Wie hängen Stress, Ängste und der Schlaf zusammen?
Die COVID-19-Pandemie hat bei vielen Menschen negative Auswirkungen auf den Schlaf, was wiederum auf Stress, Ängste und Depressionen zurückgeführt wird. Eine aktuelle Studie hat diesen Zusmmanhang nun bestätigt.
Ein Team unter Leitung voon Forschenden der Washington State University hat in einer Umfrage mit mehr als 900 Zwillingen festgestellt, dass Stress, Angst und Depressionen in den ersten Wochen der Pandemie mit verringerter Schlafdauer und -qualität verbunden waren. Die Studie wurde in dem englischsprachigen Fachblatt „Frontiers in Neuroscience“ veröffentlicht.
Wie veränderte sich das Schlafverhalten?
Insgesamt berichtete etwa die Hälfte der Teilnehmenden von keiner Veränderung der Schlafdauer (50,1 Prozent) und Schlafqualität (55,6 Prozent), rund ein Drittel (32,9 Prozent) litt jedoch unter einer verringerten Schlafqualität. Zudem berichteten 29,8 Prozent der Befragten, dass sie länger schliefen, als es sonst der Fall war.
Psychische Probleme durch zu wenig Schlaf
In der Analyse stellten die Forschenden fest, dass die Veränderungen des Schlafs mit selbstberichteten psychischen Gesundheitsproblemen zusammenhingen. „Wir fanden heraus, dass Stress und Angst mit einer Verringerung der Schlafdauer und einer schlechteren Schlafqualität verbunden waren”, schreiben die Forschenden.
„Die Ergebnisse zeigen, dass Abweichungen vom typischen Schlafverhalten mit Depressionen, Ängsten und Stress zusammenhängen können”, so die Studienautorin Siny Tsang.
Die Expertin betont jedoch, dass die Studie einen statistischen Zusammenhang und keinen Kausalzusammenhang zeige. Dennoch unterstützen die Ergebnisse frühere Forschungsarbeiten, welche eine wechselseitige Beziehung zwischen gestörten Schlafmustern und schlechter psychischer Gesundheit gefunden haben, erläutert Tsang.
Teufelskreis Schlaf und Psyche
Zusammengefasst: Wenn Menschen nicht gut schlafen, fühlen sie sich eher gestresst, ängstlich und depressiv. Dies führt wiederum dazu, dass Schlafqualität leidet, auch wenn es einige Menschen gibt, welche aufgrund der oben genannten Faktoren länger schlafen, so das Team.
Warum wurde Studie an Zwillingen durchgeführt?
Für die Studie wurden die Antworten auf eine Umfrage ausgewertet, welche zwischen dem 26. März und dem 5. April 2020 durchgeführt wurde. Seit diesem Zeitraum hat die gleiche Gruppe von Teilnehmenden drei weitere Umfragen absolviert. Es war für die Forschenden besonders interessant Zwillinge zu untersuchen, um herauszufinden, ob die Assoziationen durch genetische Faktoren, eine gemeinsame Umgebung oder beides vermittelt werden.
Die Pandemie bot auch die Gelegenheit für ein natürliches Experiment, um zu sehen, wie sich eine stressige Situation auf die Schlafmenge und -qualität von Personen in der Gemeinschaft auswirkt, erläutert Tsang.
Wahrnehmung wichtiger als Menge von Schlaf
Die Untersuchung stützt sich auf die selbstberichtete Wahrnehmung der Schlafdauer und -qualität, also sehr subjektive Einschätzungen des eigenen Schlafs. Die Forschenden gehen jedoch davon aus, dass in Bezug auf die psychische Gesundheit, die Wahrnehmung eine größere Rolle spielen kann als die tatsächliche Schlafmenge.
„Selbst wenn Ihr Handy sagt, dass Sie jeden Tag konstant acht Stunden schlafen, können Sie das Gefühl haben, dass Sie weniger oder schlecht geschlafen haben, und das kann mit stressigen oder ängstlichen Gefühlen verbunden sein. Es spielt vielleicht keine Rolle, ob sich die tatsächliche Zahl geändert hat oder nicht“, erläutert Tsang in einer Pressemitteilung. Es sei vielmehr das Gefühl von Menschen, welches mit der psychischen Gesundheit verbunden ist.
Die Forschenden haben zusätzlich auch Zwillingsstudien zu den Auswirkungen des COVID-19-Lockdowns auf den Alkoholkonsum, den Pandemiestress und auf das Bewegungsverhalten durchgeführt. Derzeit sind sie noch dabei, die Ergebnisse zu analysieren. Es lasse sich allerdings bereits ein gemeinsames Muster erkennen. So waren Menschen, die über Veränderungen bei Bewegung, Alkoholkonsum oder Schlaf berichteten, gestresster, ängstlicher und deprimierter als Personen, die angaben, keine Veränderungen erlebt zu haben, fügt Tsang hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Siny Tsang, Ally R. Avery, Edmund Y. W. Seto, Glen E. Duncan: Is COVID-19 Keeping us Up at Night? Stress, Anxiety, and Sleep Among Adult Twins, in Frontiers in Neuroscience (veröffentlicht 26.04.2021), Frontiers in Neuroscience
- Washington State University: Stress during pandemic linked to poor sleep (veröffentlicht 17.06.2021), Washington State University
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.