Welche Rolle spielt Social Media bei der COVID-19-Ausbreitung?
Die Nutzung von Social Media hatte laut einer aktuellen Studie in zahlreichen Ländern einen erheblichen Einfluss auf die Ausbreitung der COVID-19-Pandemie. Auch andere unerwartete Einflussfaktoren konnten die Forschenden identifizieren.
Welche Faktoren sich besonders stark auf die frühe Ausbreitung von COVID-19 ausgewirkt haben, hat ein Team unter Beteiligung von Forschenden der York University und der University of British Columbia analysiert. Die entsprechende Studie wurde in der englischsprachigen Fachzeitschrift „PLOS ONE“ veröffentlicht.
Einflussfaktoren der Pandemie untersucht
Die Forschungsgruppe untersuchte mögliche Zusammenhänge der COVID-19-Pandemie mit demografischen, krankheitsbezogenen, wirtschaftlichen, lebensraumbezogenen, gesundheitlichen, sozialen und umweltbezogenen Merkmalen auf nationaler Ebene in 58 Ländern, darunter beispielsweise Ghana, Kanada und die Vereinigten Staaten.
Die Fachleute zerlegten diese Charakteristika in sogenannte Kovariaten und analysierten anschließend, welche die stärksten Assoziationen mit der Ausbreitung des Virus hatten, bevor schließlich staatliche Interventionen in Kraft traten.
Welche Wirkung hatte Social Media?
Länder mit einer hohen Nutzung von Social Media, die vor der Pandemie zu politischen Offline-Aktionen führten, zeigten demnach den stärksten Trend zu einer schnelleren anfänglichen Verbreitung des Virus und eine hohe Basisreproduktionszahl (R0), welche ein Indikator dafür ist, wie viele Sekundärinfektionen ein infiziertes Individuum wahrscheinlich verursachen wird, berichten die Forschenden.
Social Media dynamischer Faktor bei Epidemien
„Was wir gefunden haben, war überraschend, nämlich, dass die Nutzung von Social Media zur Organisation von Offline-Aktionen tendenziell mit einer höheren Verbreitungsrate von COVID-19 verbunden war. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, die dynamische Rolle, die Social Media bei Epidemien spielt, zu berücksichtigen”, erläutert Studienautor Jude Kong von der Faculty of Science der York University
Hilft Social Media mittlerweile eher als zu schaden?
Die Welt hat sich verändert, um die COVID-19-Übertragungsraten zu senken. Soziale Medien, könnten so mittlerweile „eher helfen als schaden, da wir jetzt zuverlässigere Informationen haben, welche wir weitergeben können”, ergänzt Studienautor Edward Tekwa von der Rutgers University. „Aber einige der Faktoren, die wir in unserer Forschung identifiziert haben, haben sich nicht verändert und könnten für die aktuelle und zukünftige Pandemien aufschlussreich sein”, so Tekwa weiter.
Wichtige Faktoren für Ausbreitung von COVID-19
Die Fachleute stellten zudem fest, dass eine mittlere Anzahl von jüngeren Erwachsenen (zwischen 20 und 34 Jahren), ein mittlerer sogenannter GINI-Ungleichheitsfaktor (das Ausmaß der Einkommensungleichheit in einer Bevölkerung) und eine hauptsächlich in Millionen-Städten lebende Bevölkerung zusätzlich zu Social Media drei weitere wichtige Faktoren in Bezug auf die Ausbreitungsrate von COVID-19 waren.
Verschmutzung, Temperatur und Luftfeuchtigkeit hatten indes keinen starken Zusammenhang mit R0. Das übergeordnete Ziel der aktuellen Untersuchung war es, grundlegende epidemiologische Unterschiede zwischen den Ländern zu identifizieren, zukünftige COVID-19-Forschung zu gestalten und die Übertragung von Infektionskrankheiten besser zu verstehen, betonen die Forschenden.
„Verschiedene Länder haben unterschiedliche Eigenschaften, welche sie für eine größere Anfälligkeit prädisponieren. Wenn wir den Verlauf von COVID-19 zwischen den Ländern vergleichen wollen, müssen wir diese bereits vorhandenen Ländermerkmale berücksichtigen. Der Grund dafür ist, dass das Ergebnis irreführend ist, wenn man nur eine einfache Analyse durchführt“, so Kong in einer Pressemitteilung der York University.
Wofür können die Ergebnisse genutzt werden?
Das Verständnis der Anfangsphase der Ausbreitung wird nach Ansicht der Forschenden dabei helfen, bereits bestehende, intrinsische Unterschiede zu berücksichtigen, während die Regionen versuchen, ihre eigene beste Managementstrategie für die Zukunft zu identifizieren. Kong erklärt hierzu, dass diese Daten beispielsweise bereits genutzt werden, um politische Entscheidungsträgerinnen und -träger in Afrika darüber zu informieren, welche Gemeinden am meisten gefährdet sind. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Jude Dzevela Kong, Edward W. Tekwa, Sarah A. Gignoux-Wolfsohn: Social, economic, and environmental factors influencing the basic reproduction number of COVID-19 across countries, in PLOS ONE (veröffentlicht 09.06.2021), PLOS ONE
- York University: Social media use one of four factors related to higher COVID-19 spread rates early on (veröffentlicht 09.06.2021), York University
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.