Woche erhältlich sind. Dies würde bedeuten, dass auch nur etwa sechs bis sieben Millionen Menschen in den ersten drei Monaten des nächsten Jahres von einer Schutzwirkung profitieren könnten. Voraussichtlich sei damit zu rechnen, dass ab dem Sommer nächsten Jahres genügend Impfstoff für den Rest der Bevölkerung vorhanden ist, berichtet das Deutsche Ärzteblatt.
Eine abschließende offizielle Empfehlungen zur Priorisierung der Impfung gegen SARS-CoV-2 wird nach Aussagen der STIKO noch in dieser Woche erfolgen. Diese sollte dann auch in die Impfverordnung des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) aufgenommen werden, welche aber nicht unbedingt bindend für die einzelnen Bundesländer ist. Zumindest wird jedoch die Empfehlung für alle Länder und Gesundheitsbehörden verfügbar sein, wodurch diese alle Informationen für eine Vorbereitung zur Verfügung hätten.
Warum dauert die Zulassung eines Impfstoffs so lange?
Der Zeitplan ist auf das aufwendige Prüfverfahren zurückzuführen. Außerdem kann kein Impfstoff empfohlen werden, der bisher formal in der EU noch nicht zugelassen wurde. Alle Daten zur möglichen Wirksamkeit des Impfstoffs in bestimmten Altersgruppen und bei Vorerkrankungen müssen zusätzlich abschließend geprüft werden.
Die Gesundheitsbehörden der Länder werden voraussichtlich noch in dieser Woche über den Inhalt der offiziellen Impfempfehlung informiert. Ab diesem Zeitpunkt können dann Vorbereitungen für die Impfungen vorgenommen werden. Es gab bereits Kritik daran, dass diese Feinabstimmung zu lange dauere.
Intensive Vorbereitung benötigt ausreichend Zeit
Zur Zeit findet eine intensive Vorbereitung auf die geplanten Massenimpfungen statt, die auch eine Einrichtung von zentralen Impfzentren umfasst. Zum Start der Impfungen könnten Verteilungskonflikte auftreten, befürchtet Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Nach dem aktuellen Informationsstand werden im Januar in Deutschland für eine zweistellige Millionenzahl von Menschen nur drei Millionen Impfdosen vorhanden sein. Deshalb wird eine sehr harte Priorisierung nötig.
Ist polizeilicher Schutz von Impfzentren nötig?
Da nach Ansicht des Gesundheitsministers mit emotionalen Diskussionen zur Impfung zu rechnen ist, wird an möglichen Konzepten gearbeitet, welche sogar einen polizeilichem Schutz von Impfzentren umfassen.
Absolute Priorisierung wird nur einige Monate andauern
Bei dem Zeitpunkt der absoluten Priorisierung handelt es sich lediglich um einen Zeitraum von einigen Monaten, nicht um Jahre. Der Gesundheitsminister ist zuversichtlich, dass die Pandemie im Herbst oder Winter des Jahres 2021 unter Kontrolle sein wird. Zu diesem Zeitpunkt werde vermutlich ausreichend Impfstoff zur Verfügung stehen.
Wird es eine gesetzliche Impfung geben?
Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags ist der Meinung, dass die Bundesregierung die Impfung gegen das Coronavirus nicht einfach per Verordnung regeln sollte, sondern durch ein Gesetz. Insbesondere die Grundrechtsrelevanz einer Maßnahme sei dafür entscheidend, ob diese durch ein formelles Gesetz zu regeln ist.
Ein Impfstoff gegen COVID-19 sei für die gesamte Bevölkerung von enormer Relevanz, weil alle Menschen gleichermaßen von der Ansteckungsgefahr und den daraus folgenden Einschränkungen im Alltag betroffen sind. Die Entscheidung, welche Bevölkerungsgruppen bei der Verteilung des Impfstoffs bevorzugt werden sollten, weise daher eine hohe generelle Grundrechtsrelevanz auf. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsches Ärzteblatt: Schwangere und Kinder wahrscheinlich von Impfung auf SARS-CoV-2 ausgeschlossen (veröffentlicht 07.12.2020), Deutsches Ärzteblatt
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.