Vorhersage der COVID-19 Ausbrüche anhand von Smartphone-Daten
Immer wieder haben sich im Verlauf der COVID-19-Pandemie lokale Hotspots des Infektionsgeschehens gebildet, von denen die weitere Verbreitung des Virus profitierte. Solche Ausbrüche könnten sich laut einer aktuellen Studie möglicherweise anhand der Mobilitätsdaten von Smartphones vorhersagen lassen und entsprechend frühzeitig könnten Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.
Ein kanadisches Forschungsteam hat die Mobilitätsdaten von Smartphones ausgewertet und diese mit den nachgewiesenen SARS-CoV-2-Infektionen in den jeweiligen Regionen verglichen. Dabei wurde deutlich, dass eine größere Mobilität „ein starker Prädiktor für erhöhte Raten von COVID-19“ ist, berichten die Forschenden. Veröffentlicht wurden ihre Studienergebnisse in dem „Canadian Medical Association Journal“ (CMAJ).
Bewegungsmuster mit erheblicher Auswirkung
Bis die Bevölkerung flächendeckend gegen SARS-CoV-2 geimpft ist, werden nicht-pharmazeutische Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens wie körperliche Distanzierung und die Einschränkung der Kontakte die wichtigsten bevölkerungsbezogenen Mittel zur Kontrolle der Ausbreitung des Virus sein, erläutern die Forschenden. Die Bewegungsmuster haben daher erhebliche Auswirkungen auf das Infektionsgeschehen.
Mobilitätsdaten der Smartphones ausgewertet
Das kanadische Forschungsteam untersuchte nun das Bewegungsverhalten anhand der anonymisierten Smartphone-Mobilitätsdaten vom 15. März 2020 bis zum 6. März 2021, sowohl auf nationaler Ebene als auch auf Ebene der Provinzen und verglich diese mit den gemeldeten COVID-19-Fällen. Die Auswertung der Daten habe gezeigt, dass die Mobilität die Wachstumsrate der gemeldeten SARS-CoV-2-Fälle bis zu drei Wochen in der Zukunft relativ verlässlich vorhersagen kann, betont Co-Autor Dr. Kevin Brown von Public Health Ontario.
Starke Korrelation feststellbar
So fanden die Forschenden heraus, „dass ein 10-prozentiger Anstieg der Mobilität von Kanadiern außerhalb ihrer Häuser mit einem 25-prozentigen Anstieg der nachfolgenden wöchentlichen SARS-CoV-2-Wachstumsraten korrelierte.“ Sie versuchten auch die Mobilitätsschwelle (das Niveau, das erforderlich ist, um das Virus zu kontrollieren) und die Mobilitätslücke (die Differenz zwischen der Schwelle und der tatsächlichen Bewegung) zu bestimmen.
„Der Mobilitätsschwellenwert und die Mobilitätslücke können von Beamten des öffentlichen Gesundheitswesens und Regierungen verwendet werden, um das Ausmaß der Einschränkungen abzuschätzen, die erforderlich sind, um die Ausbreitung von SARS-CoV-2 zu kontrollieren und die Umsetzung und Intensität von nicht-pharmazeutischen Interventionen des öffentlichen Gesundheitswesens zur Kontrolle der COVID-19-Pandemie in Echtzeit zu steuern”, schreiben die Forschenden.
Vorteile gegenüber anderen Methoden
Insgesamt liefern Mobilitätsmessungen über das anonymisierte Tracking von Smartphones vernünftige Näherungswerte für Kontaktraten außerhalb der eigenen Wohnung und sie können beispielsweise im Vergleich zur Kontaktverfolgung zeitnähere und zuverlässigere Informationsquellen liefern, erläutert das Forschungsteam weiter. So könnten die Daten eine gute Entscheidungshilfe für nationale und regionale Lockerungen beziehungsweise Verschärfungen sein, resümieren die Forschenden. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Canadian Medical Association Journal: Predicting COVID-19 outbreaks with cell phone mobility data (veröffentlicht 08.04.2021), eurekalert.org
- Kevin A. Brown, Jean-Paul R. Soucy, Sarah A. Buchan, Shelby L. Sturrock, Isha Berry, Nathan M. Stall, Peter Jüni, Amir Ghasemi, Nicholas Gibb, Derek R. MacFadden and Nick Daneman: The mobility gap: estimating mobility thresholds required to control SARS-CoV-2 in Canada (veröffentlicht 08.04.2021), cmaj.ca
Wichtiger Hinweis:
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