Adipositas erhöht das COVID-19-Risiko
Starkes Übergewicht gehört zu den Risikofaktoren für eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 und kann zu schweren und auch tödlichen Verläufen der COVID-19 Erkrankung beitragen.
Laut einer Mitteilung hat die Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) vor kurzem empfohlen, Menschen mit Adipositas (Fettleibigkeit) in die Prioritätenliste für eine COVID-19-Impfung aufzunehmen. Und dies aus gutem Grund. Denn starkes Übergewicht erhöht die Gefahr für COVID-19 und auch das Sterberisiko.
Häufiger tödliche Infektionsverläufe
Wie das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) in einer aktuellen Mitteilung schreibt, erhöht Adipositas das Risiko, an COVID-19 zu erkranken.
Bei übergewichtigen Menschen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von über 30 ist zudem ein schwerer oder gar tödlicher Infektionsverlauf deutlich häufiger. Das zeigen Metaanalysen vorliegender Beobachtungsstudien aus der ersten Coronawelle.
Das Risikopotenzial kann für den Infektions- beziehungsweise Therapieverlauf in medizinstatistischen Zahlen abgebildet werden – jeweils als prozentuale Risikoerhöhung: von positiven Testergebnissen (+ 46), über stationäre Behandlung im Krankenhaus (+ 113), auf Intensivstation (+ 74), mit künstlicher Beatmung (+ 66) bis zu Todesfolgen (+ 48).
Diese aktuellen Forschungsergebnisse stellte der Epidemiologe Prof. Dr. Jakob Linseisen von der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) Mitte November bei der gemeinsamen Dreiländertagung 2020 der Ernährungsgesellschaften für Deutschland, Österreich und die Schweiz vor.
Gefahr durch Viren-Reservoir im Körperfett
Die bei starkem Übergewicht deutlich vergrößerte Körperfettmasse spielt eine besondere Rolle. Denn das Fettgewebe kann offenbar den Coronaviren vom aktuell pandemischen Typ SARS-CoV-2 als Reservoir im menschlichen Körper dienen.
Um über die epidemiologisch-statistischen Zusammenhänge hinaus die Frage der Kausalität besser beantworten zu können, wurde laut dem BZfE im medizinischen Forschungsverbund UNIKA-T an den Universitäten in München und Augsburg dazu eine Mendelsche Randomisierungs-Studie durchgeführt. Mit diesem wissenschaftsmethodischen Instrument ist es möglich, den Einfluss von Risikofaktoren biostatistisch abzusichern.
„Damit können wir klar zeigen, dass Adipositas signifikant das COVID-19-Risiko erhöht“, sagte Prof. Dr. Linseisen.
„Da Adipositas-Begleitkrankheiten diesen Zusammenhang erklären könnten bzw. Mediatoren sein könnten, wurden die Analysen auch für Diabetes und kardiovaskuläre Erkrankungen adjustiert. Auch hier bestätigt sich der direkte und robuste Zusammenhang zwischen Adipositas und dem Risiko für eine COVID-19-Erkrankung und die Schwere des Verlaufs“, so der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).
Abschließend sprach der Münchener Professor noch einen gesellschaftlich-ethischen Aspekt an: „Die Frage einer besonderen Schutzbedürftigkeit von Personen mit Adipositas in der existierenden Pandemie ist zu diskutieren.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Bundeszentrum für Ernährung (BZfE): Adipositas und Covid-19, (Abruf: 21.12.2020), Bundeszentrum für Ernährung (BZfE)
- Deutsche Adipositas-Gesellschaft: „Facettenreiche Adipositas braucht vielfältige Ansätze“, (Abruf: 21.12.2020), Deutsche Adipositas-Gesellschaft
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.