Coronavirus: Impftsoff-Kombination schützt effektiv
Vor einiger Zeit hat die Ständige Impfkommission (STIKO) die gemischte Impfserie mit den Mitteln von AstraZeneca und BioNTech/Pfizer empfohlen. Auswertungen zeigten, dass diese Kreuzimpfung gut verträglich und wirksam gegen COVID-19 ist. Doch nicht nur das: Laut einer neuen Studie schützt diese Kombination besonders gut – auch bei Virusvarianten.
Sie soll den Weg aus der Pandemie ebnen: die Corona-Schutzimpfung. Bereits fast 60 Prozent der Deutschen haben mindestens die erste Impfdosis gegen COVID-19 erhalten. Mehr als 45 Prozent sind vollständig geimpft (Stand: 17.07.2021). Manche Personen, die zunächst mit dem Impfstoff von AstraZeneca geimpft wurden, erhielten beim zweiten Termin das Vakzin von BioNTech/Pfizer. Diese Menschen sind laut einer neuen Untersuchung besonders gut geschützt.
Wirksamer gegen Corona-Infektionen
Wie die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) in einer aktuellen Mitteilung schreibt, befürwortet die Ständige Impfkommission (STIKO) bei Personen, die schon eine AstraZeneca-Impfung erhalten haben, eine Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff wie dem von BioNTech/Pfizer – aus Risiko-Nutzen-Abwägungen heraus.
Den Angaben zufolge basiert diese Empfehlung auf Forschungsarbeiten, die sich in Vorstadien der Veröffentlichung in wissenschaftlichen Zeitschriften befanden.
Vor kurzem wurden nun die Ergebnisse einer Studie der MHH von Professor Dr. Reinhold Förster, Leiter des Instituts für Immunologie, und Professor Dr. Georg Behrens, Klinik für Rheumatologie und Immunologie, in der Fachzeitschrift „Nature Medicine“ veröffentlicht.
Die Arbeit ergab, dass eine solche Kreuzimpfung wirksamer gegen Infektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 ist als die zweifache Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff und, dass sie darüber hinaus auch besser gegen Virusvarianten wirkt.
Deutlich stärkere Immunantworten
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben die Immunantworten in Blutproben von 175 freiwilligen Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern verglichen, von denen sich ein Drittel nach der AstraZeneca-Erstimpfung auch bei der Zweitimpfung für AstraZeneca entschieden hat und zwei Drittel für BioNTech/Pfizer. Bei den Teilnehmenden handelt es sich um MHH-Beschäftigte.
„Die Zweitimpfungen mit dem Biontech/Pfizer-Impfstoff führten zu deutlich stärkeren Immunantworten als die Zweitimpfungen mit dem AstraZeneca-Impfstoff“, erläutert Professor Förster.
Nach der Kreuzimpfung war demnach ein 11,5-facher Anstieg bestimmter schützender Antikörper (Anti-S-IgG) zu verzeichnen, wohingegen die ausschließliche AstraZeneca-Impfung zu einem rund dreifachen Anstieg führte. Ähnliche Veränderungen gab es auch bei weiteren Antikörpern (Anti-S-IgA) sowie bei den T-Zellen.
Zudem war die Qualität der Antikörper und der T-Zellen nach der Kreuzimpfung höher. Antikörper halten das Coronavirus davon ab, in die Zellen einzudringen. T-Zellen zerstören infizierte Zellen und lösen weitere Immunreaktionen aus.
„Die Wirkung der Kreuzimpfung entsprach insgesamt der von vollständig mit dem Biontech/Pfizer-Impfstoff geimpften Personen“, so Professor Behrens. Allerdings befinde sich die Immunantwort auch bei einer ausschließlichen Impfung mit AstraZeneca bereits auf einem sehr hohen Niveau und der Impfstoff bleibe sehr wichtig für den Kampf gegen COVID-19.
Mehr Schutz vor Virusvarianten
Ein weiterer entscheidender Vorteil der Kreuzimpfung ist, dass sie – nach den von den Forscherinnen und Forschern im Labor ermittelten Werten – auch stärker gegen die Virusvarianten Alpha, Beta und Gamma schützt. Im Gegensatz dazu blieb die Immunantwort auf diese Varianten nach der doppelten AstraZeneca-Impfung häufig schwach.
„Wir prüfen nun die Immunantwort auf die Virusvariante Delta, deren Anteil an den Neuinfektionen in Deutschland derzeit bei gut sechs Prozent liegt“, erklärt Professor Förster.
„Eine Zweifachimpfung mit dem Biontech/Pfizer-Impfstoff schützt ebenfalls sehr gut vor Infektionen mit den vier angesprochenen Virusvarianten, das ist aus anderen Studien bekannt.“
Über dritte Impfung nachdenken
„Wir müssen jetzt schon darüber nachdenken, wie die Immunitätssituation im Spätsommer und im Herbst sein wird, und anhand dieser Situation muss entschieden werden, welche Gruppen eine dritte Impfung brauchen und mit welchem Impfstoff sie geimpft werden sollen“, so Professor Förster.
Professor Behrens ergänzt: „Unsere Studie bildet, gemeinsam mit weiteren Arbeiten anderer Forschungsinstitute, eine gute Grundlage für Empfehlungen der Impfabfolge. Für eine Auffrischungsimpfung könnte gezielt ein anderer Impfstoff genutzt werden – auch, um beispielsweise auf neue Mutationen reagieren zu können, die jederzeit auftauchen könnten.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Medizinische Hochschule Hannover: MHH-Studie zu SARS-CoV-2: Kreuzimpfung schützt effektiv, (Abruf: 17.07.2021), Medizinische Hochschule Hannover
- Joana Barros-Martins, Swantje I. Hammerschmidt, Anne Cossmann, Ivan Odak, Metodi V. Stankov, Gema Morillas Ramos, Alexandra Dopfer-Jablonka, Annika Heidemann, Christiane Ritter, Michaela Friedrichsen, Christian Schultze-Florey, Inga Ravens, Stefanie Willenzon, Anja Bubke, Jasmin Ristenpart, Anika Janssen, George Ssebyatika, Günter Bernhardt, Jan Münch, Markus Hoffmann, Stefan Pöhlmann, Thomas Krey, Berislav Bošnjak, Reinhold Förster & Georg M. N. Behrens: Immune responses against SARS-CoV-2 variants after heterologous and homologous ChAdOx1 nCoV-19/BNT162b2 vaccination; in: Nature Medicine, (veröffentlicht: 14.07.2021), Nature Medicine
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.