Corona-Ausbreitung: Welche Rolle spielen die Schulen?
Schulen scheinen laut einer einer aktuellen Testauswertung im Frühling 2021 keine wesentliche Rolle bei der Ausbreitung des Coronavirus in Sachsen-Anhalt gespielt zu haben, berichtet das Universitätsklinikum Halle. Die Studie legt nahe, dass Schulen im Allgemeinen keine Corona-Hotspots sind.
Mithilfe eines so bezeichneten Lolli-Tests untersuchten Forschende der Universitätsmedizin Halle an 85 Schulen in Sachsen-Anhalt, wie stark der Schulbetrieb im März und April 2021 zur Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 beigetragen hat.
Wie funktioniert der Lolli-Test?
„Es ist im Prinzip ganz einfach: Hochgehustetes Sekret auf der Zunge sammeln und dann das Stäbchen wie einen Lolli fünfmal auf der Zunge drehen“, erklärt Forschungsleiter Professor Dr. Thomas Frese den Lolli-Test. Das Stäbchen wandere anschließend für eine Minute in eine Ampulle mit einer Pufferlösung, die dann auf einen Test gegeben wird. Innerhalb weniger Minuten liegt das Testergebnis vor.
Schnelltest ohne Rachen- oder Nasenabstrich
Vier Wochen lang hat das Team um Professor Frese rund 45.000 Tests pro Woche an 85 Schulen in Sachsen-Anhalt durchführen lassen. Die Studie sollte zum einen die Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 an den Schulen überprüfen und zum anderen die Funktionalität eines Schnelltests überprüfen, der ohne unangenehme Rachen- oder Nasenabstriche auskommt.
„Schulen sind keine COVID-19-Hotspots“
„Es wurden wenige positive Kinder identifiziert und es gab andererseits keine Hinweise darauf, dass COVID-19 Fälle übersehen worden sind“, versichert der Studienleiter. In Hinblick auf die Anzahl der Tests gäbe es auch sehr wenige falsch positive Testergebnisse. „Dies alles belegt, dass die Schulen keine Hotspots für COVID-19-Infektionen sind“, resümiert Frese.
Leichte Probleme bei der Test-Durchführung
Eine Schwierigkeiten gab es jedoch bei der Durchführung des Tests. So hatten einige Kinder Probleme mit dem Hochhusten des Rachensekrets. „Die Anwendung des gleichen Tests mit Proben aus dem vorderen Nasenraum wäre hier vielleicht eine bessere Option gewesen“, so Frese.
Die Tests wurden nicht alle durch das Studienteam ausgeführt, sondern auch von Lehrerinnen und Lehrer sowie von Schulsozialarbeiterinnen und -arbeitern, die dafür extra im Vorfeld eine Schulung erhielten. In regelmäßigen Online-Veranstaltungen konnten sich die Helferinnen und Helfer an das Studienteam wenden. Insgesamt halfen 1.900 bis 2.000 Personen bei der Studie.
Was passierte bei positivem Testergebnis?
„Wurde hierbei ein positives Ergebnis festgestellt, wurde das Kind aus der Schule genommen, bis der Test wie bisher auch mit einem PCR-Test überprüft worden ist“, schildert Frese. Der Burgenlandkreis, in dem die Tests durchgeführt wurden, konnte trotz einer Sieben-Tage-Inzidenz von deutlich über 200 die Schulen geöffnet lassen.
Konzept für den kommenden Herbst und Winter?
„Die gut konzipierte und bedachte Testung von Schülerinnen und Schülern wird nach den Sommerferien und insbesondere im Herbst wieder ein Thema sein“, betont Frese. Der „Lolli-Test“ sei mittlerweile zur Selbstanwendung zugelassen und stelle eine Alternative zum Abstrich im vorderen Nasenbereich dar.
Schwedische Studie kommt zu ähnlichen Ergebnissen
Dass der Schulbetrieb nur geringen Einfluss auf die Corona-Pandemie hat, legt auch eine schwedische Studie nahe, die zeigte, dass an schwedischen Schulen, die während der Pandemie geöffnet blieben, hauptsächlich Lehrerinnen und Lehrer an COVID-19 erkrankten. Mehr Informationen hierzu finden Sie im Artikel: Schwedische Corona-Studie: An Schulen erkrankten vorwiegend Lehrkräfte. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universitätsklinikum Halle: Lolli-Test-Studie der Universitätsmedizin Halle im Burgenlandkreis: Schulen waren keine Corona-Hotspots (veröffentlicht: 01.07.2021), medizin.uni-halle.de
- Deutsches Ärzteblatt: Studie mit „Lollitests“: Schulen waren keine Coronahotspots (veröffentlicht: 02.07.2021), aerzteblatt.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.